3. Sonntag Osterzeit: Michaela E. Lugmaier
Erschüttterter Glaube trifft Hoffnung

Am Brechen des Brotes erkannten die zwei Jünger in Emmaus den Herrn. Bild: Ausstellung ,,Heilsame Begegnungen", Maga. Martha Leonhartsberger; BZ St. Benedikt Seitenstetten 2019. | Foto: Michaela Lugmaier
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  • Am Brechen des Brotes erkannten die zwei Jünger in Emmaus den Herrn. Bild: Ausstellung ,,Heilsame Begegnungen", Maga. Martha Leonhartsberger; BZ St. Benedikt Seitenstetten 2019.
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Es gibt Situationen, wo es einem oder einer regelrecht den Boden unter den Füßen wegzieht. Auslöser dafür können z. B. eine niederschmetternde Diagnose, der Verlust eines geliebten Menschen oder des Arbeitsplatzes, das Ende einer langjährigen Beziehung etc. sein. Meist kommen solche Erfahrungen der „Bodenlosigkeit“ und der Krise ohne große Ankündigung daher. Sie überraschen, lassen hilflos und ohnmächtig zurück. Man versucht, die Dinge einzuordnen, will verstehen und begreifen. Man möchte 1+1 zusammenbringen und doch gibt es diese Leerstellen, die das Zusammenfügen der Teile – vergleichbar einem Puzzle – aufs Erste nahezu unmöglich machen. Der Blickwinkel ist eingeschränkt. Die Gedanken kreisen um das Problem und der tragende Grund scheint zeitweilig verloren zu gehen. Krisen rütteln existenziell am Lebensfundament, brechen etwas auf und können zugleich etwas verändern. Zeitlicher bzw. räumlicher Abstand und der Austausch mit anderen eröffnen mitunter neue Perspektiven, wie das Beispiel der Emmausjünger deutlich macht.

Durchkreuzte Wege

Ihr Weggang gleicht mehr einer Flucht als einem Spaziergang. Der Karfreitag hat den tragenden Grund innerlich wie äußerlich gehörig ins Wanken gebracht. Der Schmerz sitzt tief. Zu zweit arbeiten sie die schrecklichen Ereignisse auf. Alles auf eine Karte gesetzt – und verloren! Durchkreuzt. Obwohl sie die Botschaft von der Auferstehung gehört haben, gelingt es ihnen nicht, das Geschehene zu begreifen, geschweige denn zu glauben. Ihr Herz und Verstand kommen da nicht mehr mit. Traurig bewegen sie sich auf der Straße vorwärts, ihre Gedanken drehen sich allerdings rückwärts im Kreis. Plötzlich bekommen sie Gesellschaft. Ein Fremder unterbricht ihr Gedankenkarussell. Er begegnet ihnen offen und unvoreingenommen, hört aufmerksam zu und stellt Fragen. Er erweist sich als kundiger Begleiter. Die beiden Männer reden sich alles von der Seele. Ihre Trauer, ihre Enttäuschung und die Sorge um die ungewisse Zukunft. Er knüpft an ihrem Erfahrungswissen an und verweist sie auf den ihnen bekannten tragenden Grund in den Schriften. Seine Erklärungen und Deutungen klingen plausibel, holen sie aus ihrer Problemtrance heraus. Durch den Austausch hat sich der brennende Herzschmerz verflüchtigt. Ihr Leben bekommt schrittweise wieder Boden.

Er hat sie aufgerichtet und ihnen Halt gegeben.

Beim Brotbrechen dämmert es ihnen: Der Fremde ist kein Unbekannter, sondern Jesus selbst! ER, ihre gekreuzigte Hoffnung, lebt! Plötzlich fügen sich die einzelnen Bruchstücke zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Er hat sie nicht im Stich gelassen, sondern hat sie beruhigt, sie mit sich und ihrem Schmerz in Berührung gebracht. Er hat sie aufgerichtet und ihnen Halt gegeben. Er hat ihnen die Augen für das Leben, seine Auferstehung geöffnet und ihnen geholfen, den tragenden Grund von Neuem zu entdecken. Von dieser Gewissheit getragen geht es zurück zu den anderen. Emmaus ist für sie eine wichtige Etappe auf ihrem Lebens- und Glaubensweg geworden.

Die Erzählung von den „Emmausjüngern“ möchte uns in Zeiten, wo der Boden des Lebens schwankt oder der Lebensweg mühsam und steinig wirkt, Mut und Hoffnung zusprechen. Dort, wo (in uns) scheinbar etwas zugrunde geht, kann sich unerwartet der tragende Grund neu erschließen. Die Erfahrung von Gemeinschaft auf unseren Lebensstraßen gibt dabei Kraft und Stütze. Gute Freunde oder Zufallsbekanntschaften können uns durch ihre „Lesart“ eine neue, frische Perspektive aufzeigen, die tröstet, befreit und aufrichtet. Manchmal legen diese überraschend in uns den positiven Schatz der Erfahrung, sei es mit Gott und Mensch, frei bzw. erinnern uns an diese Ressource.

In der Begegnung mit ihnen kann sich der Auferstandene selbst unbemerkt als Wegbegleiter und tragender Grund zu erkennen geben. Im Mitgehen, Zuhören, Dasein. In den (An-)Fragen des Lebens. In Worten des Trostes und der Zuversicht. In einfachen Gesten oder den vertrauten Zeichen von Brot und Wein.

Emmaus

Erschütterter Glaube trifft Hoffnung
mitten im Pulsschlag des Lebens
mit einem Ma(h)l
Augenblicke heilsamer Nähe
Unterbrechung mit Herzklopfen
seine Liebe brennt sich ein
schrittweise auf-leben
tief durchatmen
bezeugend l(i)eben

M. E. Lugmaier

Am Brechen des Brotes erkannten die zwei Jünger in Emmaus den Herrn. Bild: Ausstellung ,,Heilsame Begegnungen", Maga. Martha Leonhartsberger; BZ St. Benedikt Seitenstetten 2019. | Foto: Michaela Lugmaier
Mag. Michaela E. Lugmaier | Foto: privat
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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