Wort zum 3. Adventsonntag - von Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz
„Freut euch!“

ohannes der Täufer hat sich selbst nicht wichtig genommen. Seine Aufgabe war es, auf Jesus zu verweisen. Er war gleichsam der Freudenbote, der Jesus Christus ankündigen durfte.
Bild: Statue Johannes’ des Täufers auf der Karlsbrücke in Prag.   | Foto: Foto: Владимир Виноградов - stock.adobe.com
  • ohannes der Täufer hat sich selbst nicht wichtig genommen. Seine Aufgabe war es, auf Jesus zu verweisen. Er war gleichsam der Freudenbote, der Jesus Christus ankündigen durfte.
    Bild: Statue Johannes’ des Täufers auf der Karlsbrücke in Prag.
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Am dritten Adventsonntag soll die Freude aufblühen dürfen. Nach den zwei violetten wird heute eine rosafarbene Kerze am Adventkranz angezündet. In den Texten der Liturgie ist von der Freude die Rede.

Nicht mehr allzu lange dauert es, bis wir Weihnachten feiern, das Fest der Geburt Christi. Die Vorfreude auf das nahende Weihnachtsfest, dass Gott zu uns Menschen kommt und in der Gestalt eines Kindes einer von uns sein will, gibt dem heutigen dritten Adventsonntag seinen liturgischen Namen: „Gaudete!“ (lat.: „Freuet euch!“). Freude ist einer der Grundbegriffe im Christentum, dessen Kern und Glaubensauftrag das „Evangelium“ (übersetzt: „Frohe Botschaft“) ist. In der ersten Lesung schreibt der Prophet Jesaja: „Von Herzen freue ich mich über den Herrn. Meine Seele jubelt über meinen Gott“ (Jes 61,10). Im Antwortpsalm auf diese Textstelle aus der Heiligen Schrift jubelt Maria im Magnifikat: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter“ (Lk 1, 46f). Unmittelbar darauf, nämlich in der zweiten Lesung, hören wir von Paulus, wenn er schreibt: „Freut euch zu jeder Zeit!“ (1 Thess 5,16)

Wie sollen wir aber in einer Zeit von Corona, Terror, Krankheit, Leid und Tod Freude verspüren? Es nur einzufordern hilft ja noch nicht. Vielleicht hilft es uns zur Freude, jemanden näher zu betrachten, den wir kennen und der weiß, wie es weitergehen kann. Johannes der Täufer, von dem wir heute hören, war so einer. Johannes der Täufer wusste um das Licht Gottes, das Energie für die Seele und überhaupt der menschlichen Existenz ist.
Johannes der Täufer sollte „Zeugnis ablegen für das Licht“ und war nicht selbst das Licht (Joh 1,7f). Dreimal sagt er „Ich bin es nicht“. Weder Christus, noch Elija, noch ein Prophet. Er sagte von sich: „Ich bin es nicht.“ Johannes hat sich selbst nicht wichtig genommen. Seine Aufgabe war es, auf Jesus zu verweisen. Er hat es ausgehalten, der Zweite zu sein. Er war gleichsam der Freudenbote, der Jesus Christus ankündigen durfte. Seine Lebensaufgabe bestand darin, den Sohn Gottes den Menschen zu verkünden und gleichzeitig zu wissen, dass er nicht selbst der Messias ist, für den die Leute ihn immer wieder gehalten haben.

Es ist nicht leicht, dem anderen den ersten Platz zu überlassen. Sich für das Lebenswerk der anderen einzusetzen. Zweite Plätze können wir heute mit der Funktion der Assistenz vergleichen. Johannes war ein solcher göttlicher Assistent, der den Auftrag hatte, Jesus anzukündigen.

Unvergesslich ist für mich eine Siegerehrung in Schladming bei den Special Olympics, der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit intellektuellen oder multiplen Beeinträchtigungen. Da fragte ein Goldmedaillengewinner bei der Siegerehrung seinen Nachbarn, der die Silbermedaille gewonnen hat: „Können wir tauschen? Die Medaille, die du hast, habe ich noch nicht.“ Und dann hat er seine Goldmedaille herun­tergenommen und seinem Nachbarn angeboten und sie haben getauscht. Plötzlich wird am Siegerpodest die Ordnung der Freude verwandelt: Nicht der erste Platz war für den Gewinner bedeutend, sondern die Medaille, die ihm in seiner Sammlung noch fehlte, war das Entscheidende für ihn. Mir gefällt diese Begebenheit so gut, weil sie genau ausdrückt, worum es uns Menschen gehen soll: Es geht nicht um den ersten Platz, sondern um das Geschenk, das wir ein­ander sein dürfen. Die Geburt von Jesus Christus lädt uns ein, unsere Maßstäbe von Freude und Liebe neu zu denken und zu leben: Wer mit Jesus das Geschenk innerer echter Freude annimmt, verwandelt äußere Wertekonzepte fundamental.

Das meint das „Freut euch!“ des 3. Adventsonntags, des „Gaudete!“: Freu­en wir uns heute gemeinsam darüber, dass wir im Lichte der bevorstehenden Geburt des Menschensohnes einander Licht sein dürfen, auch wenn wir nicht alles ausleuchten können, auch wenn wir die Dunkelheiten unseres Lebens zulassen müssen.
Ich lade Sie ein, liebe Leserin, lieber Leser, einem Menschen eine Freude zu machen durch ein Wort der Aufmerk­samkeit, durch geduldiges Zuhören, durch Ihr Beistehen.
Ihr Bischof Alois Schwarz

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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