Naher Osten
Feuerpause jetzt!

Bei einem Bombenangriff wurde die orthodoxe Kirche St. Porphyrios in Gaza-Stadt schwer beschädigt. Elf Menschen starben, viele weitere wurden verletzt, berichtete die Caritas Jerusalem. Die Gewalteskalation im Nahen Osten hat bereits viele zivile Opfer gefordert. | Foto: Caritas Jerusalem
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  • Bei einem Bombenangriff wurde die orthodoxe Kirche St. Porphyrios in Gaza-Stadt schwer beschädigt. Elf Menschen starben, viele weitere wurden verletzt, berichtete die Caritas Jerusalem. Die Gewalteskalation im Nahen Osten hat bereits viele zivile Opfer gefordert.
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Katholischer Pfarrer von Gaza bittet um Feuerpause. Papst Franziskus verlangt Freilassung der Geiseln. Ostkirchenexperte beklagt Missbrauch von Religion.

Der Krieg im Gazastreifen muss schnellstmöglich aufhören, fleht der katholische Pfarrer von Gaza, Gabriel Romanelli. Es brauche einen sofortigen Stopp der Bombardierungen, „damit den Menschen geholfen werden kann – nicht nur im Süden des Gazastreifens“, sagte der argentinische Ordensmann. Romanelli war bei einem Besuch außerhalb des Gazastreifens von den Angriffen überrascht worden und kann derzeit nicht in seine Pfarre zurückkehren. „Dass ich nicht in ihrem Leiden bei ihnen sein und helfen kann, ist ein großer Schmerz“, so der Pfarrer.

Auch Papst Franziskus hat aus humanitären Gründen eine Feuerpause in Gaza gefordert. „Stellt das Feuer ein, haltet ein, Brüder und Schwestern, der Krieg ist immer eine Niederlage, immer, immer!“, rief er beim Mittagsgebet am Sonntag, 29. Oktober, auf dem Petersplatz. Es müsse Raum für humanitäre Hilfslieferungen geben, betonte er. Zudem verlangte der Papst erneut die umgehende Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln.
Der Oberrabbiner der jüdischen Gemeinde in Wien Jaron Engelmayer betonte die Notwendigkeit, ziviles Leben zu schonen. Die israelische Armee tue im Kampf gegen die Hamas im Gazastreifen mit unterschiedlichen Warnhinweisen mehr, als das internationale Recht fordere, ist der Oberrabbiner überzeugt. Der Hamas wirft er vor, die Zivilbevölkerung bewusst als menschliche Schutzschilde zu benutzen, um die Bilder „bestialischer Gräueltaten“ als Propaganda zu nutzen.

Der Ostkirchenexperte und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät Salzburg Dietmar W. Winkler erklärte im Interview mit den „Salzburger Nachrichten“, wie weltweit Religionen für Machtpolitik missbraucht werden. Auch im Nahen Osten sei Religion „konsequent ein Faktor der Politik“, so der Experte. „Man muss aber dazusagen: Grundsätzlich geht es um Macht, um Territorien, um strategische Fragen. Religion bildet ein Substrat, das emotionalisieren kann, genutzt und oft missbraucht wird.“

Missbrauch von Religionen
Religionen transportierten Werte; Glaube und religiöse Überzeugung lösten tiefe Gefühle in Menschen aus, sagte Winkler zur Frage, warum dieser Missbrauch oft nur allzu einfach sei. Zudem könnten heilige Schriften wie Bibel, Koran oder Tora mit darin enthaltenen Schilderungen über richtende und strafende Gottheiten auch Motivationsquelle für Gewalt sein, hielt Winkler fest. Es läge an einer zeitgemäßen Interpretation, um diese Quellen richtig verstehbar zu machen. Dann können Religionen ihr Potenzial, Frieden zu stiften, entfalten, ist der Theologe überzeugt. „Nur passiert eben auch das Gegenteil – weil es den Interessen der Mächtigen dient.“
Das wird derzeit auch im Nahen Osten deutlich. Die palästinensische Hamas sei sunnitisch und werde zum größten Teil von Katar finanziert, die Hisbollah im Libanon wiederum bekomme 70 Prozent ihres Budgets aus dem schiitischen Iran. Winkler: „Konservative Sunniten wie die Wahabiten Saudi-Arabiens halten Schiiten für Ungläubige. Wenn es nun aber gegen Israel geht, sind sie vereint, man liefert einander Geld und Waffen. Wiederum haben sich das jüdische Israel und das wahabitische Saudi-Arabien kürzlich fast so weit angenähert, dass der schiitische Iran dies als Front gegen ihn verstehen konnte. Dies ist nun obsolet. Ob diese Politiker wirklich allein aus eigener Religiosität heraus handeln? Schwer vorstellbar.“

Quelle: Kathpress

Bei einem Bombenangriff wurde die orthodoxe Kirche St. Porphyrios in Gaza-Stadt schwer beschädigt. Elf Menschen starben, viele weitere wurden verletzt, berichtete die Caritas Jerusalem. Die Gewalteskalation im Nahen Osten hat bereits viele zivile Opfer gefordert. | Foto: Caritas Jerusalem
Der Ostkirchenexperte Dietmar W. Winkler beschreibt die unterschiedlichen religiösen Einflüsse im Nahostkonflikt. | Foto: Rupertusblatt/Greil
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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