Weltkirche
Der Irak muss zur Heimat für alle seine Menschen werden

Louis Raphael I. Sako ist Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche und eine wichtige Stimme der Christen im Irak. | Foto: Kathpress / Pulling
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Drei Fragen von ICO an Patriarch Louis Raphael Sako zum Papstbesuch im Irak.

Was erwarten Sie sich vom Papstbesuch?
Papst Franziskus wird eine Botschaft der Liebe, Brüderlichkeit, Versöhnung, Toleranz und Achtung des Lebens, der Vielfalt und des Pluralismus mitbringen. Alle Iraker müssen begreifen, dass die Gewalt ein Ende haben muss und alle gemeinsam ihr Land wieder aufbauen müssen. Der Papst sät. Wir müssen wässern, und Gott wird sich darum kümmern, dass es zu wachsen beginnt. Nur so ist ein Leben für alle in Würde und Freiheit möglich.

Gibt es nicht auch zu hohe Erwartungen?
Wir alle sehnten den Besuch von Papst Franziskus herbei, aber wir wissen auch, dass der Papst nicht alle unsere Probleme lösen kann. Auch nicht jene der Christen im Land. Es hängt sicherlich nicht vom Papst ab, ins Ausland ausgewanderte Christen in den Irak zurückzubringen oder dass Christen ihr beschlagnahmtes Eigentum zurückbekommen. Hier ist ganz eindeutig die irakische Regierung gefordert, rechtliche und materielle Bedingungen für die Rückkehr zu schaffen.

Wie sieht Ihre Vision für den Irak aus?
Wir Christen sind stolz auf unsere irakische Identität. Der Irak ist unsere Heimat. Darin fühlen wir uns auch von Papst Franziskus bestärkt. Die irakische Kirche unterstützt alle Bemühungen der Regierung zur Wiederherstellung von Stabilität und zur Bekämpfung der Korruption. Der Irak muss zum Heimatland aller Menschen werden, ungeachtet ihrer Religion oder Ethnizität. Alle Einwohner müssen Bürger mit gleichen Rechten und Pflichten sein.

Louis Raphael I. Sako ist Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche. Das ist eine orientalische Ostkirche, die mit der römisch-katholischen Kirche in voller Kirchengemeinschaft steht. Sie feiert und lebt nach dem „ostsyrischen Ritus“. Bis zu zwei Drittel der irakischen Christinnen und Christen gehören dieser Kirche an. Durch Flucht vor Krieg und islamistischem Terror und durch Vertreibungen ist diese Kirche stark geschrumpft. Der 72-jährige Patriarch, der 2018 von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt wurde, ist die wichtigste Stimme für die Rechte der Christinnen und Christen im Irak. Unermüdlich warnt er vor dem Untergang des Christentums in dessen Geburtsregion Naher und Mittlerer Osten. Er studierte Theologie und Islamwissenschaften, er spricht zwölf Sprachen, auch Deutsch, vor allem aber die Sprache der Versöhnung.

Initiative Christlicher Orient ICO
Die ICO, 1989 vom Linzer Liturgiewissenschaftler Hans Hollerweger gegründet, ist seit 2009 ein Hilfswerk mit Spendenabsetzbarkeit. Es geht um Aufmerksamkeit für die Kirchen im Orient (etwa Irak, Syrien, Libanon, Türkei, Palästina), die zu den ältesten Gemeinden des Christentums gehören, aber stark von Verfolgung, Vertreibung und Abwanderung bedroht sind.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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