2. Sonntag 23: Pfarrer Hans Lagler
Hinweisgeber für den Weg unseres Heils

Taufe Jesu (Fenster in der Pfarrkirche Raabs/Thaya). Der Text im Schriftband lautet: "ECCE AGNUS DEI". | Foto: Leopold Schlager
  • Taufe Jesu (Fenster in der Pfarrkirche Raabs/Thaya). Der Text im Schriftband lautet: "ECCE AGNUS DEI".
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Naturkundliche Wanderungen sind für mich immer etwas ganz besonderes. Es ist sehr beeindruckend mit einer erfahrenen Botanikerin einen Nachmittag unterwegs zu sein, die ihrer Gruppe die Augen für die Schönheit der Schöpfung öffnet: „Schaut mal her, hier wächst unscheinbar am Wegesrand eine Blume, die unter Naturschutz steht, weil sie schon fast ausgestorben ist. Seht, dort sind Heilkräuter zu finden, deren Blätter sich hervorragend für einen Tee eignen, der bei Blutdruckproblemen hilft.“

Es ist die faszinierende Aufgabe Johannes des Täufers, die Menschen auf Jesus Christus hinzuweisen, der am Beginn seines öffentlichen Wirkens zuerst unbeachtet wie eine seltene Pflanze mitten unter den Leuten steht. Mit klaren Worten macht er daher auf den Messias aufmerksam: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf sich nimmt.“ (Joh 1,29) Dieser Hinweis wird für den Rufer in der Wüste zum Markenzeichen. Der Ausspruch schwingt sich in lateinischer Sprache auf unzähligen Darstellungen über seinen Pilgerstab: „Ecce Agnus Dei.“

Der Täufer möchte die
Menschheit auf den Erlöser
der Welt hinweisen.

Johannes der Täufer hat uns durch die Wochen des Advents begleitet. So wie eine erfahrene Botanikerin auf die Kostbarkeiten der Natur hinweist, öffnet uns dieser Heilige den Blick auf den Messias. Sein Dienst ist zu allen Zeiten des Kirchenjahres wichtig, denn er möchte die Menschheit auf den Erlöser der Welt hinweisen. Bei jeder heiligen Messe spricht dieser Prophet zu uns, wenn der Priester allen Mitfeiernden die zerbrochene Hostie zeigt: Seht das Lamm Gottes!

Als Johannes von den Taten Jesu hört, schickt er zwei seiner Jünger zu ihm und lässt ihn fragen: Bist du es der da kommen soll oder müssen wir auf einen anderen warten? (Mt 11, 3) Jesus gibt keine klare Antwort, sondern er lässt einfach Taten sprechen: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet. (Mt 11,5)

Gerade in der Gegenwart sehnen sich viele Menschen nach körperlicher und seelischer Gesundheit. Wenn wir ehrlich auf unser Leben schauen, dann spüren wir alle, dass wir verwundet sind. Der eine hat berufliche oder schulische Sorgen, die andere hat familiäre Probleme, der eine befindet sich in einer finanziellen Notlage, die andere spürt, dass sich eine Krankheit immer mehr bemerkbar macht, und und und.

Gerade diese vielen offenen Fragen, die zahlreichen ungelösten Rätsel unseres Alltags und die vielen Warum-Fragen lassen uns nach Haltegriffen Ausschau halten. In dieser Situation möchte uns Johannes der Täufer auf Jesus Christus hinweisen. Er hat mit seiner Botschaft vom Reich Gottes, durch sein Leben, Sterben und Auferstehen unseren oft so schwierigen Lebensumständen einen Sinn gegeben. Dieser Blick auf den Messias ist deshalb so wichtig, weil ihn Gott zum Licht für die Völker gemacht hat. (Jes 49,6) Ihm dürfen wir immer wieder neu im persönlichen Gebet, in Wort und Sakrament und verborgen in unseren Mitmenschen begegnen. Diese heilende Zuwendung gibt uns Mut für den nächsten Schritt und lässt uns wieder aufatmen.

Es wird manchmal passieren, dass Sie bei der Mitfeier einer heiligen Messe von der Predigt nichts mitbekommen, weil Sie gerade ganz mit sich selbst beschäftigt sind oder die Gedanken Sie nicht ansprechen. Wenn dies der Fall ist, darf ich Sie bitten, sich umso mehr auf die Eucharistiefeier zu freuen. Gerade Menschen, die von den Lebensumständen verwundet sind, möchte ich die heilige Kommunion wie ein Medikament regelmäßig verschreiben. Der Messias tröstet uns, stärkt uns, ermutigt uns immer wieder in der schlichten Gestalt des Brotes.

Wie eine erfahrene Botanikerin auf die Kostbarkeiten der Natur hinweist, so möchte uns Johannes der Täufer auf Jesus Christus aufmerksam machen. Schauen wir mit ihm auf den Erlöser der Welt, dann sind wir auf einem guten Weg hinein ins neue Jahr 2023.


Autor

Mag. Johannn Lagler ist Pfarrer in Steinakirchen am Forst und geistlicher Assistent der Berufsgemeinschaft der Mesner. Foto © weinfranz

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Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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