Hollenstein
Kleinod erinnert an getötete französische Soldaten

Foto: Wolfgang Zarl

Hollenstein. Im Jahr 1809 kamen französische Soldaten auf dem napoleonischen Feldzug auch ins Ybbstal. Vom Enns­tal über den Frenzsattel zogen sie nach Hollenstein an der Ybbs. Dabei wurden die Häuser geplündert.

„Auch das Anwesen Finkenreit, das zwischen Wenten und Haberfeld steht, kam ins Visier“, berichtet Alfred Kaltenbrunner, der sich mit mehreren menschlichen Schicksalen aus schrecklichen Zeiten beschäftigt hat. Herr Kaltenbrunner bedauert, dass viel an Wissen verloren geht, darum hat die Pfarre auch etliche Geschichten zu Marterln, Kapellen und Wegkreuzen gesammelt, in einem Buch veröffentlicht und damit „verewigt“.

Aber zurück zum Schicksal des Anwesens Finkenreit: Einheimische flüchteten aus Angst vor den Schergen Napoleons dorthin und verriegelten das Haus. Die Franzosen brannten es daraufhin nieder. Die Opfer rächten sich bitter: Vier Soldaten wurden von den Einheimischen gefasst und umgebracht. Dann wurden die getöteten Franzosen in einer nahegelegenen Kohlgrub, wo früher Holzkohlen gebrannt wurden, verscharrt.

Eine Kreuzwegstation wurde dort zur Erinnerung an diese Begebenheit aufgestellt, außerdem pflanzte man vier Akazienbäume, die ebenfalls heute noch stehen.

Alfred Kaltenbrunner erzählt, dass die Hollensteiner die Tötungen der brandschatzenden Franzosen bereut hätten: „Daher wurde jedes Jahr zur Sommersonnenwende eine Bittprozession zu den Gräbern abgehalten – bis zum Jahr 1920.“ Dabei wurde immer ein Kreuz mitgetragen, das sich heute noch im Ortsteil Wenten befindet, sowie ein Säbel und ein Vorderladergewehr der Franzosen.

Wie bei vielen Erzählungen wurden derartige Geschichten mündlich tradiert, sagt Herr Kaltenbrunner. Irgendwann können Berichte, wie jener vom „Kleinod im Wald“, das an die vier Soldaten erinnert, verlorengehen. Denn kaum jemand wisse heute noch, warum es dort steht.

„Kapellen – Marterl – Kreuze“ ist eine Kirche bunt-Reihe, in der Geschichten von Kleindenkmälern vorgestellt werden.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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