Abschied von Benedikt XVI.

Der Sarg von Benedikt XVI. wird nach dem Requiem in den Petersdom getragen.  | Foto: Paul Haring/CNS photo/KNA
  • Der Sarg von Benedikt XVI. wird nach dem Requiem in den Petersdom getragen.
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Im Beisein von 50.000 Menschen und bei einer weltweit übertragenen Trauerfeier wurde für Papst em. Benedikt XVI. am 5. Jänner am Petersplatz in Rom das Requiem gefeiert. In den drei Tagen, in denen Benedikts Leichnam im Petersdom aufgebahrt war, erwiesen fast 200.000 Menschen dem früheren Papst die letzte Ehre.

Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ Mit diesen letzten Worten Jesu am Kreuz begann Papst Franziskus am Donnerstag, 5. Jänner, seine mit Spannung erwartete Predigt beim Requiem für den sechs Tage zuvor verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. Und in ähnlich allgemein gehaltenen Worten und theologischen Zitaten – etliche davon stammten aus Schriften des Verstorbenen – bewegte er sich in seiner gesamten Predigt.
Der amtierende Papst musste bei der weltweit übertragenen und hundertfach kommentierten Trauermesse darauf achten, dass er den richtigen Ton traf und zugleich irreführende Gedanken vermied. Kein Wort durfte dabei sein, das als Bewertung des Wirkens des Vorgängers zu deuten war. Denn dessen Pontifikat und das von Papst Franziskus waren biographisch miteinander verwoben, weil Benedikt zehn Jahre lang als „Papa emeritus“ mehr oder weniger schweigend das Pontifikat des Nachfolgers begleitete.

„Santo subito“

Aber so, wie einst der Vorgänger sich mit Bewertungen nicht in das Pontifikat des Nachfolgers einzumischen hatte, wollte auch der Nachfolger nicht im Nachhinein die theologischen oder kirchenpolitischen Entscheidungen des Vorgängers kommentieren. Daran hat sich Franziskus in all seinen Äußerungen seit dem Tod Benedikts orientiert.
Zurückhaltung legte er sich auch deshalb auf, um sich nicht vorab in die bereits aufkeimenden Debatten über eine schnelle Selig- oder Heiligsprechung einzumischen. Denn die Rufe „Santo Subito!“ waren auch am Ende des Requiems für „Papa Ratzinger“, wie die Italiener ihn liebevoll nennen, nicht zu überhören.
Papst Franziskus würdigte bei der rund zweistündigen Totenmesse auf dem Petersplatz die Weisheit und das Feingefühl seines Vorgängers. In seiner Predigt ging Franziskus besonders auf Benedikts Gottvertrauen ein, auf seine Hingabe im Gebet und Liebe zum Evangelium. Er erinnerte zudem an die Mühen des Papsttums, die schwierigen Aufgaben, denen sich „ein Hirte“ stellen müsse – „zwischen Kreuzungspunkten und Widersprüchen“.

Gottvertrauen aber bringe die Sanftmut hervor, „die fähig ist zu verstehen, anzunehmen, zu hoffen und alles zu wagen“ – auch über das Unverständnis, das dies hervorrufen könne, hinaus. Es lasse den Hirten verstehen, was zu tun ist, und passe sein Herz und seine Entscheidungen den Zeiten Gottes an.

„Deus caritas est“

In seiner Predigt zitierte der Papst vielfach aus den Lesungstexten des Gottesdienstes und bezog deren Aussagen eher indirekt auf seinen Vorgänger. In mehreren Passagen zitierte Franziskus aber auch Benedikt XVI., u. a. aus dessen Enzyklika „Deus caritas est“ und der Predigt, die Benedikt XVI. zu seiner Amtseinführung 2005 gehalten hatte. Franziskus hob zudem „die ermüdende Last“ hervor, die auf den Schultern desjenigen liege, der für andere eintritt. Auch sprach er von der „Zermürbung der Salbung“ eines kirchlichen Hirten, „vor allem dort, wo das Gute zu kämpfen hat und die Brüder und Schwestern in ihrer Würde bedroht werden“.
Schließlich erwähnte Franziskus die Rolle der Katholiken, die einem Papst anvertraut seien. Sie begleiteten sein Leben und vertrauten es anschließend Gott an. Er rief die Gläubigen dazu auf, Benedikt mit Dankbarkeit und Hoffnung noch einmal jene Liebe zu erweisen, die nicht vergehe. „Wir wollen dies mit derselben Salbung und Weisheit, mit demselben Feingefühl und derselben Hingabe tun, die er uns im Laufe der Jahre zu schenken wusste“, so Franziskus. „Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!“

50.000 bei Trauerfeier

Laut Angaben des Vatikans nahmen 50.000 Menschen auf dem Petersplatz an der Trauerfeier teil. Rund eine halbe Stunde vor Beginn des Requiems um 9.30 Uhr wurde der verschlossene Holzsarg mit dem Leichnam des emeritierten Papstes von zwölf Trägern auf den Vorplatz des Petersdoms („Sagrato“) gebracht. Der langjährige Privatsekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, legte anschließend ein Evangelienbuch auf den Holzsarg. Danach beteten die Menschen auf dem Platz den Rosenkranz.

Papst Franziskus stand der anschließenden Trauerfeier vor, zelebrierte aber nicht selbst – wie in jüngster Zeit wegen seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten infolge eines Knieleidens öfters geschehen. Die Zelebration am Altar übernahm der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re. In den auf die Predigt von Franziskus folgenden Fürbitten wurde zunächst auf Deutsch gebetet „für den emeritierten Papst Benedikt, der im Herrn entschlafen ist...“, dann folgten in unterschiedlichen Sprachen Fürbitten für den amtierenden Papst und weitere Anliegen. Das Requiem endete mit einem letzten Gruß von Papst Franziskus am Sarg seines Vorgängers.
Stehend segnete Franziskus den Sarg von Benedikt XVI. mit einem Kreuzzeichen, legte dann die Hand darauf und verharrte eine Weile mit gesenktem Kopf.

Zehntausende Menschen applaudierten als Zeichen des Respekts, als der Sarg nach der Totenmesse in den Petersdom getragen wurde. Dort fand in der Krypta die eigentliche Beisetzung im kleinen Kreis statt. Die Prozession hinter dem Sarg wurde von Erzbischof Gänswein angeführt. Benedikt XVI. hatte sich das frühere Grab seines 2005 verstorbenen Vorgängers Johannes Paul II. als Bestattungsort gewünscht.

Trauergäste aus aller Welt

Unter den rund 130 Kardinälen bei der Totenmesse war der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn. Auch der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics und der Salzburger Alterzbischof Alois Kothgasser waren beim Gottesdienst auf dem Petersplatz anwesend. Aus der Diözese St. Pölten war u. a. Abt Pius Maurer vom Stift Lilienfeld angereist, dessen Eindrücke könne Sie auf der Seite 13 dieser Ausgabe lesen. Das offizielle Österreich wurde durch Altbundespräsident Heinz Fischer vertreten. Aus vielen Staaten waren Staats- und Regierungsvertreter und Mitglieder von Königshäusern zur Trauerfeier gekommen.

KAP/Red.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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