Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine
Hilfe aus dem Herzen kommend

Ein Bild aus besseren Tagen: Erst vergangenen Sommer besuchte die Ukrainerin Anna ihre Freundin Margareta in Nieder­österreich.
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Tod, Zerstörung und unendliches Leid – das lassen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hinter sich, wenn sie in Österreich ankommen. Die Hilfsbereitschaft hierzulande ist groß, wie ein Gespräch mit zwei Gastfamilien unserer Diözese zeigt.

Für mich ist es selbstverständlich zu helfen“, sagt Margareta aus Amstetten, die zwei Familien aus der Westukraine aufgenommen hat. „Sie wohnen in einem Zimmer im ersten Stock meines Hauses.“ Margareta ist nicht die einzige, die ihren Wohnraum spendet. Die Hilfsbereitschaft sei nach wie vor ungebrochen groß, freut sich Christian Köstler, Leiter der Pfarrcaritas der Diözese St. Pölten. „Viele der über 1500 ukrainischen Flüchtlinge wurden bei uns privat aufgenommen.“

Nur mit dem Notwendigsten

Über Unterstützung zu reden – nein, das sei viel zu wenig. „Es müssen konkrete Taten folgen“, findet Ingrid. Seit März wohnt bei ihr eine fünfköpfige Familie in der frisch renovierten Mansarde des Hauses. Diese wollte Ing­rid ursprünglich vermieten. Doch der Krieg in der Ukraine kam dazwischen, sodass sie dieses Vorhaben wieder verwarf.

Eine räumliche Trennung hält sie jedoch für absolut notwendig, damit sich die Familie ins Private zurückziehen und ihr „normales Leben“ weiterleben kann. Überrascht wurde sie von der Welle der Solidarität und des Zusammenhalts in der Siedlung. Regelmäßig erhält sie Lebensmittel und Gewand für die Familie, die aus einem Dorf südwestlich von Kiew stammt. Da es schnell gehen musste, konnte sie nur das Notwendigste in einen alten, grünen Lada packen, um mit ihm nach Österreich zu fliehen.

Von einer komplett möblierten Wohnung, über ein Stockwerk bis hin zu einem Zimmer reichen die Angebote von hilfsbereiten Menschen in der Diözese. Die Unterbringung von aus der Ukraine Vertriebenen über einen längeren Zeitraum sollte jedoch wohl überlegt sein, da der Krieg leider nicht so bald enden werde, meint Christian Köstler. Ein Zusammenleben auf engstem Raum kann beide Seiten ziemlich herausfordern. Einige Flüchtlinge seien traumatisiert und brauchen „ihre Ruhe“, nach all dem, was sie in den vergangenen Wochen erleben mussten.

Anna und ihre beiden Kinder

Amstetten, das Haus und die Umgebung – vieles ist der Ukrainerin Anna vertraut. Denn bereits vor 17 Jahren lebte sie eine Zeitlang als  Au Pair bei Margareta, um deren Sohn zu betreuen. Anna sei für sie wie eine eigene Tochter, erzählt die 64-Jährige, die Anna in den vergangenen Jahren mehrmals in Burschtyn besuchte. Noch am 23. Februar tauschten sich die beiden via WhatsApp aus. „Alles ist ruhig – mach dir bitte keine Sorgen um uns“, versicherte ihr die 39-Jährige in perfektem Deutsch. Als ihr Mann tags darauf in der Früh aufwachte, hatte Russ­land bereits begonnen, ukrainische Städte von der Luft aus zu bombardieren. Bereits eine Woche später stand Anna mit ihren beiden Kindern vor Margaretas Haus und die beiden Frauen fielen sich unter Tränen in die Arme.

Sie erfahre viel Unterstützung, erzählt die Niederösterreicherin. Nicht nur Verwandte und Nachbarn – auch viele Wohltäter aus der Pfarre gaben ihr Geld und Lebensmittel – und das ganz spontan, nachdem sie erfahren hatten, dass bei Margareta Flüchtlinge wohnen. Eine ihr bis dahin unbekannte Ärztin aus
St. Pölten etwa hat ihr Geld überwiesen.

Im „Home Office“ aus der Ferne

Beinahe täglich arbeitet Anna für ihre ukrainische Firma im Home Office. Das sei nach wie vor möglich, erzählt Margareta, während die beiden Kinder Deutsch lernen. Auch Tagesausflüge nach Wien oder Linz sind für alle eine willkommene Ablenkung, um auf andere Gedanken zu kommen. Dennoch sind die beiden Familien sehr verunsichert, da sie nicht wissen, ob ihr Haus in der Ukraine noch steht oder wie es Freunden geht. Jede Nacht raubt Anna zusätzlich die Sorge um ihren Mann den Schlaf, da er zum Militär eingezogen werden könnte. Öfters geht sie daher ins Wohnzimmer des Hauses, zündet hier in der Dunkelheit eine Kerze an, kniet sich dabei vor ihr hin und betet für ein Ende des Krieges und den Frieden in ihrer Heimat. „Ja, sie wollen unbedingt wieder in ihre Heimat zurück“, weiß Margareta. „Und das so schnell wie möglich.“ Christopher Erben

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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