Österreichtagung im Hiphaus
50 Jahre Telefonseelsorge in Niederösterreich

In Krisenzeiten da sein, zuhören, mitgehen und entlasten - genau darum geht es bei der Telefonseelsorge. | Foto: Hendrik/Adobe
  • In Krisenzeiten da sein, zuhören, mitgehen und entlasten - genau darum geht es bei der Telefonseelsorge.
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Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Telefonseelsorge Niederösterreich tagten 111 Telefonseelsorgerinnen und -seelsorger aus Österreich und Südtirol vom 19. bis 21. April im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten.

Jedem Menschen kann es passieren, dass er im Laufe seines Lebens in eine schwierige Lebensphase oder Krise gerät. In solchen Situationen ist schon seit 50 Jahren die Telefonseelsorge in Niederösterreich verlässlich da. Unter der Notrufnummer 142 ist sie als einzige Krisenhotline in Niederösterreich das ganze Jahr hindurch kostenlos, vertraulich und anonym rund um die Uhr erreichbar – also auch nachts, am Wochenende und zu den Feiertagen.

Seit einigen Jahren wird die Telefonseelsorge auch online unter www.onlineberatung-telefonseelsorge.at angeboten. Per E-Mail oder von 16 bis 23 Uhr auch im Chat. Alle Gespräche, Mails und Chats werden von sorgfältig ausgebildeten und supervisorisch begleiteten Ehrenamtlichen angenommen, betonte die Leiterin der Telefonseelsorge NÖ, Diplom-Psychologin Ama Lovenson: „Telefonseelsorge ist ein zwischenmenschliches Angebot auf Augenhöhe – aus der tiefen persönlichen Überzeugung heraus, dass es Lebenslagen gibt, in denen sich Menschen nicht alleine fühlen sollten, in denen es ein menschliches Gegenüber braucht, das bereit ist, einfach da zu sein und zuzuhören“, so Ama Lovenson.

In Krisen da sein, zuhören, mitgehen und entlasten – genau darum gehe es bei der Telefonseelsorge. In Zeiten der Multikrisen nehmen die Dringlichkeit der Anliegen und der Bedarf an Gesprächen spürbar zu. Jedes Jahr gibt es deshalb einen kostenlosen Ausbildungskurs für Menschen, die sich, ihre Fähigkeiten und ihre Zeit in dieses besondere Ehrenamt einbringen möchten.

Es gibt Lebenslagen, in denen sich Menschen nicht allein fühlen sollten, in denen es ein menschliches Gegenüber braucht, das da ist und zuhört.

Die Menschen, die bei der Telefonseelsorge anrufen und ihr schreiben, sind gänzlich verschieden, so Lovenson. Ebenso unterschiedlich seien die Ressourcen, die ihnen bei der Bewältigung ihrer schwierigen Lebenslagen helfen, betonte die Telefonseelsorge-Leiterin. Eines aber ist sicher: Jede Person habe Ressourcen! Und so ging es bei dieser Tagung darum, Menschen in der vollen Unterschiedlichkeit ihrer Lebenswelten wahrzunehmen, die enorme Vielfalt der persönlichen Ressourcen in den Blick zu nehmen, und voneinander zu lernen. „Denn auch und gerade in schwierigen Lebenslagen gibt es Ressourcen. Gibt es Momente der Lichtblicke, gibt es das gänzlich Unerwartete, das Schöne, Komische, Verbindende, Berührende, Verblüffende, Echte …“ sagte Lovenson. „Und es sind oftmals genau diese kleinen Überraschungen des Lebens, mitten im Alltag, die Kraft und Freude spenden, wo zuvor kein Hoffnungsschimmer zu sein schien.“ Wenn Einengungen und kreisende Gedanken sich auflösen, und – trotz allem Schweren – auch wieder Ressourcen und Hoffnung in den Blick kommen, dann endet so manches Telefonat und so mancher Chat mit dem Satz: „Vielen Dank, das Gespräch mit Ihnen hat mir jetzt sehr geholfen.“

„Caring Communities“

Bei der Tagung war man sich zudem einig: Die psychosoziale Krisenversorgung der Zukunft ist ohne Ehrenamt nicht denkbar. „Caring Communities“ – also Gemeinschaften, in denen Menschen sich bewusst dafür entscheiden, füreinander da zu sein, sich zu engagieren, ihre Ressourcen einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und hinzusehen statt wegzusehen – gehört die Zukunft. Die Telefonseelsorge ist bereits seit 50 Jahren eine „Caring Community“, die für Menschen in Notsituationen da ist und für die ständige Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden sorgt. Man sei somit für die Herausforderungen der nächsten 50 Jahre und darüber hinaus bereit, hieß es bei der Tagung.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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