5.Sonntag 2024: Oliver Becker
Bleib hier. Mach unsere Heimat zum Reich Gottes

“Alle suchten ihn“: Mosaik-Darstellung von der Heilung der Schwiegermutter des Petrus durch Jesus. 
 | Foto: Stig Alenas - stock.adobe.com
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„Alle suchen dich“ – so heißt es im Evangelium vom Sonntag. Für nicht wenige Menschen stellt es ein erstrebenswertes Ziel dar, im Mittelpunkt des Interesses einer breiten Öffentlichkeit zu stehen. Doch manchmal kann der Ruhm auch zur Last werden, wenn man den steigenden Erwartungen nicht (mehr) gerecht werden kann oder das ständige Stehen im Scheinwerferlicht den Betroffenen jegliche Privatsphäre raubt.

Verlockung Insel der Glückseligen

„Alle suchen dich“ – wir befinden uns zu Beginn des öffentlichen Heilswirken Jesu. Vor zwei Wochen beim Sonntagsgottesdienst hat er das Kommen des Reiches Gottes angekündigt: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.“ Und jetzt lässt Jesus seinen Worten die entsprechenden Heilstaten folgen: Befreiung und Heilung von seelischen und körperlichen Krankheiten und Leiden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass alle ihn suchen. Bei dieser Feststellung von Simon und seinen Begleitern klingt eine unausgesprochene Aufforderung durch: „Bleib hier. Mach Kapharnaum, unsere Heimat, zum Reich Gottes.“ Sie sehnen sich danach, ihre eigene „kleine, heile Welt“ inmitten einer „Welt, die im Krieg liegt“ zu errichten. Damals war es die römische Besatzungsmacht, Terror, Ungerechtigkeit … wie schaut es heute bei uns aus? Ist es nicht auch für uns eine verlockende Aussicht auf einer „Insel der Glückseligen“ zu wohnen, inmitten einer Welt, die von vielfältigen Krisen heimgesucht wird?

Jesus, der „Missionar Gottes“

Nicht für Jesus! Für ihn ist das nicht erstrebenswert. „Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen.“ Die Botschaft vom Reich Gottes soll weite Kreise ziehen. ALLE Menschen sollen mit dem „Heil Gottes“ in Berührung kommen können. Jesus ist der „Missionar Gottes“. Angetrieben von einer inneren Leidenschaft, einem inneren Feuer macht er sich auf den Weg. Und er möchte uns, seinen Jüngern, Anteil geben an dieser Geisteshaltung, die Paulus in die Worte fasst: „Denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde.“
Wie schaut das heute bei uns in der Kirche aus? Welches Feuer brennt in mir und in dir? Wie hat der heilige Augustinus gesagt: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“
„Alle suchen dich“ – was an sich gut und wünschenswert für die Kirche ist, das kann zu einer subtilen Versuchung und zum Hindernis werden für ihr missionarisches Wirken. Warum suchen die Menschen uns auf? Verbirgt sich dahinter eine Suche nach Gott oder nicht? Sind wir vollkommen damit beschäftigt, die Erwartungen der Menschen zu erfüllen? Haben wir noch genügend Ressourcen, um auch „anderswohin“ zu gehen?

Rückbindung an Gott

„Alle suchen dich“ – wie gelingt es Jesus, sich dem „Zugriff“ und der drohenden Vereinnahmung durch die Menge zu entziehen? Jesus sucht in der Einsamkeit die Zweisamkeit mit Gott, seinem Vater. „In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand Jesus auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.“ Das Gebet stärkt ihn in seiner Lebensausrichtung und schenkt ihm die notwendige innere Freiheit für sein „pastorales Handeln“. Die „Rückbindung“ an Gott und die Treue zu unserem Lebensauftrag sind ganz eng miteinander verknüpft. Folgen wir Jesus nach, wenn uns die Erwartungen der Menschen gefangen zu nehmen drohen. Machen wir uns auf den Weg an einen einsamen Ort, um zu unserem Vater im Himmel zu beten: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden …“

“Alle suchten ihn“: Mosaik-Darstellung von der Heilung der Schwiegermutter des Petrus durch Jesus. 
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Oliver Becker | Foto: zVg
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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