70-Jahr-Jubiläum
Sogar die Päpste lieben Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone - der schlitzohrige Dorfpfarrer und der kommunistische Bürgermeister amüsieren Menschen bis heute.  | Foto: Gemeinfrei
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Don Camillo und Peppone, der schlitzohrige Dorfpfarrer und der kommunistische Bürgermeister, amüsieren Menschen bis heute. Vor 70 Jahren kam der erste von fünf Spielfilmen mit dem ungleichen Duo in die Kinos.

Wer kennt sie nicht, die beiden Streithähne aus der Po-Ebene? Die Filme um den gerissenen Dorfpfarrer Don Camillo und seinen Widerpart, den sturen Bürgermeister Peppone, haben bei ihren Fans geradezu Kultstatus. Wenn man ihre Namen hört, hat man sogleich die Schauspieler vor Augen, die sie verkörperten: Fernandel und Gino Cervi. Vor allem beim Namen des gewitzten, schlagkräftigen Dorfpfarrers hat fast jeder ein großes Gesicht mit Pferdegebiss und zurückgekämmtem Haar vor Augen: Fernandel. Fernand Joseph Désiré Contandin (1903-1971) war Franzose, stammte aus Marseille und arbeitete als Schauspieler und Sänger.

Äußerlich wie Peppone, innerlich wie Don Camillo

Seine Rolle verdankte der Mann, der zuvor vielfach als Sänger und Komödiant in Paris gearbeitet hatte, dem Schöpfer der beiden Romanhelden. Giovannino Guareschi (1908– 1968) hatte sich für die Besetzung der Hauptrollen in dem italienisch-französischen Spielfilm ein Mitspracherecht ausbedungen. Es heißt, mit seinem kräftigen Schnauzbart sei Guareschi äußerlich ein Bruder Peppones gewesen. Groß und kräftig gebaut, machte sich Guareschi später darüber lustig, dass man ihn Giovannino (Hänschen) getauft habe. Innerlich jedoch glich der Journalist und Autor eher Dorfpfarrer Don Camillo.

Guareschi bestand auf Fernandel. Zu Recht, wie Kritiker befanden. So urteilte etwa die Filmkritik des Evangelischen Pressediens­tes (epd): Fernandel, oft unterschätzt und als bloßer Spaßmacher und Grimassenschneider eingesetzt, hat den Schelm in der Soutane ernst und sehr zurückgenommen gespielt, hat dieser Karikatur eines Priesters menschliche Glaubwürdigkeit verliehen.

Bürgermeister Bottazzi wurde als Kind auf den Namen Giuseppe (Josef) getauft. Pepe wäre sein Spitzname – so wie Josef oft Sepp genannt wird. Weil Pepe zu imposanter Statur heranwuchs, nannten ihn die Leute Peppone – der große Sepp. Unterstützt wurde Bottazzis Erscheinung durch die volltönende Bassstimme von Schauspieler Luigi (Gino) Cervi (1901–1974); sein deutscher Synchronsprecher Werner Lieven reichte an diese nicht ganz heran.

Anders als Fernandel war Cervi auch ein Theaterschauspieler von Format. Ausgestattet mit großer Bühnenpräsenz und schauspielerischer Prägnanz war er einer der produktivs­ten und vielseitigsten Darsteller Italiens. Seine Palette reichte vom ernsten Theater übers Kino zu Radio und Fernsehen. Cervi brillierte unter anderem als Falsta in Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“; er spielte aber auch den französischen Kriminalkommissar Maigret.

Seine ersten Geschichten über Don Camillo und Peppone schrieb Guareschi für die 1945 gegründete satirische Wochenzeitschrift Candido. Wegen der schnellen Beliebtheit der Figuren veröffentlichte sein Verleger Angelo Rizzoli die Folgen in dem Band „Die kleine Welt des Don Camillo“.

Die Erzählungen in dem Dorf Brescello werden vor allem humoristisch wahrgenommen. Sie haben aber einen ernsten historischen Hintergrund, der vielen Zuschauern damals kaum bewusst war – oder verdrängt wurde: Nachdem 1943 Mussolini entmachtet und Italien von den Deutschen besetzt worden war, schlossen sich im italienischen Widerstand, der Resis­tenza, Katholiken, Kommunisten, Republikaner und Anhänger der Monarchie zusammen. In der Region Reggio-Emilia, aus der Guareschi stammte, war der Kampf zwischen Partisanen und Faschisten sowie zwischen einzelnen Partisanengruppen besonders heftig. Auch Don Camillo und Peppone gehörten laut Roman der Resistenza gegen die „Nazi-Fascisti“ an.

Don Camillo Valota (1912–1998), Namensgeber des Roman-Pfarrers, war katholischer Priester, Partisan und Gefangener der KZ Dachau und Mauthausen. Autor Guareschi selbst wurde 1943 von den deutschen Besatzern mit anderen italienischen Soldaten in Gefangenenlager zuerst nach Polen, später nach Wietzendorf und Sandbostel in Niedersachsen geschickt.

Verzweifelte Sehnsucht

Über die eineinhalb Jahre Gefangenschaft, aus der er mit nur 40 Kilogramm Körpergewicht zurückkehrte, schrieb Guareschi: Der Hunger, der Dreck, die Kälte, die Krankheiten, die verzweifelte Sehnsucht nach unseren Müttern und unseren Kindern, der tiefe Schmerz über das Unglück unserer Heimat haben uns nicht besiegt. Nie haben wir vergessen, zivilisierte Menschen zu sein mit einer Vergangenheit und einer Zukunft.

Wer heuer im Sommer durch die Po-Ebene fuhr, bekam angesichts der ausgetrockneten Landschaft und dem Po als Rinnsal einen Eindruck davon, dass dies einst eine sehr arme Gegend war. In den Jahren nach dem Krieg blieben dort viele Wunden offen. Unter diesen litten auch Don Camillo und Peppone; Guareschi versuchte, sie auf seine Weise zu heilen.

Dass sowohl Kirchenvertreter wie Mitglieder der Kommunistischen Partei seine Geschichten kritisierten, bestärkte Guareschi in seiner Auffassung, dass sich alle Seiten aufeinander zu bewegen müssten. Immerhin soll Papst Johannes XXIII. den beliebten Autor später gefragt haben, ob er an einem neuen Katechismus mitarbeiten wolle. Guareschi lehnte höfflich ab.

Päpste loben Don Camillo

Der bodenständige Dorfpfarrer Camillo wurde von Päpsten wie Benedikt XVI. und Franziskus als Vorbild gelobt. Papst Franziskus schätzt die Geschichten um Don Camillo und Peppone. Im Jahr 2015 lobte der Pontifex die Gestalt des einfachen Pfarrers, der alle Gläubigen in seiner Gemeinde kenne und ihre Sorgen teile. Auf diese Weise könne die Kirche zu einem „volksnahen, demütigen, großzügigen, freudigen Humanismus“ finden, sagte er auf einem Kongress vor italienischen Katholiken. Auch Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) ist ein großer Freund der Don-Camillo-Filme. Es heißt, er schaue sie regelmäßig und kenne ihre Handlung beinahe auswendig. Roland Juchem/KNA/Red.

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Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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