Positionen - Leopold Neuhold
Aufgenommen

Ein Bauer, am 15. August auf dem Weg zur Kirche, fordert seinen Nachbarn, der bei der Arbeit ist, auf: „Komm mit, heute ist ja Maria Himmelfahrt!“ Antwortet der Angesprochene: „Warum, ich fahr nicht mit!“
Eine herausfordernde Antwort: Wer will schon in den Himmel, jetzt? Und wer will nicht in den Himmel, dann? Dabei wird das volkstümliche „Maria Himmelfahrt“ durch den liturgischen Namen für das Fest „Mariä Aufnahme in den Himmel“ richtiggestellt. Maria fährt nicht von sich aus in den Himmel, Gott ist es, der Maria in die Gemeinschaft mit sich führt. Damit ist Maria Himmelfahrt ein Zeichen der Hoffnung für uns alle. Gott lässt uns nicht aufgehen in ein unbestimmtes Jenseits, sondern er ruft uns beim Namen, um uns aufzunehmen an dem Ort, an dem wir wir selbst bleiben können, aber nun in der innigen Verbindung mit Gott. Der Mensch versinkt nicht in ein unbestimmtes Allgemeines, sondern er ist gerufen in seiner Person, bei seinem Namen.
Maria hat das erreicht, was unser aller Ziel ist: die Gemeinschaft mit Gott, in der wir das sein können, was wir wirklich sind. Maria ist Zeichen dafür, dass Gott, der Himmel auf uns warten. Sie erscheint uns als die, die unser aller Bezugspunkt zum Himmel sein kann. Der Dichter Novalis hat das in folgenden Versen zum Ausdruck gebracht:
Ich sehe dich in tausend Bildern / Maria, lieblich ausgedrückt / Doch keins von allen kann dich schildern / Wie meine Seele dich erblickt. / Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel / Seitdem mir wie ein Traum verweht / Und ein unnennbar süßer Himmel / Mir ewig im Gemüte steht.

Leopold Neuhold

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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