Seltenes Motiv der Marienbilder
Maria, die ‚Knotenlöserin‘

Maria, die Knotenlöserin, in St. Peter am Perlach in Augsburg. | Foto: Gemeinfrei, via commons.wikimedia.org
  • Maria, die Knotenlöserin, in St. Peter am Perlach in Augsburg.
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Zu den selteneren Motiven unter den Marienbildern gehört jenes der Knotenlöserin. Ein Pilgerziel ist St. Peter am Perlach in Augsburg, eine Kopie davon ist aber auch bei Papst Franziskus im Vatikan.

In der romanischen Kirche St. Peter am Perlach im Zentrum von Augsburg befindet sich ein Marienbild, das den Betrachter zunächst vor ein Rätsel stellt: Was hat es auf sich mit der Jungfrau Maria, die ein weißes Band mit vielen Schlingen in ihren Händen hält? Über ihr schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube, zu ihren Füßen befinden sich die Mondsichel – und eine in sich verknotete Schlange. Die Form dieses Knotens wiederholt sich genau in jenem Stück des weißen Bandes, das Maria in ihren Händen hält.

Maria strickt oder spinnt hier nicht, wie man es von manchen Bildern der heiligen Familie kennt – sie löst einen Knoten. Und deren gibt es in dem Band gleich eine ganze Menge. Wer jemals einen Knoten gelöst hat, weiß, dass mit Ziehen und Zerren gar nichts geht. Vielmehr braucht es Geduld und Behutsamkeit. Und genau so löst Maria einen Knoten nach dem anderen an dem Band, das ihr ein Engel reicht – und zu ihrer Rechten hält ein Engel das glatte Band.

Knoten der Erbsünde

Die eigentliche Aussage des Bildes geht tiefer: Indem Maria den Knoten löst, löst sie auch den Knoten der Erbsünde, die ursächlich mit der Anstiftung durch die Schlange, d. h. den Satan, zusammenhängt. Als jene, die „ohne den Makel der Erbsünde empfangen“ ist, steht sie am Anfang des erlösten Menschengeschlechts. Diese Sicht ist freilich nicht neu, sondern findet sich schon bei Kirchenvätern wie dem heiligen Irenäus von Lyon im 2. Jahrhundert. Er spricht davon, „dass der Knoten von Evas Ungehorsam gelöst wurde durch den Gehorsam Marias. Was die Jungfrau Eva durch Unglauben gebunden, das hat die Jungfrau Maria durch Glauben gelöst.“
Gemalt hat dieses Bild der „Knotenmadonna“ oder „Knotenlöserin“ um das Jahr 1700 vermutlich Johann Georg Melchior Schmidtner. Gestiftet hat es Hieronymus Ambrosius Langenmantel, ein Kanoniker von St. Peter. Anlass könnte ein Familienproblem, ein belastender „Knoten“, gewesen sein. Im unteren Teil des Bildes geht ein Mensch im Dunkel seines Weges – begleitet von einem Engel, der ihn auf die Hilfe Marias in den festgefahrenen und „verknoteten“ Bahnen des Lebens hinweist.

Zu den bekanntesten Pilgern, die vor diesem Bild beteten, gehört Papst Franziskus. Er hat 1985 während eines Studienaufenthalts in Deutschland die Kirche St. Peter am Perlach besucht und dann zur Verbreitung dieses Ma­rienbildes in Lateinamerika beigetragen. Dass eine Kopie davon heute auch im Gästehaus Santa Marta, der „Residenz“ von Papst Franziskus, hängt, spricht für seine innige Verehrung der Knoten lösenden Mutter Jesu. Der Florentiner Pater Gaetano Lenti formuliert in einem Gebet: „Maria, Jungfrau und Mutter, löse in uns Knoten der Diskriminierung und Intoleranz, der Vorurteile und Unterdrückung, damit jedem menschlichen Geschöpf, dem Kind Gottes und seinem Ebenbild … Ehre widerfahre in seiner persönlichen Würde und seiner Fähigkeit zum Guten.“

Als Angebot für die vielen Menschen, die bei Maria, der Knotenlöserin, Hilfe suchen, hat der Bürgerverein St. Peter in Augsburg eine „Novene zur Knotenlöserin“ erstellt. Interessierte können diese kleine Broschüre auch über den Behelfsdienst der Pastoralen Dienste anfordern: Tel. 02742/324- 3317, pd.behelfsdienst@kirche.at.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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