Am 14. Februar 1920 wurde die Caritas der Diözese St. Pölten gegründet
Caritas: Solidarisch. Seit 100 Jahren!

1960 bildete die Caritas die ersten Familienhelferinnen aus. | Foto: Archiv/Caritas
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Vor 100 Jahren, am 14. Februar 1920, gründete der damalige Dompfarrer und spätere Bischof Michael Memelauer den „Caritasverband der Diözese St. Pölten“. Von Beginn an war das solidarische Handeln, abgeleitet vom Auftrag zur Nächstenliebe aus dem Evangelium, die zentrale Ausrichtung aller Angebote. Die Caritas hilft seit 100 Jahren dort, wo Not ist!

Die Familie, die die Heizkosten nicht bezahlen kann; der Mann, der arbeitslos ist und kein Heimgehen hat; das schwangere Mädchen, das ohne Hilfe dasteht; die Seniorin, die pflegebedürftig geworden ist und Unterstützung benötigt; der psychisch erkrankte Mann, der im Leben wieder Fuß fassen will… Die Auflistung von Menschen und ihren Notlagen könnte noch seitenlang weitergeführt werden. Menschen in Not werden in der Diözese St. Pölten nicht allein gelassen, sie finden bei der Caritas seit nunmehr 100 Jahren Solidarität. Ganz nach dem Motto: Nicht wegschauen, sondern helfen. Christliche Nächstenliebe als Abbild der göttlichen Liebe.

Den Grundstein für die Caritas der Diözese St. Pölten legte am 14. Februar 1920 der damalige St. Pöltner Dompfarrer und spätere Bischof Michael Memelauer, der den „Caritasverband der Diözese St. Pölten“ in der Dr.- Ofner-Gasse 8 in St. Pölten gründete. Maßgeblich an der Gründung beteiligt war die PfarrCaritas mit ihrer direkten Hilfe vor Ort in den Pfarrgemeinden. In der Gründungsgeschichte vom 14. Februar 1920 wurden 18 Pfarrgemeinden namentlich angeführt: Amstetten, Gmünd, Groß-Siegharts, Hainfeld, Herzogenburg, Horn, Krems, Loosdorf, Neulengbach, Pöchlarn, St. Pölten, Schrems, Stein, Tulln, Waidhofen an der Thaya, Waid­hofen an der Ybbs, Wilhelmsburg und Zwettl.

Der Schwerpunkt der Aufbauarbeit des Caritasverbandes in der Diözese St. Pölten lag zunächst bei der Errichtung von Kindergärten („Kindergroschenwerk“), bei der Krankenpflege und Sterbevorsorge sowie bei der Versorgung der notleidenden Bevölkerung mit Hilfsgütern. Zusätzlich wurde die Ferienaktion „St. Pöltner Kinder aufs Land“ durchgeführt.

Trotz starker Behinderungen und politischer Verbote ging die Arbeit der Caritas während des Zweiten Weltkrieges weiter. Die Caritashilfe im Nachkriegs-Österreich war vor allem von der Inlandsarbeit geprägt: Hilfe für Hungernde, Vertriebene und Kriegsheimkehrer. Länder wie die Schweiz, Schweden oder Kanada schickten Geld- und Sachspenden. Die Caritas half bei der Verteilung.
In Zusammenarbeit mit der jeweiligen Caritas vor Ort wurden ab 1948 Kinder nach Portugal, Spanien und in die Schweiz zur Erholung geschickt. In den Jahren 1959 und 1960 wurde die Caritas St. Pölten als kirchliche Organisation mit eigener Rechtspersönlichkeit neu gegründet. Seit damals lautet ihr Name „Caritas der Diözese St. Pölten“.

Veränderte Aufgabengebiete

Die „Wirtschaftswunderjahre“ hatten ihre Folgen: Menschen, die den neuen Belastungen nicht standhalten konnten, gerieten ins Abseits. Familienbande wurden lockerer. Die Caritas reagierte auf die gesellschaftlichen Veränderungen mit neuen Hilfen und Angeboten. Ein Meilenstein in der Geschichte der Diözese St. Pölten war die Diözesansy­node im Jahr 1972, bei der auch wichtige Weichenstellungen für den Ausbau der Caritas-Angebote vorgenommen wurden. Bereits etablierte Einrichtungen wie z. B. die Familienhilfe wurden ausgebaut, neue Einrichtungen mit innovativen Konzepten wurden geschaffen. Vor allem gab es für die Arbeit der Caritas in den Pfarren, die PfarrCaritas, neue und wesentliche Impulse.
Heute umfasst die Arbeit der Caritas nahezu alle Bereiche des menschlichen Lebens: Mütter- und Familienhilfe, Ausbildungsstätten, Hospizdienste, Behinderten-, Obdachlosen- und Pflegeheime, Auslandshilfe, Suchtberatung, Lernunterstützung für Kinder…

Solidarisch leben und handeln

In dem zum Jubiläum von der Caritas herausgegebenen Buch „100 Jahre Caritas der Diözese St. Pölten. Solidarisch denken leben handeln“ kommen u. a. auch Caritasdirektor Hannes Ziselsberger und seine beiden Vorgänger Fried­rich Schuhböck und Werner Scholz zu Wort. Caritasdirektor Hannes Ziselsberger betont darin u. a.: Wir sind für die Menschen da. Helfen professionell, packen an und unterstützen, wo wir die Not wenden können. Caritas eben. Christliche Nächstenliebe als Abbild göttlicher Liebe.“ Werner Scholz betont: „Solidarität bedeutet, dass wir alle unter gleicher Verantwortung stehen, entsprechend unseren Fähigkeiten zu handeln und etwas zur Gesellschaft beizutragen.“ Friedrich Schuhböck sagt: „Kein Mensch darf unter unwürdigen Bedingungen leben – das ist der Gründungsauftrag der Caritas.“

Festgottesdienst: Am 14. Februar ab 10 Uhr feiert die Caritas der Diözese St. Pölten mit einem Festgottesdienst mit Bischof Alois Schwarz im St. Pöltner Dom ihr 100-jähriges Bestandsjubiläum.

Die Chronologie


14. Februar 1920:
Gründung der Caritas der Diözese St. Pölten unter dem Namen „Caritasverband der Diözese St. Pölten“ durch den Dompfarrer und späteren Bischof Michael Memelauer.

1920 bis 1938: Aufbauarbeit der Caritasarbeit.

1938 bis 1945: Die Caritas erfüllt ihren Auftrag während des Zweiten Weltkrieges unter schwierigsten Bedingungen.

Ab 1945: Die Schwerpunktarbeit der Caritas liegt nach Ende des Zweiten Weltkrieges auf der Inlandshilfe.

1947 bis 1949:
Dr. Johann Hofmann, Direktor der Katholischen Aktion, leitet die Caritas zunächst als Obmann und wird 1949 der erste Direktor des Caritasverbandes. Ihm folgt Franz Laaber im Amt. Ab 1957 übernimmt Otto Schneckenleitner die Leitung.

1959/60: Die Caritas wird als kirchliche Organisation mit eigener Rechtspersönlichkeit neu gegründet. Seitdem lautet ihr Name „Caritas der Diözese St. Pölten“.

Ab den 60er-Jahren und in den folgenden Jahrzehnten werden verschiedene Caritas-Angebote und Einrichtungen gegründet: Familienhelferinnen (1960), der „Psychosoziale Dienst“ (1972), Tagesheime für Menschen mit Behinderungen, Aufbau der Sozialstationen (ab 1978), Tagesmütter-Dienst, Notruftelefone und Essen auf Rädern (1994), Aufbau der carla-Läden (1995), der „Mobile Hospizdienst“ (1996), ab 1992 gibt es eine eigene Abteilung der Caritas St. Pölten für direkte Auslandshilfe, etc.

1965 wird erstmals ein Laie, Ing. Werner Scholz, zum Caritas-Direktor ernannt.

1974: Das Land NÖ überträgt Aufgaben an die Caritas.

1996: Mag. Friedrich Schuhböck übernimmt als Direktor die Leitung der Caritas St. Pölten.

2016: Hannes Ziselsberger übernimmt die Leitung.

2020: Heute engagieren sich mehr als 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 800 Freiwillige und rund 4.000 HaussammlerInnen für die Caritas der Diözese St. Pölten.

1960 bildete die Caritas die ersten Familienhelferinnen aus. | Foto: Archiv/Caritas
Bischof Michael Memelauer | Foto: Archiv
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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