Interview mit Propst Petrus Stockinger
Nur ja nicht den Mut verlieren

Propst Petrus Stockinger | Foto: Weinfranz/Stift Herzogenburg

Propst Petrus Stockinger überstand im Herbst eine Covid-19-Infektion. Bis heute kämpft er gegen deren Folgeerscheinungen an. Den Optimismus hat er trotzdem nicht verloren – auch dank seines Glaubens.

„Ja, ich war vom Testergebnis überrascht“, erinnert sich Petrus Stockinger, Propst des Stiftes Herzogenburg, an jenen Moment im vergangenen Oktober, als er das Ergebnis des positiven PCR-Tests in seinen Händen hielt. „Bei den Symptomen dachte ich zuerst an eine Verkühlung.“ Den Test habe er gemacht, da er einen Firmgottesdienst hätte leiten sollen, der schließlich ins Wasser gefallen ist. „Ich war ja der einzige Erkrankte im Stift – ich weiß nicht, woher ich das Virus hatte, aber ich weiß, niemanden angesteckt zu haben.“ Dass das Virus irgendwann ins Stift Herzogenburg kommen werde, war ihm und seinen Mitbrüdern bewusst. Daher haben sie auch einen Krisenplan vorbereitet. „Wir sind Menschen so wie andere auch und daher nicht immun vor dieser Erkrankung“, sagt er im Gespräch und denkt an die vielen älteren Priester, die sie nicht überstanden.

Unterschiedliche Wahrnehmungen

Angst vor Corona habe er damals in keinem Moment verspürt, da er sich immer in guten Händen befand, so Petrus Stockinger. Zunächst hatte er sich auf sein Zimmer im Stift zurückgezogen. Nach wenigen Tagen empfahl ihm aber ein befreundeter Arzt, dass er sich in einem Krankenhaus behandeln lassen sollte. Daraus sind dann acht Tage geworden, erzählt der Ordensmann, der nie künstlich beatmet werden musste. Auch lag er auf keiner Intensivstation. Von der mehr als zehntägigen Quarantäne des Stifts bekam er wenig mit, da er sich zu dieser Zeit bereits in stationärer Behandlung befand. So wie ihm erging es vermutlich vielen anderen Erkrankten auch und es sei daher unmöglich, den eigenen Fall auf andere umzulegen, findet der Propst.

„Wenn jemand eine Krankheit hat, muss er ernstgenommen werden“, zitiert der Herzogenburger Propst die Ordensregel der Augus­tiner-Chorherren. Covid-19 bilde da für ihn keine Ausnahme. Daher fühlte er sich auch nie alleingelassen. Seine Mitbrüder hatte er um sich, die ihn betreuten und umsorgten. Erleichtert blickt Propst Petrus Stockinger heute auf den Herbst zurück. Seine Erfahrung sei einfach, sagt er: „Ich empfehle niemandem, krank zu werden, denn Corona ist anders, als man meint.“ Keinesfalls sei es nur eine „etwas andere Grippe“, wie es manche Corona-Verharmloser sehen, die er kennt und die ihn heute auf die durchgemachte Erkrankung nicht ansprechen.

Verlust des Geschmackssinns, Konzentrationsstörungen, Atemlosigkeit oder Müdigkeit – diese sowie weitere Post-Covid-19-Symp­tome können nach einer überstandenen Infektion bei mehr als der Hälfte der Patienten auftreten. Auch bei Propst Stockinger machen sich welche bemerkbar. Er sei seither weniger belastbar und ermüde relativ schnell. Diese Folgeerscheinungen sollen aber vorübergehen, beruhigen ihn die Ärzte. Und nein, weder Mut noch Hoffnung verliere er deswegen und angesichts der Pandemie schon gar nicht, die die Gesellschaft auch noch nach über einem Jahr weiterhin im Bann hält. Die Gewissheit des Glaubens habe die Krise nicht verändert. Vielen biete er heute Halt, ist Pet­rus Stockinger überzeugt und blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich bin zuversichtlich, dass wir wieder besseren Zeiten entgegengehen, in denen wir einander wieder offen und ohne Angst begegnen können.“  Christopher Erben

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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