Osthilfesammlung
„Armut ist kein Kinderspiel“

Die fünffache Mutter Vadhe lernt mit Hilfe der Köchin des Tageszentrums EDEN kochen. | Foto: Caritas / Jork Weismann (3)
  • Die fünffache Mutter Vadhe lernt mit Hilfe der Köchin des Tageszentrums EDEN kochen.
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Die Zukunft von Millionen Kindern ist durch Bürgerkriege, Wirtschaftskrise und die Pandemie noch unsicherer geworden. Mit der Osthilfesammlung am 13. Februar in unseren Pfarren sowie mit einer Spendenkampagne im Monat Februar wollen Caritas und Diözese St. Pölten diesen Kindern eine Zukunftsperspektive ermöglichen. Die Schwerpunktländer sind Albanien und Ukraine.

Florjan ist acht Jahre alt und wohnt mit seinen arbeitslosen Eltern in einem Raum in einem desolaten Haus in der albanischen Hauptstadt Tirana. Es gibt kein Fließwasser, keinen Strom und die Toilette ist kaputt. Der neunjährige Bruder von Florjan wurde mit Hüftprob­lemen geboren und kann kaum gehen. Die Familie lebt von den geringen Einkünften, die der Vater durch Sammeln und Verkauf von Altrat nach Hause bringt. Vor drei Jahren wurde Florjan von einem Streetworker-Team von SHKEJ in den Straßen Tiranas aufgelesen und in das Kindertageszentrum EDEN gebracht. Dort erfährt er nun schulische Unterstützung und erhält ausreichend zu essen.

Kind sein dürfen

Die Streetworker von SHKEJ treffen immer wieder Kinder beim Betteln oder Müllsammeln an. Dann beginnt die Überzeugungsarbeit bei den Angehörigen, dass sie den Schulbesuch erlauben. Meist geben sie nach, wenn sie merken, dass die Kinder im Tageszentrum EDEN rundum versorgt werden. Zu Beginn sind die meisten Kinder unter­ernährt und leiden an zahlreichen Krankheiten. Im Kindertageszentrum bekommen sie warme Mahlzeiten, werden regelmäßig medizinisch untersucht und in Hygiene unterwiesen. Am Nachmittag werden sie beim Lernen begleitet. Freizeitaktivitäten und Spiel lassen sie wieder Kind sein.

Auch die fünf Kinder der Familie Rrapushi besuchen das Kindertageszentrum EDEN. Doch die Corona-Pandemie hatte auch Auswirkungen auf das Tageszent­rum, denn während der Lockdown-Zeiten musste es geschlossen bleiben. Die Sozialarbeiter von EDEN statteten den Familien in der Pandemie-Zeit Besuche ab. Dabei wurde ihnen schnell bewusst, dass in vielen Familien das Wissen um die Grundkenntnisse des Kochens fehlen. So initiierten sie mit der Köchin von EDEN, Sara, eine „mobile Küche“, mit der sie zu den Familien gehen und gemeinsam kochen.

„Mobile Küche“

Beim Kochkurs im Wohnzimmer der Familie Rrapushi ist einiges los. In der einfachen Ein-Zimmer-Behausung ist ein provisorischer Herd­aufsatz auf eine Gasflasche geschraubt und Mutter Vadhe schneidet gerade frisches Gemüse für ein Reisgericht. Dazu bekommt sie Anweisungen von Sara.

Für Vadhes Familie ist eine tägliche gute, warme Mahlzeit nicht selbstverständlich. Nicht nur, weil Vadhe wenig Geld für den Einkauf hat, ist das Kochen eine Herausforderung, sondern auch, weil sie es nie gelernt hat. So bringt ihr Sara jetzt bei, welche Zutaten man einkaufen soll und wie man diese zu schmackhaften und vielseitigen Gerichten zubereiten kann. Ohne dieses Wissen ist die Ernährung in der Familie dominiert von Dosengerichten, Sandwiches oder Fertiggerichten, die zu viel Zucker oder Salz enthalten. Nahrung, die zu einseitig, ungesund und auch zu teuer ist.

Sara und eine Sozialarbeiterin organisieren mit der Familie den Einkauf und das gemeinsame Kochen. Das Kochen findet zum Teil in den Haushalten statt, zusätzliche Kochkurse werden in der Küche des Tageszent­rums angeboten. Die vielen Teilnehmer/innen sind dankbar für dieses Angebot. Vadhe hat die Freude am Kochen entdeckt und viele neue und gesunde Rezepte ausprobiert.

Hilfe in der Ukraine

In den Krisengebieten in der Ukraine geht man ähnliche Wege wie in Tirana. Seit mehr als 30 Jahren unterstützt die Osthilfe der Diözese St. Pölten zahlreiche kirchliche Einrichtungen in den ehemaligen Ostblockländern bei der seel­sorglichen und sozialen Arbeit. Wichtigste Kooperationspartner dabei sind die Pfarren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt heuer auf der Ukraine, in der seit 2014 ein bewaffneter Konflikt herrscht. Derzeit fürchten viele, dass Russ­land das Land bald angreifen könnte.

Den Menschen im Land fehlt es an Grundlegendem, etwa an Lebensmitteln oder Medizin. In der Ukraine gibt es zwei Millionen Binnenflüchtlinge sowie Korruption, Armut und soziale Probleme. Daher hat die griechisch-katholische Pfarre in Volnovakha nahe der Stadt Donezk seit Juli 2021 die Sozialaktion „Mobiles Essen“ gestartet, berichtet Yuriy Yurchyk, Ökonom des Exarchats Donezk, Ukraine, mit dem die Diözese St. Pölten eng kooperiert.
Dreimal pro Woche beliefern Pfarrmitglieder gemeinsam mit Caritasmitarbeitern Familien von Flüchtlingen und vom Krieg betroffene Personen mit warmem Essen. Weiters erhalten Kinder und Familien in Einrichtungen der Caritas und deren Partnerorganisationen Hilfe beim Lernen und werden mit Lebensmitteln und Medikamenten unterstützt.

Bildung als Sprungbrett aus der Not

Die Lage von Kindern in Not hat sich in den letzten Jahren verschärft. Durch Wirtschaftskrisen, Bürgerkriege und nun auch die Pandemie ist die Zukunft von Millionen Kindern weltweit noch unsicherer geworden. Rund die Hälfte der armutsbetroffenen Menschen weltweit, ca. 356 Millionen, sind Kinder. 150 Millionen Kinder zusätzlich kämpfen durch die Auswirkungen der Pandemie damit, dass ihre Familien nur noch mangelhafte Geldressourcen, keinen Zugang zu Nahrung oder Bildung haben. Mit der Osthilfesammlung, die am Sonntag, 13. Feb­ruar, in den Pfarren durchgeführt wird, sowie mit der Spendensammlung der Caritas im Monat Februar soll diesen Kindern wieder eine Zukunft ermöglicht werden. Das Motto der Spendenkampagne lautet: „Not ist kein Kinderspiel!“ Caritasdirektor Hannes Ziselsberger und Axel Isenbart, Leiter des Ressorts Seelsorge in Lebenswelten in der Diözese St. Pölten, bitten um Spenden. „Viele Kinder haben keine gerechte Chance auf ein gutes und gesundes Aufwachsen – und das, obwohl sie in Europa leben.“ Daher unterstützt die Caritas in Albanien und die Osthilfe der Diözese in der Ukraine Projekte für armutsbetroffene Kinder und ihre Familien.

So können Sie helfen

Die Unterstützung der Kinder in Albanien und der Ukraine ist dank der Osthilfesammlung der Diözese St. Pölten und der Caritas möglich. Am 13. Februar findet die Sammlung in den Pfarren statt.

Und so kann man dauerhaft helfen:
Mit 20 Euro pro Monat bekommen Kinder, die flüchten mussten, psychosoziale Unterstützung und Beratung.

Mit 30 Euro pro Monat bekommen Kinder und Menschen auf der Flucht ein Hilfspaket mit Kleidung, Essen und Hygieneartikeln.

Mit 25 Euro pro Monat schenken Sie einem Kind in den ärmsten Regionen der Welt eine Lernbox mit wichtigen Lernmaterialien und Unterlagen.

Caritas-Spendenkonto:
IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000
BIC: RLNWATWWOBG
Kennwort: Not ist kein Kinderspiel
Online: www.caritas-stpoelten.at/spen­den

Autor:

Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt

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