Mit fundierter Ausbildung
Priester sein in einer neuen Heimat

Michael Kapeller und Ulrike Kos mit den indischen und nigerianischen Priestern | Foto: Carina Müller
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Eine neue Sprache, eine neue Kultur, eine neue Heimat – das erwartet Priester aus dem Ausland, wenn sie ihrer Berufung in Kärnten nachgehen wollen. Der Interkulturelle Bildungs- und Begegnungskurs hilft ihnen bei der Ankunft in ihrem neuen Leben.
von Benjamin Höbl und Carina Müller

Weltweit ist die katholische Kirche die größte christliche Religionsgemeinschaft, mit Gläubigen in aller Welt. Viele von ihnen werden zu Priestern berufen – einige davon entscheiden sich dazu, ihre Heimat zu verlassen und in anderen Ländern ihre Berufung zu erfüllen. Wenn ein ausländischer Priester in Kärnten wirken will, muss er sich einer umfangreichen Ausbildung unterziehen. Diese Schulungen der Neuankömmlinge erfolgen im Rahmen des seit 2014 bestehenden Interkulturellen Bildungs- und Begegnungskurses BASIC.

Ins Gespräch kommen
Jeden Tag, von Montag bis Freitag, beginnt der Deutschunterricht ähnlich. Auf eine kurze Begrüßung folgen Small Talk und das gemeinsame Vergleichen der Hausübung vom vorigen Tag. Grammatik, wie Partizip und possessive Artikel, sowie das Ausfüllen von unterschiedlichen Formularen stehen am Programm – gesprochen wird fast ausschließlich Deutsch. Maximilian Chilaka und Anthony Nwordu aus Nigeria leben erst ein paar Wochen hier: „Die zwei Priester kommen bereits mit Deutschkenntnissen zu uns. Bevor sie nach Österreich reisten, hatten wir online einige Unterrichtsstunden, das kann man aber nicht mit Präsenzunterricht vergleichen. Drei Monate lang leben sie bei den Kreuzschwestern in Klagenfurt, danach erfolgt der Wechsel zu den Ausbildungspfarren. Dort lernen sie den pfarrlichen Ablauf kennen und sind in der Liturgie präsent“, so Sprachtrainerin Ulrike Kos. Bereits in Pfarren tätig sind die drei indischen Priester Rajesh Bhupathi (Klagenfurt-St. Theresia), Babu Yelisela (Villach-St.Leonhard) und Thomas Sagili (Klagenfurt-St. Egid). Sie sind seit zwei Jahren in Kärnten und befinden sich momentan in der letzten Phase ihrer Ausbildung. Der Deutschunterricht sieht wesentlich anders aus. Hier werden knifflige Rätsel gelöst, man führt Dialoge und tauscht Neuigkeiten aus. So wird jeder der drei Priester am Wochenende eine Messe feiern, Kaplan Bhupathi spendet sogar erstmals in seiner Pfarre Klagenfurt-St. Theresia das Sakrament der Taufe.

Österreich kennenlernen
Doch Deutsch ist nicht das einzige Fach, worin die Priester ausgebildet werden. Ein wichtiger Bestandteil der Lehrgänge sind Wertetrainings. Dabei wird die kärntner Lebensweise vermittelt, mit Themen wie der Geschichte Österreichs, Gleichberechtigung sowie Grund- und Menschenrechte.

In eine neue Kultur eintauchen
Als Voraussetzung für eine Aufnahme der Bewerber nennt Michael Kapeller, Leiter des Instituts für kirchliche Ämter und Dienste, eine fundierte pastoral-theologische Ausbildung, die erforderliche sozio-interkulturelle Reife sowie ein Talent für Fremdsprachen. Eine Teilnahme am Kurs ist jedoch keine Garantie für einen anschließenden Einsatz in der Diözese Gurk. Stattdessen muss sich jeder Kandidat als geeignet und zuverlässig erweisen: „Vereinzelt kann es sein, dass die Ausbildung nicht gereicht hat.“ Über die Reaktion der Pfarrbevölkerung weiß Kapeller: „Es wird weitgehend gut angenommen, auch in ländlichen Gebieten.“ Zwar ist für den Theologen kein Stadt-Land-Gefälle feststellbar, allerdings sind ihm teilweise doch Ressentiments bekannt. Für diese Fälle hält der Institutsleiter ein spezielles Gegenmittel parat: „Über die Begegnung erwächst Vertrautheit. Unsere Aufgabe ist es, die Priester zu ermutigen, den Kontakt zu suchen.“

Schritte gegen Priestermangel
Michael Kapeller beobachtet die Ankunft fremder Priester in großer Zahl seit Beginn der 2000er Jahre: „Der Einsatz von Priestern der Weltkirche ist aus der Not des Priestermangels gewachsen.“ Heute ist für die Mehrheit der Priester in der Pfarrseelsorge Deutsch nicht die Muttersprache. „Bischof Marketz ist es ein Anliegen, dass diese Priester sich in unserer Diözese wohlfühlen, gut ausgebildet und gemäß ihren Fähigkeiten eingesetzt werden. Im Blick auf die großen pastoralen Herausforderungen unserer Zeit forciert er auch besonders den Einsatz von Diakonen und Pastoralassistenten“, stellt Kapeller die Strategien auf Diözesan-ebene dar. Dementsprechend wurden als Erweiterung zum BASIC-Kurs zwei neue Lehrgänge initiiert. Einerseits bietet der PROFESSIONAL-Kurs Absolventen des BASIC-Kurses ein Aufpolieren der Sprachkenntnisse und pastoralen wie seelsorglichen Fähigkeiten. Andererseits richtet sich der PLUS-Kurs an Priester der Weltkirche mit langjährigen Erfahrungen im deutschsprachigen Raum zum Kennenlernen der hiesigen Institutionen und Kärntner Besonderheiten.

Ein Blick in die Zukunft
„Unser Team, das uns unterrichtet, ist geduldig, freundlich und unterstützt uns in allen Bereichen“, dankt Thomas Sagili. Seit zwei Jahren erhält der Stipendiatskaplan aus der Pfarre Klagenfurt-St. Egid Unterricht in Deutsch, Liturgie und interkulturellen Themen: „Unsere Kurse sind sehr nützlich für meinen pastoralen Dienst. Mein Pfarrer Gerhard Simonitti freut sich, mir alles in der Pfarre beizubringen.“Unterschiede zu seiner indischen Heimat sieht Sagili besonders bei Kultur, Wetter und Ernährungsgewohnheiten, aber auch bei den Messbesuchern: „In Indien sind die jungen Menschen sehr daran interessiert, in die Kirche zu kommen.“ Über die Kärntner Bevölkerung meint der Seelsorger: „Ich finde, dass die Leute sehr treu, fleißig und freundlich sind. Unsere Diözese tut ihr Bestes für die Gläubigen, um sie über Jesus und die Erlösung zu lehren!“

Autor:

Carina Müller aus Kärnten | Sonntag

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