Familie
Wird mein Kind Christ sein, an Gott glauben?

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Die abendlichen Adventfeiern, das Bibel-Lesen und Beten vor dem Schlafen-Gehen, der Kirchenbesuch, das Tischgebet, Ostern und Weihnachten feiern – das religiöse Leben einer Familie kann vielfältig sein, und doch ist es kein Garant dafür, dass die Kinder den Glauben an Gott übernehmen werden. Viele Eltern müssen hinnehmen, dass trotz ihres Engagements ihre heranwachsenden Kinder der Kirche (und dem Glauben) den Rücken kehren.

In kirchlichen Stellungnahmen zur Familie wird immer wieder betont, wie wichtig die Glaubensweitergabe innerhalb der Familie ist. Es ist von „Hauskirche“ die Rede, Ideale, Zuständigkeiten sowie Strategien werden benannt. In der Praxis geht es allerdings oftmals darum, Eltern überhaupt Mut zu machen, ihre persönliche Glaubensüberzeugung zur Sprache zu bringen, sich zuzutrauen, inmitten von Zweifel und Unsicherheit ihrer Hoffnung Ausdruck zu geben, und die Verantwortung für die religiöse Erziehung nicht an Schule und Pfarre zu übertragen. Papst Franziskus weist in seinem Schreiben „Amoris laetitia“ (AL 287) darauf hin: „Die Weitergabe des Glaubens setzt voraus, dass die Eltern die wirkliche Erfahrung machen, auf Gott zu vertrauen, ihn zu suchen, ihn zu brauchen. Denn nur auf diese Weise verkündet ein Geschlecht dem andern den Ruhm seiner Werke und erzählt von seinen gewaltigen Taten (vgl. Ps 145,4), nur so erzählt der Vater den Kindern von Gottes Treue (vgl. Jes 38,19).“

Eltern leben christliche Werte vor. Sie schenken ihren Kindern Liebe, Geborgenheit und Sicherheit

Die Religionspädagogik unterscheidet eine explizite und implizite Form der Glaubensweitergabe. Bei der ersteren sprechen die Eltern über den Glauben, beten mit ihren Kindern und feiern in der Familie. Implizit leben sie christliche Werte vor, ohne darüber zu sprechen: Solidarität mit Menschen in Not, stille Zeiten für sich zu suchen oder durch ihren Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung. Sie schenken Liebe, Geborgenheit, Sicherheit, Wertschätzung für Kinder, Zusammenhalt und Gemeinschaft.

Als große Chance für die Glaubensweitergabe sieht Dr. Bernhard Schörkhuber, Professor für Religionspädagogik an der KPH Krems, die christliche Feier der großen Feste wie Weihnachten und Ostern. „Dies steht den Säkularisierungstendenzen von christlichen Festen zu reinen Familien- bzw. Schul- und Kindergartenevents massiv entgegen“, betont er.

Der Einfluss der Eltern ist jedoch begrenzt. Ab dem Alter von 12 Jahren grenzen sich Kinder auf der Suche nach ihrer eigenen Identität zunehmend von den Eltern ab, erklärt Bernhard Schörkhuber. Es könne dann hilfreich sein, den Jugendlichen charismatische Persönlichkeiten des Glaubens wie z. B. Johannes Bosco oder Carlo Acutis vorzustellen.

Dass das gesamte soziale Umfeld das Weltbild der Kinder prägt, beschreibt Hemma Hirsch, Schülerin des BORG St. Pölten, in ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit zum Thema „Die religiöse Erziehung und ihr Einfluss auf Kinder“. Neben der Familie spielten auch Kindergarten, Schule und Freundeskreis eine wichtige Rolle. Und auch die Corona-Pandemie habe Spuren hinterlassen, beobachtet die Jungscharleiterin: „Seit Corona kommen weniger Kinder in die Kirche.“

Enorme Veränderungen in Gesellschaft und Kirche

Die Gesellschaft ist enormen Veränderungen unterworfen und mit ihr die Kirche. Die Kinder treffen besonders in den Städten auf eine säkularisierte Gesellschaft, die der Kirche vielfach skeptisch, dem Glauben oft gleichgültig gegenüber steht. Als Jugendliche wollen sie keine Außenseiter sein, sondern bei ihren Freunden Anerkennung finden.

Und trotzdem wirkt das Vorbild der Eltern oft nachhaltiger, als man momentan glauben kann. Manche von den Eltern oder Großeltern gesäten „Samen“ werden später aufgehen oder auf andere Weise als gedacht. Zu einer gesunden religiösen Erziehung gehört nach Meinung von Hemma Hirsch auch eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie: Wo erlebe ich den Glauben positiv, wo negativ? Wie wichtig ist er mir in Wirklichkeit? Und das Selbstbestimmungsrecht eines Kindes müsse unbedingt geachtet werden.

Auch wenn die Kinder ein anderes Weltbild annehmen: Sie wollen wissen, wofür ihre Eltern stehen. Es lohnt sich also, an sich selbst zu arbeiten: Wenn ich meinen Kindern ein Lebens-Fundament im christlichen Glauben wünsche, bedeutet das, den eigenen Glauben zu stärken. Sich (wieder) auf die Suche nach der Freude zu machen. Und dem Kind zu vertrauen – und Gott!

Umfrage: Meinen Kindern den Glauben weitergeben

Irene Bamberger hat zwei Töchter, 20 und 12 Jahre alt, und lebt in St. Pölten.

Irene Bamberger | Foto: zVg

Mein Mann und ich sind beide von Kindheit an kirchlich sozialisiert, und auch die Großfamilie ist sehr gläubig. Gebet und Messbesuch gehören zum Leben dazu. Deshalb war es auch relativ einfach, den Kindern das weiterzugeben.

Ich möchte meinen Töchtern vermitteln, dass der Glaube in schweren Zeiten Halt geben kann, weil ich das persönlich erlebt habe. Auch die Gemeinschaft in der Kirche halte ich für wesentlich, sich zugehörig zu fühlen. In der Kirche lernen die Kinder zudem, nicht nur an sich zu denken, sondern Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht. Bei der Sternsinger-Aktion war das spürbar!

Mit dem Messbesuch gehen wir zwanglos um, deshalb ist er für unsere Kinder positiv besetzt. Wir feiern die kirchlichen Feste in der Familie und auch das Gebet hat einen Platz in unserem Leben. Ich denke, es ist wichtig, dass der Glaube mit Freude verbunden ist.

Stefanie Frischauf-Busta hat zwei Söhne, 6 und 3 Jahre alt, und lebt in Horn.

Stefanie Frischauf-Busta | Foto: zVg

In unserer Familie bin hauptsächlich ich für die Glaubensweitergabe zuständig und ich mache das sehr gerne, weil ich selbst als Kind den Glauben sehr positiv erlebt habe. Besonders wichtig sind mir das persönlich formulierte Abendgebet, der Gottesdienst-Besuch und Werte wie Nächstenliebe, soziale Gerechtigkeit und Gemeinschaft. Seit Corona haben wir die kirchlichen Feste verstärkt auch in der Familie gefeiert: Am Nikolaus-Tag habe ich z. B. Geschichten vorgelesen. Wir nehmen gerne die vielfältigen Familien-Angebote unserer Pfarre an bzw. gestalte ich dort selbst die Kinderliturgie mit.

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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