USA
Tröster der Nation

Mit Joe Biden bekommt die USA nach John F. Kennedy den zweiten katholischen Präsidenten der Geschichte. Sein Glaube ist ihm Richtschnur, um die verletzte Seele Amerikas zu heilen. | Foto: Gage Skidmore/flickr.com (CC BY-SA 2.0)
  • Mit Joe Biden bekommt die USA nach John F. Kennedy den zweiten katholischen Präsidenten der Geschichte. Sein Glaube ist ihm Richtschnur, um die verletzte Seele Amerikas zu heilen.
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Joe Biden wird der zweite katholische US-Präsident. Sein Glaube ist ihm Richtschnur und Trost.

Joe Biden zog am 20. Jänner als zweiter Katholik in der Geschichte der USA ins Weiße Haus ein. Zum Ende seiner Siegesrede am 7. November sprach Biden von Herzen: „In den letzten Tagen dachte ich oft über ein Kirchenlied nach, das meiner Familie und mir, insbesondere meinem verstorbenen Sohn Beau, viel bedeutet hat“, sagte Biden. Er hoffe, dass es den Angehörigen der Opfer des Coronavirus „denselben Trost spendet“. Dann zitiert er aus dem Lied „On Eagle’s Wings“. Biden sang es während der Kommunion-Austeilung bei der Beisetzung Beaus, der 2015 einem Gehirntumor erlag; schon das zweite Kind, das der damalige Stellvertreter Barack Obamas zu Grabe tragen musste.
Zu Beginn seiner politischen Laufbahn, wenige Tage nach seiner Wahl zum mit 29 Jahren jüngsten US-Senator in der Geschichte, kamen seine einjährige Tochter Naomi und seine Frau auf der Rückfahrt vom Weihnachtsbaum-Holen bei einem Unfall ums Leben. Was ihn damals aufrecht erhalten habe, war sein Glaube, so Biden.
„Meine Religion gibt mir enormen Trost“, sagte Biden wenige Monate nach dem Tod Beaus in einem Interview. Dass dies nicht nur so gesagt ist, bezeugt der Jesuit Leo O’Donovan, der als enger Freund ein Gebet bei Bidens Amtseinführung sprach. Der Priester leitete die Totenmesse für Beau. Seine Predigt begann er mit den Worten: „Joe, es tut mir so leid.“ Dann brach er in Tränen aus, und Biden tröstete ihn. „Er war in diesem Moment mein Pastor.“
Es ist dieser gelebte Glaube, der Biden auszeichnet. Er hält keine theologischen Vorträge oder macht Politik mit seiner Religion. Für ihn ist der Glaube eine stete Quelle der Erneuerung. Genau das verspricht er in diesen dunklen Tagen der tief gespaltenen Gesellschaft der USA, die mit den Folgen des gescheiterten Coups fanatischer Trump-Anhänger und täglich mehr Corona-Toten ringt. Er bietet sich als Tröster an, der „die verletzte Seele der Nation heilen will“.
Eine gewaltige Aufgabe, deren Ausmaß sich an dem Misstrauen ablesen lässt, das ihm in der eigenen Kirche entgegenschlägt. Die Katholiken haben Biden mit nur 52 zu 48 Prozent Trump vorgezogen. Viele stellen Bidens Glauben wegen dessen Haltung zu Abtreibung, „Homo-Ehe“ und anderen Streitthemen in Frage. Biden lehnt Abtreibung persönlich ab, will dies aber nicht vorschreiben. Während es bei John F. Kennedy Skepsis gab, ob er dem Staat gegenüber genügend loyal sei, fragen diesmal bestimmte Kreise: Ist Biden katholisch genug?

Thomas Spang

Trostspender

„On Eagle’s Wings“ (nach Ps 91)
You who dwell in the shelter of the Lord, who abide in his shadow for life, say to the Lord, „my refuge, my rock in Whom I trust“. And He will raise you up on eagle’s wings, bare you on the breath of dawn, make you to shine like the sun and hold you in the palm of His hand.

Michael Joncas, 1977

Übersetzung:
Du, der du im Schutz des Herrn wohnst und ein Leben lang in seinem Schatten bleibst, sprich zum Herrn: „Meine Zuflucht, mein Fels, dem ich vertraue.“ Und ER wird dich auf Adlerflügeln erheben, dich freisetzen im Atem der Morgendämmerung, dich wie die Sonne scheinen lassen und dich in SEINER Hand halten.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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