Wort zum Sonntag von Quirinus C. Greiwe
Den Jackpot des Lebens gewinnen

Jesus geht es im Gleichnis von den Erntearbeitern nicht um menschliche Gerechtigkeit, sondern um göttliche Barmherzigkeit: Er lässt uns hoffen, dass am Ende alle zum Weinberg des Herrn kommen | Foto: enens - stock.adobe.com
  • Jesus geht es im Gleichnis von den Erntearbeitern nicht um menschliche Gerechtigkeit, sondern um göttliche Barmherzigkeit: Er lässt uns hoffen, dass am Ende alle zum Weinberg des Herrn kommen
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Als Erstes müssen wir den letzten Satz in der Erzählung des Sonntagsevangeliums betrachten und ihn sofort wieder vergessen. Das nachträglich angefügte Sprichwort führt nur zum Missverstehen der Textaussage. Es verwirrt mehr, als dass es erhellt.

In der Parabel geht es um die Gerechtigkeit Gottes, nicht um eine politische Gerechtigkeit auf Erden. Das ist der zweite Gedanke, dem wir uns schnell nähern können, denn der Text ist weithin bekannt und gibt zu Missverständnissen Anlass. Jesus spricht hier nicht als Arbeitgeber, der Gewerkschaften und Arbeiterkammer herausfordern will. Die göttliche Gerechtigkeit ist eine endzeitliche Frage, keine Frage des gerechten Lohns im österreichischen Tarifsystem.

Und dennoch fühlen viele Hörerinnen und Hörer dieses Evangeliums mit den Arbeitern der ersten Arbeitsstunde, die um neun Uhr in der Früh ihre Tätigkeit aufgenommen haben. Hätten sie nicht wirklich ein bissl mehr verdient? Nur so als Zeichen des guten Willens? Dieses Gefühl ist sehr menschlich und geht gerade deshalb fehl. Es geht nämlich nicht um menschliche Gerechtigkeit, sondern um göttliche Barmherzigkeit.
Es geht auch nicht „um ein bissl mehr“ für jene, die den ganzen Tag geschuftet haben, sondern es geht schlichtweg um alles. Es gibt nur den einen Denar, es gibt nur einen einzigen und einmaligen Zugang in das Reich unseres himmlischen Vaters. Das ist der Hauptpreis, gleichsam der Jackpot. Dieser Hauptpreis ist für jeden gleich. Oder er existiert nicht.

Im Glauben geht es nicht um Leistung

Voraussetzung für die Bezahlung der Arbeiter im Weinberg Gottes ist die Aufnahme der Tätigkeit. Das gehört unausgesprochen zu dieser Erzählung mit dazu. Wer den ganzen Tag am Marktplatz auf der faulen Haut liegt, wird mit Bezahlung kaum rechnen können. Wie können wir diesen Gedanken verstehen?
Schwerlich geht es um das Leistungsprinzip. Denn im Glauben geht es nicht um Leistung, sondern vielmehr um ein erfülltes Herz. Wer sein Herz für die Liebe Christi öffnet, kann diese Liebe weitertragen. Wer ein vom Glauben erfülltes Herz hat, wird nicht ruhen, sich mitzuteilen. Denn wovon das Herz erfüllt ist, davon läuft der Mund über. Wer ein vom Glauben erfülltes Herz hat, wird in Werken der Nächstenliebe Zeugnis ablegen. Und schon ist er ein Arbeiter im Weinberg des Herrn.

Im Zentrum der Perikope steht die Antwort Jesu Christi auf die Beschwerde der Arbeiter, die von der Früh an tätig waren. Drei Elemente dieser Antwort sind bedeutsam: (1) der Herr hat die getroffene Vereinbarung eingehalten; (2) der Herr hat die Vollmacht zu handeln, wie er es will; (3) der Herr hat kein Unrecht getan, sondern Güte walten lassen.

Eine verheißungsvolle Erzählung

Die endzeitliche Erzählung wirft ein Licht auf das Jüngste Gericht, denn es geht um das Himmelreich, wie es bereits im ersten Vers heißt. Und es ist eine verheißungsvolle Erzählung Jesu. Denn sie gipfelt im Gedanken der Güte Gottes. An dieser Stelle kommen wir doch noch auf den letzten Vers zu sprechen, auf dieses so missverständliche Sprichwort. Die Letzten, die ihre Arbeit im Weinberg des Herrn aufnehmen, können trotz allem noch ihren Lohn erhalten. Darum beten wir im Dritten Hochgebet: „Erhöre, gütiger Vater, die Gebete der hier versammelten Gemeinde und führe zu dir auch alle deine Söhne und Töchter, die noch fern sind von dir.“ Das ist dann wohl die wahrhaft christliche Haltung all derer, die schon in der Früh zur Arbeit versammelt waren: die Hoffnung, dass am Ende alle zum Weinberg des Herrn kommen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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