Armut in der Diözese St. Pölten
Die Not kann jede und jeden treffen

Die Familienhilfe PLus bietet praktische Lebensunterstützung und hilft bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen mit sehr alltags- und praxisnaher Anleitung, z. B. bei der Kinderpflege, 
Erziehung, der Haushaltsführung oder der Anleitung für die Zubereitung von gesunden Mahlzeiten. | Foto: Caritas St. Pölten/Franz Gleiss
  • Die Familienhilfe PLus bietet praktische Lebensunterstützung und hilft bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen mit sehr alltags- und praxisnaher Anleitung, z. B. bei der Kinderpflege,
    Erziehung, der Haushaltsführung oder der Anleitung für die Zubereitung von gesunden Mahlzeiten.
  • Foto: Caritas St. Pölten/Franz Gleiss
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Oft ist sie nicht sichtbar, aber sie ist da, mitten unter uns: die Armut, die oft gut versteckt wird. Da geht es in Familien mitunter um Entscheidungen wie: Heizen oder Miete zahlen? Für armutsbetroffene Menschen werden bei der Caritas-Haussammlung alljährlich Spenden erbeten. Das Geld wird heuer in der Coronakrise noch dringender benötigt.

Jakob Trauner ist froh, dass er wöchentlich im Sozialmarkt in Krems günstig einkaufen kann. Der 57-Jährige lebt von einer monatlichen Invaliditätspension in Höhe von rund 900 Euro, seine Frau war im Gastgewerbe tätig. „Ohne den Sozialmarkt ginge sich das Leben mit diesem Geld nur schwer aus“, berichtet er im Gespräch mit „Kirche bunt“. Dankbar ist Jakob Trauner auch, dass er sich im Sozialmarkt hin und wieder etwas Außergewöhnliches kaufen kann, wie z. B. Butter oder ein gutes Öl. Die Situation ist für das Paar durch die Coronakrise noch prekärer geworden, denn es ist unsicher, ob die Frau ihren Job im Gastgewerbe wieder antreten kann.

Sarah ist eine alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern im Mostviertel. Als Kellnerin sei es zwar finanziell knapp gewesen, aber sie hätte dennoch für sich und ihre Kinder sorgen können. Seit der Coronakrise ist die Frau in Kurzarbeit. Plötzlich reicht das Geld nicht mehr für das Notwendigste: Lebensmittel, Miete, Strom. Sarah bat bei der Caritas um Hilfe und erhielt einen Mietzuschuss und Lebensmittelgutscheine.

Spenden für die Menschen

Die Not kann jede und jeden treffen – plötzlich und unerwartet. Um Menschen in Niederösterreich, die von Armut betroffen sind, helfen zu können, gehen rund 4000 PfarrCaritas-Ehrenamtliche alljährlich in den Pfarren von Haus zu Haus, um Spenden zu sammeln. Wegen der Coronakrise findet die Haussammlung heuer nicht wie gewohnt statt, sondern wird als Erlagscheinsammlung durchgeführt (siehe Interview auf den Seiten 12 und 13). Der Schwerpunktsonntag ist am 21. Juni.
Die gesammelten Spenden kommen den Menschen in Niederösterreich zugute, wie z. B. durch den Ankauf von Lebensmitteln für die Sozialmärkte, die Sozialberatung, das Mutter-Kind-Haus, die Demenz-Begleitung oder auch die Familienhilfe PLus.

„Wir benötigen die Spendengelder, um Eltern beispielsweise dabei zu unterstützen,für ihre Kinder alters- und witterungsentsprechende Kleidung oder notwendige Schulartikel kaufen zu können“, erzählt Familienhilfe PLus-Leiterin Judith Baumgartner. Die Caritas-Einrichtung wird auf Anfrage der Kinder- und Jugendhilfe des Landes Niederösterreich aktiv, wenn sich beispielsweise einer oder beide Elternteile überfordert fühlen, unter psychischen Problemen oder einer Suchterkrankung leiden und sich deshalb nicht adäquat um ihre Kinder kümmern können. Familienhilfe PLus begleitet dann die betroffenen Familien über längere Zeit. Regelmäßig kommen Caritas-MitarbeiterInnen ins Haus und unterstützen die Eltern mit alltags- und praxisnahen Anleitungen, zum Beispiel bei der Pflege der Kinder, der Erziehung, der Organisation des Haushaltes, bei der Erstellung einer Tagesstruktur oder auch im Umgang mit Geld. Leiterin Judith Baumgartner: „Wir besprechen mit den Eltern z. B., dass Kinder regelmäßig gesunde Mahlzeiten brauchen, zeigen ihnen, wie man kocht und den Haushalt in Ordnung hält.“ Die betreuten Familien seien überwiegend von Armut betroffen. So hilft man den Eltern, für die Kinder das Notwendigste zu kaufen.

Familien stärken, damit sie ein gutes Leben führen können

Gerade die Kinder schätzen die Betreuung durch die FamilienhelferInnen. Judith Baumgartner: „Die von uns betreuten Kinder genießen es, wenn sie zu Hause so etwas wie Normalität erleben und beispielsweise gemeinsam bei Tisch sitzen und eine Mahlzeit einnehmen.“

FamilienhelferInnen kümmern sich um die Eltern, die oft selbst aus armutsbetroffenen und bildungsfernen Familien kommen. „Viele von ihnen haben selbst kein richtiges Zuhause und kein geregeltes Familienleben gehabt“, weist Baumgartner auf eine häufige generationen­übergreifende Problematik hin. „Wir versuchen, die Familien zu stärken, damit sie ein gutes Leben miteinander führen können.“ Im Vorjahr hat Familienhilfe PLus 172 Minderjährige in 82 verschiedenen Familien betreut.

Autor:

Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt

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