Vatertag
Ein guter Vater sein

Ein guter Vater ist in der Lage, Geduld aufzubringen.  | Foto: Picsea auf Unsplash
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Entwicklungspsychologin Lieselotte Ahnert ist in der Väterforschung tätig und berichtet über interessante Forschungsergebnisse: Wie Männer die Entwicklung ihrer Kinder bereichern, was einen guten Vater ausmacht und über die Balance zwischen Familie und Beruf.

Lieselotte Ahnert berichtet aus der Arbeit des Central European Network on Fatherhood (CENOF), das im Zentrum an der Universität Wien eine große Anzahl von Vätern in Österreich, Deutschland und der Schweiz unter die Lupe nahm, und aus eigenen Forschungen. „Auf die Väter kommt es an“ lautet der Titel des neuen Buches der Entwicklungspsychologin.

Haben Sie herausfinden können, was den heutigen Vater ausmacht?

Ahnert: Keineswegs überraschend war es festzustellen, dass sich Vorstellungen vom Vatersein spürbar gewandelt haben. In der Vergangenheit war die Vaterfigur fast ausschließlich mit der Ernährerrolle verbunden und ihr Auftrag klar umrissen: Der Vater war hauptverantwortlich für die finanzielle Absicherung der Familie und für den sozialen Status, der mit Wohlstand, finanziellen Entlastungen und Wertschätzung verbunden ist. Während die Mutter mit der Kinderbetreuung und dem Haushalt einen direkten Familienauftrag hatte, drückte sich die Vaterschaft von daher kaum in der Familie, sondern vorrangig in ihrer Rolle für die Familie aus.

Wie hat sich dieses Vaterbild von damals verändert?

Ahnert: Die heutigen Väter sind bereit, an den täglichen Herausforderungen des Familienalltags, der Familienarbeit und der Betreuung ihrer Kinder mitzuwirken. Das neue Vaterbild ist damit komplexer geworden, ohne dass es sich im Kern wesentlich geändert hätte. Denn für viele Männer ist es nach wie vor wichtig, die Familie gut zu versorgen. Sie wollen sich jedoch auch liebevoll um ihre Kinder kümmern. Im Grunde genommen werden damit einige herkömmliche Vatermerkmale weiterhin für selbstverständlich gehalten, wie genauso selbstverständlich die Umsetzung von neuen Merkmalen erwartet wird.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn sich junge Männer von den derzeitigen Ansprüchen überfordert fühlen: Sie sollen einen attraktiven Job in Vollzeit ausfüllen, gutes Geld nach Hause bringen, anregende und liebevolle Partner und Väter sein und sich aktiv in das Familienleben einbringen. Dort, wo egalitäre Rollenmodelle greifen, stehen Väter vor dem Dilemma, eine Balance zwischen ihrer beruflichen und ihrer familiären Rolle finden zu müssen, ebenso wie ihre Partnerin.

Was macht einen guten Vater aus?

Ahnert: In meinem Buch gehe ich auf fünf Grundkompetenzen ein: (1) Geduld für das Kind aufbringen, (2) eine emotionale Beziehung zu ihm aufbauen und aufrechterhalten, (3) sich angemessen durchsetzen sowie (4) ausreichende Spielräume mit dem Kind aushandeln und (5) die Entscheidungen des Kindes unterstützen. Diese Grundkompetenzen sind das Ergebnis von vielen Interviews, bei denen Väter berichtet haben, warum ihre Vaterschaft zu einer Erfolgsgeschichte wurde, bzw. was sie im Rückblick hätten anders machen müssen. Naturgemäß sind bei einem jeden Vater diese Grundkompetenzen unterschiedlich stark ausgeprägt. Der eine Vater kann sich viel mit dem Kind beschäftigen und dafür ausreichend Zeit mitbringen. So kann mit diesen gemeinsamen Erlebnissen eine Beziehung liebevoll entstehen. Seine Vaterschaft kann allerdings daran hapern, dass er sich nicht angemessen durchsetzen kann.

Zum Weiterlesen: „Auf die Väter kommt es an. Wie ihr Denken, Fühlen und Handeln unsere Kinder von Anfang an prägen“ von Lieselotte Ahnert, erschienen im Ullstein Verlag. Hardcover, 288 Seiten, 22,99 Euro.
Teile des Interviews wurden übernommen vom Österreichischen Institut für Familienforschung, Informationsdienst „beziehungsweise“, Mai 2023, www.oif.ac.at.

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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