Verlust eines lieben Menschen
Aber das Leben geht weiter

Stephanie hat ihren Mann vor fast vier Jahren verloren.	 | Foto: Privat
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Sich mit dem Verlust eines lieben Menschen abzufinden, ist kaum möglich. Doch wer die Trauer zulässt, kann auch wieder in ein neues Leben finden. Stephanie erzählt von der Krankheit ihres Mannes, und wie es ihr als Witwe gegangen ist.

Mein Mann hat innerlich gespürt, dass sein Leben dem Ende zugeht“, erinnert sich Stephanie an die Tage im Februar 2019, die ihr Leben für immer verändern sollten. Als sie das sagt, quellen Tränen aus ihren Augen. Warum passiert das genau mir? Weshalb konnten wir unseren Lebensabend nicht miteinander verbringen? Diese und weitere Fragen gehen Stephanie seit dem Tod von Sepp immer wieder durch den Kopf.

Aus der Traum

Nach seiner Pensionierung wollten die beiden vieles gemeinsam unternehmen und erleben: Ausflüge, Reisen und Radtouren standen auf dem Programm. Doch es kam anders: Im Herbst 2017 wurde bei Sepp zufällig ein Tumor in der Lunge entdeckt, der nicht mehr operiert werden konnte.

Extrem schlecht ging es ihm nie – auch nicht während der Chemotherapien, die er durchmachte und von denen er sich Heilung erhoffte. Jedoch wuchs der Tumor danach wieder weiter. Die Knochen wurden von Metastasen befallen, woraufhin ihm bestimmte Bewegungen Schmerz bereiteten. Seinen letzten, runden Geburtstag feierte Sepp mit der Familie und mit Freunden, da er wusste, dass es sein letzter sein wird. Stephanie nahm das Fest wie ein Abschiedsessen wahr.

Die Zeit heilt viele Wunden

Dass für Stephanies Mann der Tod eine Erlösung vom Leid brachte, trös­tete sie zunächst ein wenig und half, den ersten Schock zu bewältigen. Auch lenkte sie sich durch viele Tätigkeiten wie etwa die Vorbereitung auf das Begräbnis ab. Erst danach begriff sie, dass er nicht mehr da war und auch nicht mehr zurückkehren würde; dass das Haus leer ist, wenn sie nach der Arbeit nach Hause kommt; dass sie keinen Partner mehr hat. Über ein Jahr durchlebte sie diese Phase des nicht Wahrhaben-Wollens.

„Die Zeit ist ein wesentlicher Faktor“, weiß Elisabeth Riegler von der Caritas St. Pölten, die seit über zwölf Jahren mit dem Mobilen Hospizteam auch Trauernde begleitet. Die Zeit heile nicht alle Wunden, aber die Trauer verändere sich im Laufe der Zeit. Wunderbar sei, wenn sich Trauernde voller Liebe und ohne Schmerz erinnern können, so die Sozialarbeiterin.

Die Trauer zulassen

Fast 40 Jahre gingen Sepp und Stephanie durch dick und dünn. Wandert Stephanie heute durch das gemeinsame Haus, wird sie überall an ihren Mann erinnert. Sie fühle sich ihm dadurch besonders nahe und schöpfe Kraft, erzählt die Mostviertlerin im Gespräch. Trotzdem sei sie manchmal den Tränen nahe, wenn sie an ihn und sein Schicksal denke.

Elisabeth Riegler rät Angehörigen, die Trauer zuzulassen und sich Phasen der Traurigkeit zu „gönnen“, um diese Situationen leichter zu bewältigen. Manche informieren sich z. B. in Büchern über Formen der Trauer, andere suchen den Austausch mit einer Person, die ihm oder ihr gerne zuhört.
Ein Anker für Stephanie ist das Trauercafé der Caritas. Hier begegne sie Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Oft sitzen sie zoomend vor dem PC und trinken gemeinsam Kaffee, tratschen und ermutigen sich gegenseitig, erzählt Stephanie strahlend: „Nein, allein sind wir in dieser Zeit nie.“

Halt im Glauben

Doch nicht nur das Trauercafé, auch der Glaube gibt Stephanie neuen Halt im Leben. Gottesdienste und Wallfahrten bedeuten ihr heute viel mehr als früher, da sie dabei auch viele neue Bekanntschaften knüpfe. „Ja, mein Leben geht weiter“, ist die 58-Jährige überzeugt und wischt sich mit einem Taschentuch die Tränen von den Wangen. „Wenn auch anders als ich es mir jemals vorgestellt hätte.“ Christopher Erben

Hilfe in der Trauer

Trauertelefon: „…ich höre dich!“ Unter der Tel. 0676/
83 844 299 ist jeden Dienstag und Donnerstag von 18 bis 20 Uhr eine Trauerbegleiter*in erreichbar.

Trauercafé: Ein Platz zum Begegnen, Trauern, Zuhören und Erinnern im Klubraum des Bildungshauses St. Hippolyt. Anmeldung erbeten unter hospiz@caritas-stpoelten.at.
Nächste Termine: 30. 11. und 14. 12., 16–18 Uhr

Trauerbegleitung: Trauerbegleiter*innen unterstützen einzelne Personen in der Zeit der Trauer. Auskunft gibt Gerti Ziselsberger, Tel. 0676/83 844 7373. Verschiedene Trauergruppen findet man unter www.caritas-stpoelten.at.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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