Die Liebe und das Leiden

Tut dies zu meinem Gedächtnis! Das gilt auch für die Fußwaschung, als Beispiel für helfende Liebe gemeint. Am Gründonnerstag vollziehen wir sie auch rituell, wie Bischof Krautwaschl in Eibiswald (Bild rechts). | Foto: Karfreitag, Einzug mit dem verhüllten Kreuz in Graz-Graben.
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  • Tut dies zu meinem Gedächtnis! Das gilt auch für die Fußwaschung, als Beispiel für helfende Liebe gemeint. Am Gründonnerstag vollziehen wir sie auch rituell, wie Bischof Krautwaschl in Eibiswald (Bild rechts).
  • Foto: Karfreitag, Einzug mit dem verhüllten Kreuz in Graz-Graben.
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In der Karwoche, auch Heilige Woche genannt, begleiten wir Jesus durchs Leiden zur Auferstehung. Und wir wissen ihn als Erlöser an unserer Seite.

Kreuz, auf das ich schaue! So beginnt ein kleines, feines Lied (Gotteslob, Nr. 270). Es eignet sich besonders auch für den Karfreitag. Wenn wir das Kreuz in unserer Kirche wieder enthüllen und aus der Nähe verehren, sehen wir vor und über uns einen liebenden Leidenden. Wir sehen die Wunden und die Dornenkrone. Wir sehen ihn festgenagelt. Aber gleichzeitig sind seine Arme durch die Nägel geradezu fixiert in der Stellung von einem, der die Arme ausbreitet und gleichzeitig sein Herz öffnet. Er musste Leiden für seine Liebe. Er hat das Leiden aus Liebe auf sich genommen. In der Karwoche verbinden sich Liebe und Leid, matchen sich Liebe und Leid. Siegerin wird die Liebe sein.

Der Palmsonntag eröffnet diese besondere Woche mit einem festlichen Einzug. Jesus scheint von seinen Fans umgeben zu sein, die erwartungsvoll „Hosianna“ rufen: Du kannst uns helfen! So hilf uns doch!
Aber auch die Gegner treten auf. Sie fürchten einen Ruhestörer. Was bei der Segnung der Palmzweige so feierlich beginnt, findet im Evangelium eine Fortsetzung als Leidensgeschichte. Nach Hause nehmen wir aber die gesegneten Zweige mit. Als Zeichen des Segens und der Liebe werden sie uns im Haus beschützen und an unsere Treue zu Jesus erinnern. Schon beim Gottesdienst an diesem Tag wäre es ein gutes Zeichen, wenn wir Jesus nicht nur beim festlichen Hosianna begleiten, sondern auch dabei bleiben, wenn wir seine Leidensgeschichte hören.

Am Gründonnerstag Abend folgen wir Jesus in den Abendmahlsaal. Er hat das Leiden vor sich, was seine Freunde aber zunächst nicht merken. Um so mehr spüren sie seine Liebe. Er wäscht ihnen die Füße. Er nennt sie nicht mehr Knechte oder Schüler, sondern Freunde. Er hinterlässt ihnen ein wunderbares Zeichen: In den Lebensmitteln von Brot und Wein wird er immer bei den Seinen bleiben.
Am Ende der Feier sind an diesem Abend Altar und Tabernakel leer. Jesus wird am Ölberg die Angst vieler Menschen teilen. Seine Gegner werden ihn ergreifen. Seine Freunde werden schlafen, davonlaufen oder zuschlagen. In (nächtlichen) Gebetsstunden möchten die Betenden das Gegenteil zum Ausdruck bringen: Wachsamkeit, Treue und Gewaltlosigkeit. Das ist es, was wir auch in den Leiden unserer Zeit brauchen.

Am Karfreitag wird das Kreuz enthüllt. Heute werden viele Leiden enthüllt: Leiden der Welt und der Schöpfung, Leiden von Ländern und Völkern, Leidensgeschichten bestimmter Gruppen und Leidensschicksale einzelner Personen. Gleichzeitig bleibt viel Leid ungesehen oder unbeantwortet.
Jesus verwandelt das Leid durch die Liebe. Wer allzu schnell aufhört zu lieben, wenn es nicht ganz positiv läuft, dem fehlt die Treue, die gerade die Leidenden und Bedrängten so dringend nötig haben.

In der Osternacht wird das Dunkel des Leidens durch das Licht der Liebe erhellt. Alle nehmen ein Licht in die Hand. Durch die Taufe, die wir in dieser Nacht auch feiern oder erneuern, sind wir Lichtträger. Im Alltag möchten wir für viele ein Lichtblick sein oder Lichter der Hoffnung entzünden.
Die Osternacht entwirft gegen die vielen Gräber der Gegenwart ein Zukunftsbild, in dem die Gräber leer sind. Das Leben bleibt, weil die Liebe bleibt.

Herbert Messner

Kreuz, auf das ich schaue
Kreuz, auf das ich schaue, steht als Zeichen da; der, dem ich vertraue, ist in dir mir nah.
Kreuz, zu dem ich fliehe, aus der Dunkelheit; statt der Angst und Mühe ist nun Hoffnungszeit. (Eckart Bücken, Gotteslob 270)

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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