Fokorlar-Bewegung und die Gemeinschaft Emmanuel
Fromm à la Italia oder France

Bei den Fokolarini ist alles nicht nur schön, sondern bellissimo,
grandissimo.«Stefan Ulz, Dr., ist Leiter des Seelsorgeraums Graz-Südost (Fokolarbewegung).
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Die Fokolar-Bewegung und die Gemeinschaft Emmanuel sind zwei Blüten neuerer Frömmigkeit. Prägen ihre Ursprungsländer Italien und Frankreich vielleicht die Mentalität, den Schwung und Charme der Aktiven?

Pizza ist nicht mein Favorit, doch Pasta mit einem guten Sugo liebe ich schon, auch Fisch und guten italienischen Wein. Die Fokolar-Bewegung, die ich 1984 bei einem Mariapoli-Sommertreffen im salzburgischen Saalfelden kennen gelernt habe, hat ihre Wurzeln in Italien, genau genommen in Trient.
Wenn ich über die Grenze nach Italien fahre, empfinde ich es auch als Nach-Hause-Kommen. Das Herz geht einem auf, wenn man an einem Ort eine intensive Gotteserfahrung gemacht hat. In Loppiano nahe Florenz habe ich zuletzt zwei Jahre mit Leuten aus 70 Nationen und vielen Weltanschauungen gelebt. Ich arbeitete hier an meiner Dissertation über die Fokolare-Gründerin Chiara Lubich.

Statt Ordenstracht strahlt Freude
Ihr Name Lubich ist slowenisch und bedeutet „Liebe“. Ein Bruder von Chiara war Kommunist, der Vater Sozialist und die Mutter tief katholisch. Sie hat wohl schon in ihrer Familie Unterschiedliches zusammengehalten. So entwickelte sie ihr Charisma der Einheit und rief 1943 in Trient die Fokolar-Bewegung ins Leben.
Bestimmte Begriffe sind italienisch. „Fokolar“ entstand etwa, weil Nachbarn über die junge Gemeinschaft staunten: „Bei euch fühlt man sich wie am Herdfeuer (focolar).“ Wie Maria zeigte Chiara Lubich der Welt Christus. „Mariapoli“, Stadt Mariens, nannte sie die Zusammenkünfte.
„Unsere Tracht sollte die Freude sein, die eine Frucht der Einheit ist“, sprach Chiara. Diese Freude steckt hinter dem begeisternden und humorvollen Temperament der Bewegung. Da ist alles nicht nur schön, sondern „bellissimo“ und „grandissimo“. Norddeutsche finden das bisweilen übertrieben, aber Graz ist schon ein bisschen südländisch.

Unsere Gemeinschaft war in den Anfangsjahren sehr nach Frankreich orientiert. Heute sind noch etwa 5000 der 12.000 Mitglieder Französinnen und Franzosen. Viele Lieder wurden französisch komponiert und dann ins Deutsche übersetzt. Im Lauf der letzten 20 Jahre sollte aber Emmanuel in jedem Land seine eigene Form finden.
In Paris wurde Emmanuel („Gott mit uns“) 1972 gegründet. Pierre Goursat und Hervé-Marie Catta erlebten zu zweit in den USA bei einer Freikirche eine Ausgießung des Heiligen Geistes. Das verwandelte sie total, die Freude blieb lebendig. Zurück in Paris, trafen sie sich wöchentlich im Gebetskreis, nach einem Jahr waren es 500. Einige wollten mehr, eine verbindliche Gemeinschaft.

Kultiviert essen mit gutem Wein
Völlig entflammt war auch ich am Anfang. Ich stieg in einen Bus nach
Parayle-Monial in Frankreich ein, das spirituelle Zentrum von Emmanuel. Als ich das erste Mal die kleine Erscheinungskapelle betrat, spürte ich so eine Freude; ich hatte überhaupt keinen Zweifel, dass Jesus in der Hostie anwesend war. Ich wollte in der Erwartungshaltung leben, dass Gott mich führt. Dazu helfen bei Emmanuel die wöchentlichen und monatlichen Treffen. Laien, meistens Ehepaare, tragen die Gemeinschaften.
„Küsschen links und rechts“, Anbetung und Lobpreis mit erhobenen Händen, diese französische Art haben wir zumindest am Anfang stark übernommen. Als ich den Weg zum „geweihten Bruder“ ging, genoss ich mit drei anderen in einem alten Schloss in Paris zwei Jahre auch das lange, kultivierte französische Essen mit gutem Wein. Beim Diskutieren können die Franzosen aber auch anstrengend sein.

Durchsichtig auf Gott hin
Beim Finale der Champions League fieberte Robert Hautz, Bildhauer und Pastoralassistent der Stadtkirche Graz, mit Bayern München mit. Nicht mit Paris Saint Germain (0:1), obwohl die geistliche Gemeinschaft, die den 1967 geborenen Tiroler prägt, ihre Wurzeln in Frankreich hat. Hat Emmanuel eine französische Spiritualität, und ist zum Beispiel die der Fokolar-Bewegung italienisch? Pfarrer Stefan Ulz leitet den „Pilot-Seelsorgeraum“ Graz-Südost. Er begegnete der Fokolare-Gründerin Chiara Lubich persönlich und fühlte: Diese Frau ist durchsichtig auf Gott hin. Die Fokolarini sind eine Laienbewegung, aber auch Priester sind ihr verbunden.

Bei den Fokolarini ist alles nicht nur schön, sondern bellissimo,
grandissimo.«Stefan Ulz, Dr., ist Leiter des Seelsorgeraums Graz-Südost (Fokolarbewegung).
»Küsschen links und rechts, Beten mit erhobenen Händen war Brauch.«Robert Hautz, Mag., ist Referent für Spiritualität und Leiter des Kirchenecks (Emmanuel).
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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