Wort zum Sonntag von MMag. H. Petrus Stockinger Can. Reg.
Komm so, wie du kannst!

Advent und Weihnachten sind in diesem Jahr nahezu spurlos an mir vorbeigegangen. Das hatte sich folgendermaßen ergeben: Am ersten Adventwochenende der Adventmarkt mit seinen üblichen vielfältigen Begleiterscheinungen – keine Zeit zum Durchatmen. Direkt anschließend eine ganze Woche Fortbildung in Wien, fernab von adventlicher Thematik und geistig sehr fordernd. Endlich heimgekommen merkte ich am Abend des 8. Dezember, dass irgendwas mit meiner Gesundheit nicht in Ordnung ist – tatsächlich hatte ich mir die echte Grippe eingefangen, die mich für mehr als 14 Tage ans Bett fesselte und mich in eine bisher kaum gekannte Situation körperlicher Schwäche versetzte.

Es wäre natürlich in diesen Tagen nicht gerade wenig Arbeit zu tun, aber davon konnte ich nur träumen und musste dazu übergehen, nach und nach alle Gottesdienste und seel­sorglichen Verpflichtungen an Mitbrüder weiterzugeben und die treuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarre um die Übernahme kleinerer und größerer Dienste bitten, die eigentlich mir zugekommen wären.

Immer mehr kristallisierte sich heraus: Ich würde das Weihnachtsfest so planen müssen, dass es notfalls ohne mich ablaufen könne. Keine großen Gottesdienste, keine gesungenen Chorgebete, keine wohlvorbereitete Feier für mich in diesem Jahr. Diese Erkenntnis war unangenehm. Aber angesichts des nicht sinkenden Fiebers, der ständigen Schweißausbrüche und immer wiederkehrenden Hustenanfälle war nicht daran zu denken, dass ich in der kalten Stiftskirche an den Heiligen Tagen Gottesdienste würde feiern können. Körperliches Unwohlsein und geistige Niedergeschlagenheit verbanden sich in mir zu einer miesen Stimmung: Was soll das für ein Weihnachten werden? Warum hat das so kommen müssen? Könnte es nicht vielleicht doch irgendwie gehen? Je näher das Weihnachtsfest kam, desto unleidlicher wur­de ich, verspürte gleichzeitig inneren Druck und innere Leere.

Zur Krippe – zu Jesus – kommen  mit allem, was ich bin und nicht bin

Auf einmal fiel mein Blick auf den 6. Jänner. Ich beschloss, mich für das Weihnachtsfest den Umständen ohne weiteres Klagen zu fügen und meine ganze Vorfreude auf das Fest der Erscheinung des Herrn zu konzentrieren, auf einen Tag, an dem bei uns im Stift ebenfalls sehr feierliche Gottesdienste gefeiert werden – die Messe mit allen Sternsingerinnen und Sternsingern am Vormittag und das feierliche Pontifikalamt am Abend. Und ich nahm mir vor, mich an diesem Tag mehr als in anderen Jahren an den hohen Gästen an der Krippe zu orientieren: Zu Jesus zu kommen mit allem, was ich bin und nicht bin, mit allem was gelungen und nicht gelungen ist. Vor der Krippe zu knien mit leeren Händen, denn zu geben habe ich in diesem Jahr nicht viel – keine eingehende innerliche Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, keine ausgeklügelten Predigten, keine mit Liebe ausgesuchten und wohlverpackten Geschenke.

Was ich an diesem Weihnachfest zu geben habe, ist lediglich das, was mir meine Mitbrüder, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stift und viele treue Menschen aus unserer Pfarre gegeben haben: das Be­wusst­sein, auch in eigener Hilflosigkeit nicht allein zu sein; die Freude daran, dass auch eine scheinbar recht verunglückte Advent- und Weihnachtszeit noch ein gutes Ende nehmen kann; die Erinnerung daran, dass es vor Gott gar nicht so sehr darauf ankommt, was ich mache und leiste, sondern darauf, was ich mir von ihm schenken lasse. Ich bin weit davon entfernt, meinen diesjährigen gesundheitlichen Totalausfall geistlich zu verklären. Aber am Ende muss ich doch sagen: Danke, Jesus. Du hast es gut gemacht. Und mir fällt an der Krippe ein Liedzitat ein: „Hier bin ich vor Dir, leer sind meine Hände. Herr, füll mich ganz mit Dir.“ Noch nie zuvor war mir aufgefallen, wie gut dieses Lied zum 6. Jänner passt!

Autor:

Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt

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