Serie: Advent trotz Pandemie - Teil 4
Still erleuchtet jedes Haus

Von großen Treffen mit Familie und Freunden und dem damit verbundenen großen Essen muss Monika Redlberger-Fritz als erfahren Virologin und Ärztin „eigentlich abraten“. Sinnvoller sei ein kleines Fest. | Foto: Pixabay
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  • Von großen Treffen mit Familie und Freunden und dem damit verbundenen großen Essen muss Monika Redlberger-Fritz als erfahren Virologin und Ärztin „eigentlich abraten“. Sinnvoller sei ein kleines Fest.
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In unserer Serie „Advent und Weihnachten feiern in Zeiten der Pandemie“ sprechen wir in dieser Woche mit Virologin Monika Redlberger-Fritz. Mit Nachdruck appelliert die Virologin an uns alle, die derzeit geltenden Maßnahmen mitzutragen. Auch im Hinblick auf Weihnachten sei das jetzt wichtig. Jetzt. Nicht in ein paar Wochen.

Ich denke, dass dieses Weihnachten ein anderes Weihnachten sein wird. Weihnachten wird anders sein, als wir es kennen.“ Klare Worte – gesprochen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einer Pressekonferenz Ende Oktober. So deutlich war bis zu diesem Zeitpunkt kaum eine öffentliche Stimme. Kein Wunder. Wer spricht schon gerne davon oder denkt darüber nach, dass es zu Weihnachten schwierig werden könnte. Außerdem: Die Hoffnung, dass die Maßnahmen, wie sie derzeit in allen europäischen Ländern gesetzt werden, helfen, die Infektionszahlen zu senken und damit unserem Leben wenigstens wieder einen Hauch von Normalität zu geben, ist groß.

Dem Virus die Nahrung entziehen

Wobei der Begriff „Normalität“ derzeit enorm dehnbar scheint. „Normal“ im eigentlich Sinn ist tatsächlich wenig. Oder, anders formuliert: „Normal“ ist derzeit einfach ganz etwas Anderes als noch vor 10 Monaten: Wir tragen Mund-Nasen-Schutz. Der „Babyelefant“ ist unser täglicher Begleiter. Hände schütteln ist nicht möglich. Hände waschen dafür umso öfter und gründlicher. Generell sind wir dazu angehalten, unsere Sozialkontakte massiv zu reduzieren. Vor allem letzteres ist denkbar schwer für uns Menschen, die wir doch soziale Wesen sind.

„Der Coronavirus überträgt sich von Mensch zu Mensch“, sagt Monika Redlberger-Fritz, Virologin an der Medizinischen Universität Wien dazu im Gespräch mit dem SONNTAG: „Tragen wir eine Maske, halten wir Abstand und ergreifen wir die bekannten Hygienemaßnahmen bedeutet das, dass dem Virus sozusagen dieser Weg von einem zum anderen massiv erschwert wird. Wir haben damit eine Chance, dem Virus sozusagen die Nahrung zu entziehen.“ Genau das müsse derzeit sowieso unser Ziel sein, sagt Monika Redlberger-Fritz. Gerade im Hinblick auf Weihnachten sei es aber besonders wichtig.

Mit Nachdruck appelliert die Virologin deshalb an uns alle, sich an die derzeit geltenden Maßnahmen zu halten und sie auch mitzutragen. „Vor allem die sozialen Kontakte drastisch zu reduzieren, halte ich in diesem Zusammenhang für unerlässlich“, sagt sie: „Nur wenn es uns jetzt gelingt, die Zahlen herunter zu drücken, haben wir im Dezember die Chance auf wesentlich bessere Sozialkontakte. Wahrscheinlich werden sie nicht so sein können, wie wir es gewohnt sind, aber eben wesentlich besser als derzeit.“

Solidarisch verhalten

Denn auch wenn wir die Zahlen senken können, sieht Monika Redlberger-Fritz, zu Weihnachten die eine oder andere Herausforderung auf uns zukommen. „Die Fallzahlen im Griff zu behalten, ist in diesem Jahr wirklich sehr wichtig. Ich denke, man kann gar nicht oft genug sagen, dass es dabei um das Verhalten jedes Einzelnen geht. Es ist unsere Entscheidung, wie wir uns verhalten.“

Wenn wir uns an die Maßnahmen halten, dann handeln wir in unserem Sinne, wir schützen uns selbst. Aber wir handeln auch solidarisch mit allen anderen, schützen also auch alle anderen. „Ich kann verstehen, dass viele Menschen diesen Virus satt haben. Wir alle bringen seit Monaten Opfer.“ Monika Redlberger- Fritz weiß, wovon sie redet – auch sie hat Familie, hat Kinder. „Aber die Situation ist wirklich ernst und entsprechend müssen wir sie auch ernst nehmen. Es braucht uns alle.“

Ein kleineres Fest
Flexibilität und Kreativität, Achtsamkeit und Vorsicht im Hinblick auf uns selbst und andere, scheinen deshalb auch bei allen Planungen im Hinblick auf Weihnachten mit der Familie und mit Freunden gefragt. Und dazu eine große Portion Kompromissbereitschaft und Mut von allen Beteiligten in diesem Jahr – und damit nur ein einziges Mal – ganz andere und neue Wege zu gehen.

Von großen Treffen mit Familie und Freunden und dem damit verbundenen großen Essen muss Monika Redlberger-Fritz als erfahren Virologin und Ärztin „eigentlich abraten“. Sinnvoller sei ein kleines Fest. „Das ist natürlich gerade zu Weihnachten wirklich nicht das, was wir alle uns wünschen“, sagt Monika Redlberger-Fritz: „Aber vielleicht funktioniert es ja. Ich denke als Beispiel an eine Familie, die – sagen wir – aus 4 Haushalten besteht, die sich in diesem Jahr zu Weihnachten aufteilen. Also 2 und 2 etwa – Haushalt A trifft sich mit Haushalt B und Haushalt C mit Haushalt D. Wie gesagt – kein Weihnachten, wie wir es kennen, aber eine denkbare Möglichkeit, einander in Zeiten von Corona zu begegnen.“

Weihnachten anders denken

Und das, was uns bereits seit Monaten begleitet, gelte natürlich auch zu Weihnachten, sagt Monika Redlberger-Fritz. Dazu gehört zu allererst das Abstand-Halten. „Der Babyelefant ist bei uns allen in den Köpfen, aber wie groß der wirklich ist, ist nicht immer allen bewusst – 1,5 m ist mehr als eine Armlänge und vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, muss ich sowieso sagen: je mehr Abstand, desto besser.“

Auch der Mund-Nasen-Schutz ist und bleibt ein wichtiger Begleiter. „Mit einem Mund-Nasen-Schutz schützen sie sich und auch andere“, zeigt sich Monika Redlberger-Fritz überzeugt. Zwar könne eine Ansteckung nicht zu 100% vermieden werden, aber die Gefahr sei doch wesentlich geringer.

Ein weiterer Tipp der Virologin im Hinblick auf Zusammentreffen in geschlossenen Räumen: „Lüften Sie ausgiebig. Je öfter sie das tun, desto geringer ist die Viruslast in einem Raum, in einer Wohnung.“ Alle 20 Minuten sei durchwegs sinnvoll, wenn Menschen zusammenkommen. „Wenn alle eine Mund-Nasen-Schutz tragen, dann alle 30 Minuten.“

Und wenn wir alle unsere Weihnachtsfeiern in diesem Jahr anders denken müssen, um uns und andere bestmöglich zu schützen, wie wäre dann die Idee, die Feier auch – wo die Möglichkeit besteht – wenigstens zum Teil nach draußen zu verlagern? In einen Garten, auf einen Balkon, eine Terrasse?

„Prinzipiell kann ich dazu natürlich nur sagen: Sich draußen zu treffen – auch hier natürlich mit Abstand – wenn es das Wetter und die Temperaturen auch nur irgendwie zulassen, ist im Hinblick auf Corona eine sehr gute Sache“, sagt Monika Redlberger-Fritz: „Wir wissen das aus den Sommermonaten – da haben wir gesehen, dass sich der Virus draußen nicht so gut verbreiten kann.“

weitere Artikel dieser Serie:
Teil 1: Wie werden wir heuer feiern?
Teil 2: Wir sagen Euch an, den lieben Advent
Teil 3: Ihr Kinderlein kommet…

Autor:

Andrea Harringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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