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Elisabeth, ich taufe dich ...
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Christinnen und Christen sind „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ auf den dreieinen Gott getauft. Warum die Einen Säuglinge taufen und andere nur Erwachsene, das erklären uns die katholische Theologin Birgit Almer und Baptisten-Pater Bruno Gasper.
Du bist jetzt getauft
2025 erinnern Gemeinden und Kirchen, die sich auf die Täuferbewegung der frühen Neuzeit zurückführen oder sich mit ihr verbunden wissen, gemeinsam an die erste täuferische Glaubenstaufe, die 1525 in Zürich stattfand. Darunter auch die Baptistengemeinde in Graz. Passend zu diesem Anlass haben wir Pastor Bruno Gasper gefragt, warum die Baptisten eigentlich nur Erwachsene (bzw. Jugendliche) taufen. Sie nennen es „Glaubenstaufe“. In vielen anderen christlichen Kirchen werden bereits Neugeborene getauft. Die römisch-katholische Theologin Birgit Almer, selbst Mutter, erklärt, warum sie ihre Kinder als Babys taufen ließ.
Wir taufen Erwachsene auf das Bekenntnis unseres Glaubens.
Bruno Gasper
ist Pastor der Baptistengemeinde Graz und dreifacher Vater.
Warum Baptisten die Glaubenstaufe (Erwachsenentaufe) praktizieren, würde einer unserer Gründerväter, Johann Gerhard Oncken, ganz einfach beantworten: „Die Bibel ist schuld.“ Wir schließen uns damit den Täufern des 16. Jahrhunderts und ihrer Aussage im ersten der „Schleitheimer Artikel“ an – jene, die wie alle reformatorischen Bewegungen das Prinzip des „sola scriptura“ (allein die Schrift) als einzige und wichtigste Voraussetzung zur Erschließung christlicher Glaubenswahrheiten betonen.
In der Bibel lesen wir, dass unser Herr Jesus Christus sich vor Beginn seiner Mission von Johannes taufen ließ (Mt 3,13f). Am Anfang taufte Jesus mit seinen Jüngern auch selbst (Joh 4,1–3) und schließlich gab er als Auferstandener den Auftrag „Jünger zu machen“, indem sie zu den Menschen gehen, sie auf den dreieinen Gott taufen und die Gebote Jesu zu halten lehren (Mt 28,19.20).
Zu Umkehr und Glauben finden
Mit dem Kommen des Heiligen Geistes berichtet Lukas von dreitausend Menschen, die sich am Pfingsttag auf die Predigt des Petrus taufen lassen. Die erste Gemeinde in Jerusalem entsteht. In der Apostelgeschichte werden uns noch weitere Beispiele von biblischen Taufen berichtet, die immer folgendem Muster entsprechen: Geisterfüllte VerkündigerInnen predigen das Evangelium, HörerInnen finden durch die Wirkung des Heiligen Geistes zu Umkehr und Glauben, verlangen nach der Taufe, werden auf das Bekenntnis ihres Glaubens getauft und einer Ortsgemeinde hinzugetan.
Säuglingstaufe, Sakramente, Erbsünde oder ungetaufte Babys, die in die Hölle kommen könnten, sind noch kein Thema. Dies alles entsteht erst Jahrhunderte später.
Die Taufe ist kein Preis für Glaubensleistung, sondern ein Versprechen.
Birgit Almer
ist Theologin, Fachreferentin bei der TelefonSeelsorge Graz und zweifache Mutter.
Als Theologin brenne ich für große Fragen. Als Mutter habe ich gelernt: Manche Antworten sind überraschend einfach. Zum Beispiel die zur Taufe: Warum haben wir unsere Kinder taufen lassen, obwohl sie noch nicht selbst Ja zum Glauben sagen konnten? Weil wir glauben: Gottes Liebe wartet nicht ab. Sie ist da – vom ersten Moment an. Ich schenke meinen Kindern Liebe, ohne dass sie etwas tun müssen. Und vertraue darauf: Genauso ist es mit Gott. Auch er sagt Ja – bedingungslos und zuerst. Als ich meine Kinder das erste Mal im Arm hielt, war es, als ob mir Gott – die Liebe – aus ihren Augen entgegenblickt. Da war der klare Gedanke: Ich will euch alles Gute geben, was ich kann. Abends gebe ich ihnen einen Gute-Nacht-Kuss. Nicht, weil sie mich bitten. Sondern, weil ich möchte, dass sie spüren: Ich bin da. Ich liebe dich. Früh genug entscheiden sie selbst, ob ihnen das noch angenehm ist. Bis dahin darf mein Kuss mitgehen wie ein selbstverständlicher, zärtlicher Begleiter.
Vor aller Leistung
So sehe ich auch die Taufe: Sie ist kein Preis für Glaubensleistung, sondern ein Geschenk. Ein Versprechen: Du bist Kind Gottes. Du bist geliebt. Unbedingt. Vor aller Leistung, vor jedem Zweifel. Eine unglaubliche Zusage. Diese Überzeugung ist nicht nur emotional, sondern auch theologisch tragfähig. Eine so frühe Taufe ist für mich gut begründbar: Die Bibel kennt ganze Hausgemeinschaften, die getauft werden – ohne Altersangabe. Jesus selbst stellt Kinder ausdrücklich in die Mitte. Er segnet sie, bevor sie etwas leisten oder erklären können. Nicht als Ausnahme, sondern als Zeichen: In Gottes Augen zählt nicht, wer etwas versteht oder entscheidet – sondern wer da ist. Und das reicht.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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