Alle Jahre wieder ...

Wir warten im Advent auf das Zentrum unseres Lebens. Wir bereiten uns auf das Kommen unseres Herrn vor – auch durch das Hineinhören in uns. | Foto: Michaela E. Lugmaier
  • Wir warten im Advent auf das Zentrum unseres Lebens. Wir bereiten uns auf das Kommen unseres Herrn vor – auch durch das Hineinhören in uns.
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Advent ist eine Zeit der Erwartung: Wir warten auf das Christkind, auf das Kommen unseres Erlösers. Warten kann aber auch eine Möglichkeit zur inneren Wartung werden: Dazu lädt uns der Advent auch dieses Jahr aufs Neue ein.

Der Advent ist eine besondere Zeit. Das Jahr neigt sich dem Ende zu und das neue wirft bereits seine Schatten voraus. Mit ihm ist die Einladung verbunden, den Lärm abzulegen, langsamer zu werden, zur Ruhe zu kommen und mit offenen Augen und Herzen Ausschau zu halten. Traditionen und Rituale prägen diesen „Warte-Stand“. Lichter vertreiben die Dunkelheit und lassen Häuser und Straßen hell erstrahlen. Mit jedem Sonntag wird es am Adventkranz heller, jeden Tag „grüßt“ eine neue Überraschung im Adventkalender. Zwischen „schon“ und „noch nicht“ öffnet sich ein Raum, der mit Feiern, Zeichen und heilsamen Gesten auf das Kommende hinweist.

In „Warte-Position“ sein

„Advent“ heißt Ankunft. Bevor jemand ankommt, heißt es: warten. Wer wartet, richtet sich innerlich aus. Das kennen wir, wenn ein Besuch ins Haus steht oder wir am Bahnhof eine Person erwarten. Auf etwas oder jemanden zu warten, kann etwas sehr Schönes sein. Die Vorfreude auf eine Begegnung oder auf ein Ereignis prägt den Alltag. Kindern gelingt dieses Warten meist leichter. Neugierig und mit einem Glitzern in den Augen wird das Weihnachtsfest erwartet. Gleichzeitig erleben wir, dass das „Dazwischen“ – das Charakteristische für den Advent – von Seiten der Erwachsenen oft übersprungen wird. Es weihnachtet gefühlt immer früher. Warten ist in einer Zeit der permanenten Verfügbarkeit scheinbar nicht mehr so leicht auszuhalten. Wir können es – im wahrsten Sinne des Wortes – einfach nicht mehr erwarten. Erwartungen und Ungeduld erschweren jenes Erwarten, um das es in der Adventzeit eigentlich geht. Darüber hinaus hat das Warten nicht gerade den besten Ruf. Es wird mit Ineffizienz verbunden. Wer wartet, verliert Zeit und hinkt hinterher.

Der Advent – als Zeit der Erwartung bis zur Erfüllung – lehrt uns Geduld und möchte diesen Mechanismus bewusst durchbrechen, Tempo herausnehmen und helfen, diese alte Kunst wieder neu zu entdecken. Das alte, deutsche Wort „warten“ hat eine Entsprechung zur Warte, dem Wachturm (vgl. Ps 130,6). Warten meint ein Ausschau-halten, ein Innehalten. Wer im Advent bewusst wartet, weiß, worauf und warum. Er oder sie hat ein Ziel vor Augen. Das Warten bleibt nicht im luftleeren Raum hängen. Gott ist im Kommen! Erwartet wird die Ankunft dessen, der als Kind in die Welt kam – und auch heute von Neuem Mensch werden will. Dieses Kommen ist historisch gesehen Vergangenheit, trotzdem will es sich immer wieder neu im Leben und den Herzen der Menschen ereignen. Sei es in unserem Leben, in unseren Beziehungen oder inmitten einer krisengeschüttelten, gebrochenen Welt.

Wer Gott und diese, seine Ankunft erwartet, stellt die eigenen Antennen auf Empfang und öffnet sich mit Herz, Geist und Sinn für die leise Stimme der Hoffnung, die langsam, leise, liebevoll und unaufhaltsam wächst und keimt. Dieses Warten ist nicht nur eine Grundhaltung des Advents – sondern des ganzen christlichen Lebens.

Es geht nicht darum, dass wir warten, sondern wie wir warten!

Beim adventlichen Warten ist nicht die Dauer, sondern vielmehr die Haltung, mit der wir uns darauf einlassen, entscheidend. Es geht nicht darum, dass wir warten, sondern wie wir warten! Bewusstes Warten lässt uns innerlich reifen und entfaltet in Folge eine große Kraft. Es schenkt ein Mehr an Tiefe, Zeit und Raum, uns selbst und anderen zu begegnen. Als Gegenentwurf zum permanenten „Immer schneller“ bzw. „alles, und am besten gleich und sofort“ eröffnet es einen Weg zu mehr (Herzens-)Frieden.

Von Gott her etwas erwarten dürfen

Warten ist immer auch mit Erwartungen verbunden. Die adventlichen Bibeltexte spiegeln diese Spannung wider. Bereits die Propheten Israels lebten aus einer tiefen Hoffnung, dass Gott eingreifen, heilen, aufrichten und Zukunft schenken wird. So spricht etwa Jesaja vom Licht, das in die Dunkelheit kommt, von einem Kind, das Frieden bringt – von einem Gott, der die Menschheit nicht vergisst. Mit jedem Advent sind wir als glaubende Menschen eingeladen, diesen biblischen Verheißungen Glauben zu schenken, uns von ihnen an- und berühren zu lassen. Durch sie gestärkt können wir erwartungsvoll und zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Zeit der inneren Wartung

Der Advent ist nicht nur eine Zeit der Erwartungen und des Erwartens, sondern auch eine Zeit der Wartung. Was bei technischen Geräten selbstverständlich ist, gilt genauso für unser Leben. Ab und zu reißt der Geduldsfaden. Beziehungen bekommen Risse. Manchmal „spießt“ es in uns, ohne die Ursache genauer zu kennen. Der Advent lädt uns ein, die innere Inspektion nicht aufzuschieben. Die Wartung des eigenen Herzens ist dabei von zentraler Bedeutung. Gott will in einem bereiten Herzen ankommen. Den Weg für IHN zu bereiten, hat verschiedene Ebenen. Da ist zunächst die innere Einkehr. Zur Ruhe kommen. Sich besinnen. Sich fragen: Was braucht bei mir Wartung? Eine Freundschaft? Mein Vertrauen? Der Umgang mit mir selbst? Diese Selbstreflexion und Wartung meint – im Gegensatz zu Selbstoptimierung – eine Form der Umkehr und Erneuerung. So wird der Advent zu einer Zeit der (Ver-)Wandlung: ein Weg vom Dunkel ins Licht, vom Getrieben-Sein zum Gesammelt-Sein, vom äußeren Tun zur inneren Präsenz. Wer sich darauf einlässt, erfährt, dass Gott längst auf dem Weg zu uns ist. Nicht im Lärm der Welt, sondern in der Stille und auf leisen Sohlen. Er möchte die Dunkelheit des Lebens erhellen, alles Erstarrte mit seiner Liebe neu zum Erblühen bringen. Wenn wir uns auf diese Wartungsarbeit einlassen, kann sie mehr als ein bloßer Vorlauf in Richtung Weihnachten sein. Sie kann zu einem inneren Aufbruch werden; über das große Fest hinaus.

Michaela E. Lugmaier

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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