Salzburger Hochschulwochen
Verlorene Orientierung

Bei einer Talkrunde im Bischofsgarten war neben Erzbischof Franz Lackner (Mitte) auch die designierte Salzburger Domkapellmeisterin Andrea Fournier (l.) am Wort | Foto: H.-Chr. Gruber
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  • Bei einer Talkrunde im Bischofsgarten war neben Erzbischof Franz Lackner (Mitte) auch die designierte Salzburger Domkapellmeisterin Andrea Fournier (l.) am Wort
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Salzburger Hochschulwochen von 1. bis 7. August zu der Frage „Wie geht es weiter?“.
Nachgedacht wurde über die Zukunft der Wissensgesellschaft.

Die letzten zwei Jahre hätten nicht nur in der Gesellschaft Spaltungen sichtbar werden lassen und vermeintliche Wissensbestände in Frage gestellt. Auch in der Kirche sei man an einem Punkt gelandet, „wo vielerorts die Konsensfähigkeit brüchig geworden ist und Orientierung verloren gegangen ist“. So der Salzburger Erzbischof Lackner bei der Eröffnung der Salzburger Hochschulwochen. Renommierte Referentinnen und Referenten aus Theologie, Philosophie, Soziologie und anderen Wissenschaftszweigen stellten sich von 1. bis 7. August in Vorträgen, Workshops und Diskussionen der Frage „Wie geht es weiter?“ und berieten über die „Zukunft der Wissensgesellschaft“.

„Wenn Verschwörungstheorien genauso viel Hausrecht in öffentlichen Debatten für sich reklamieren wie wissenschaftlich generierte Erkenntnisse, dann gerät ja nicht bloß die Universität unter Druck – sondern dann werden ganze Demokratien in ihrem Innersten angefressen“, betonte der Obmann der Salzburger Hochschulwochen, Prof. Martin Dürnberger, die drängende Aktualität des heurigen Hochschulwochen-Themas.
Synodal. Neben gesellschaftlichen Themen kamen auch innerkirchliche Fragen auf. Eine Debatte beleuchtete den Synodalen Weg in Deutschland. Prof. Thomas Schüller verwies darauf, dass beide Wege, der von Papst Franziskus angestoßene weltweite Synodale Prozess und der Synodale Weg in Deutschland, thematisch ähnlich gelagert seien. Die Themen des Synodalen Weges wären „nicht Ausdruck eines dekadenten Westens, der vom Glauben abgefallen ist, sondern brennen weltweit vielen Frauen und Männern unter den Nägeln“, so der deutsche Kirchenrechtler. Eine Schwäche des deutschen Weges sei die mangelnde kirchenrechtliche Verbindlichkeit.

Taekwondo. Zum Künstlergespräch wurde der aktuelle Jedermann-Darsteller Lars Eidinger geladen. „Es ist zu einfach, zu sagen: Ich glaube nicht“, so der Schauspieler. Ihn fasziniere ein Satz des Schriftstellers Simon Strauß, der gesagt habe, es verbiete sich für einen Intellektuellen, nicht an Gott zu glauben. Beim traditionellen Sommerfest samt Talk-runde im Bischofsgarten erzählte Erzbischof Franz Lackner, wo er Energie schöpfe. Neben Glaube, Lektüre und früher Marathonlaufen mache er heute auch Taekwondo. Wobei es ihm nicht um Kampfkunst gehe, sondern darum, Geist und Körper zu aktivieren.
Als Erfolgsformat neben Vorträgen und Diskussionen habe sich das „Benedictine Banter“ (engl. für Benediktinisches Geplänkel) erwiesen. Das lockere Mittagspausenprogramm der zwei jungen Ordensmänner P. Jakob Auer und Br. Wolfgang Sigler, bestehend aus einer Führung durch die Erzabtei St. Peter mit Gespräch, wurde zum Besuchermagneten.

Lebenswissen. Mit einem Festgottesdienst und einem Festakt endeten die Salzburger Hochschulwochen am 7. August. In seiner Predigt rief der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick dazu auf, Wissen nicht auf bloßes Fakten- oder gar „Herrschaftswissen“ zu begrenzen, sondern offen zu sein für ein „Lebenswissen“, wie es Religionen und die Kirche vermitteln. Der Festredner Armin Nassehi hob unter anderem die „Irritationsfunktion“ von Theologischen Fakultäten auf staatlichen Universitäten hervor. Sie würden „Wahrheitsfragen“ stellen und damit den Wissenschaftsbegriff weit halten. 2023 beschäftigen sich die Salzburger Hochschulwochen mit dem Thema „Reduktion! Warum wir mehr Weniger brauchen“.

KATHPRESS/K. Grager

Preisgekrönt
Der „Theologische Preis“ der Salzburger Hochschulwochen wurde, in coronabedingter Abwesenheit, an Br. David Steindl-Rast für sein Lebenswerk verliehen. Den Publikumspreis erhielt die Theologin Anne-Kathrin Fischbach.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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