Domkapellmeister Valentin Kunert
Kirchenmusik umfänglich erlebbar machen

Domkapellmeister Valentin Kunert. | Foto: zVg

Seit September 2022 ist Valentin Kunert Domkapellmeister in St. Pölten. Im „Kirche bunt“-Interview gibt er Auskunft über seinen Weg zur Kirchenmusik und deren besondere Stellung in Kunst und Liturgie.

Vom Dom in Wetzlar an den Dom zu Sankt Pölten. Warum?

Valentin Kunert: Musik ist für mich Bewegung. Ob als Kapellmeister, Instrumentalist oder Sänger: Man lernt an unterschiedlichen musikalischen Wirkungsstätten enorm viel. Jedes Orchester, jeder Chor ist anders; jeder Mensch, mit dem man gemeinsam musiziert, ist anders. Jede Gemeinde und jedes Konzertpublikum: anders. Und jede Begegnung – musikalisch wie menschlich – ist eine Bereicherung, an der man reifen darf. So freue ich mich sehr, hier in Sankt Pölten eine wunderbare musikalische Vielfalt anzutreffen, die mir erlaubt, als Domkapellmeister das breite Spektrum der sakralen Musik in verschiedensten Kombinationen aufführen und die Dommusik weiterentwickeln zu dürfen.

Wann und wie sind Sie zur Kirchenmusik gekommen?

Kunert: Im Rheinland aufgewachsen war die Kirchenmusik von vornerein ein zentrales Thema. Den Anstoß gaben Gottesdienstbesuche mit der Familie und mein Großvater: Er schenkte meinem Bruder seine kleine Orgel. Ich war damals fünf. Natürlich wollte ich das machen, was mein älterer Bruder lernt. Das hieß zunächst: Notenlesen-Lernen mit der Blockflöte, mit acht Jahren Orgel- und Klavierunterricht, mit zwölf Begleitung erster Gottesdienste. Dann ging es den „klassischen“ Weg: Neben der Schule das C-Examen (als Organist und Chorleiter, Anm. d. Red.) im Erzbistum Köln, anschließend das Kirchenmusik-Studium in Köln und Stockholm und dann das Kapellmeister-Studium an der Musikhochschule Detmold.

Sind die Aufgaben als Leiter der Dommusik St. Pölten eine besondere Herausforderung für Sie?

Kunert: Jede neue Aufgabe stellt einem neue Herausforderungen. Meine Aufgaben als Domkantor in Wetzlar waren vielseitig: Or­ganistendienste in der Liturgie, dirigentische Aufgaben in der Leitung der Chöre am Dom, allgemeine musikalische Planungen für den Dom. Jetzt liegen meine Aufgaben wie zuvor am Musiktheater in Berlin ausschließlich im Kapellmeister-Bereich: Dies bedeutet Liturgien auf hohem musikalischem Niveau bis hin zu Fernsehgottesdiensten und Rundfunk-Übertragungen; Konzerte für Chor, Soli und Orchester mit vielseitigem sakral-musikalischem Inhalt.

Im Jahres-Leporello lesen sich spannende Musikprogramme. Was war Ihnen bei der Werkwahl wichtig?

Kunert: Jedes Ensemble der Dommusik hat seine eigene Handschrift. Allgemein liegt mir daran, diese kirchenmusikalische Vielfalt umfänglich in Liturgie und Konzert erlebbar zu machen. Kurz gesagt: Kirchenmusik kann mehr als eine klassische Messe nach der an­deren von Sonntag zu Sonntag. Außerdem kann der Reiz sein, den jahrhundertealten Messtext mit neuen Elementen zu kombinieren und in ein neues Bezugsfeld zu rücken. Genau das tun wir beispielsweise mit Auf­führungen von Ramirez’ Misa criolla oder Pal­meris Misa tango. Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen schon jetzt ein Konzert, welches in Kooperation mit dem Diö­zesanmuseum Sankt Pölten spartenübergreifend denkt: In der Passionszeit erwartet Sie Franz Liszts Via Crucis im Konzert. Parallel zum vokalen Hörerlebnis zeichnet Marcus Hufnagl den Kreuzweg auf 14 Staffeleien im Raum der Kirche, was die Passion Jesu auf beson­dere Weise erlebbar macht. Wer mehr über das Musikprogramm erfahren möchte: Auf www.dommusik.com sind alle Termine und Ensembles zu finden. Viel Spaß beim Stöbern!

Werden Proben überschätzt?
Kunert:
Alles, was gut werden will, braucht Zeit und ist intensive Arbeit. Das kennt jeder aus seinem Beruf. So ist es auch in der Kunst. Das schließt die Freude am Tun keineswegs aus! Zufriedenheit über das Erreichte ist der anschließende Lohn.

Was macht Kirchenmusik für Sie besonders im Verhältnis zur allgemeinen klassischen Musik?
Kunert:
Musik ist für mich sehr stark mit meiner Spiritualität verknüpft. Die sakrale Musik vermag für mich das zu intensivieren, was die Schrift, Zeichen, Symbole und Riten in der Liturgie ausdrücken. Eine Grenze zur allgemeinen klassischen Musik gibt es für mich nicht. Zwischen Glaube und Alltag gibt es ja auch keinen abgesteckten Bereich.

Ihr Lieblingskomponist?
Kunert:
Da kann ich mich (noch) nicht auf einen Namen festlegen. Die Romantik allgemein und Richard Wagner sind sicher ein Thema. Schade nur, dass Wagner nahezu keine Sakralmusik geschrieben hat.

Ihre Freizeit?
Kunert:
Zeit mit der Familie, Freunde treffen, an meinem Oldtimer schrauben, die Seele baumeln lassen.

Ein Lebensmotto?
Kunert:
Eine falsche Note zu spielen ist unwichtig, aber ohne Leidenschaft zu musizieren ist unverzeihlich. (Das Zitat stammt leider nicht von mir.)

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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