Vor 60 Jahren reiste erstmals ein Papst nach Israel

Von 4. bis 6. Jänner 1964 reiste Papst Paul VI. nach Israel. Es war dies das erste Mal in der Geschichte, dass ein Papst an die Orte des biblischen Geschehens reiste. Die Pilgerfahrt wurde zu einem Meilenstein im interreligiösen und ökumenischen Dialog.

Die Konzilsväter des Zweiten Vatikanischen Konzils reagierten sehr überrascht, als Papst Paul VI., der erst kurz im Amt war, in der Sitzung vom 4. Dezember 1963 verkündete, dass er eine Reise ins Heilige Land beabsichtige. Nur einen Monat später stieg er tatsächlich in ein Flugzeug in die jordanische Hauptstadt Amman (Jerusalem stand damals noch unter jordanischer Herrschaft).

Überrascht waren jedoch nicht nur die Konzilsväter. Auf der ganzen Welt wurde die Reise des Papstes als Sensation gefeiert, da sie in mehrerlei Hinsicht von historischer Bedeutung war: 150 Jahre lang hatte kein Pontifex mehr italienischen Boden verlassen. Nach den Wirren der napoleonischen Kriege, in denen Papst Pius VII. sogar zwei Jahre lang in Frankreich interniert war, zogen es die Päpste vor, zurückgezogen im Vatikan zu leben. Die zweite Sensation war die Wahl des Reisezieles, denn der Nahe Osten galt damals schon als Krisenherd. Außerdem war es das erste Mal in der Geschichte, dass – seit der heilige Petrus Israel verließ – ein Papst das Heilige Land besuchte.

Vor Ort wurde Paul VI. vom jordanischen König empfangen, der auch für die Sicherheitsmaßnahmen zuständig war. Trotz der Errichtung einer militärischen Hochsicherheitszone in Jerusalem kam es zu chaotischen Situationen. Der Papst wurde sogar durch die Menschenmassen von seinen Begleitern getrennt und konnte nur unter Mühen zur Grabeskirche gebracht werden, wo er eine Messe feierte. In der heillos überfüllten Kirche fiel noch dazu der Strom aus, was beinahe eine Massenpanik verursachte.

Lauter Ruf, leises Echo

Auch in der Geburtskirche zu Betlehem las das Kirchenoberhaupt eine Messe. In seiner über Radio in die ganze Welt übertragene Ansprache rief er die politischen Führer auf, für Frieden im Heiligen Land zu sorgen. Bekanntlich hielt sich der Erfolg in Grenzen, zumal auch heute wieder Krieg in der krisengebeutelten Region tobt.

In ökumenischer Hinsicht war die Reise jedoch erfolgreicher: In Jerusalem kam es zum denkwürdigen Treffen des Papstes mit dem Patriarchen von Konstantinopel. Es war dies das erste Treffen dieser Art nach über fünf Jahrhunderten. Ein Jahr nach dem Treffen hoben die beiden Kirchenoberhäupter die gegenseitige Exkommunikation auf.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ