Im Hiphaus gefeiert
Seniorenpastoral 50 Jahre jung

Foto: Wolfgang Zarl
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Mit einem Festakt im Bildungshaus St. Hippolyt feierte die Seniorenpastoral der Diözese St. Pölten ihr 50-jähriges Bestehen. Bischof Alois Schwarz stand der heiligen Messe vor, anschließend gab es einen Festakt. Bei einem „Marktplatz“ präsentierten mehrere Pfarren besonders bewährte Projekte für ältere Menschen. Es gab an die älteren Menschen den Aufruf, Gemeinschaft zu suchen – und bereit zu sein, wenn nötig, sich helfen zu lassen.

Bischof Schwarz erinnerte vor 140 Teilnehmenden an den Auftrag der Kirche, Menschen zu einem sinnerfüllten Leben mit Gott zu führen. „Wir danken jenen, die ihr Herz und ihre Zeit der pastoralen Tätigkeit für unsere Seniorinnen und Senioren gewidmet haben. Ihre Arbeit hat das Leben so vieler Menschen bereichert und gezeigt, dass Gemeinschaft und Zusammenhalt auch im Alter von unschätzbarem Wert sind“, so Bischof Schwarz.

Angelika Widrich, Vorsitzende der Seniorenpastoral, sagte, die Seniorenpastoral ermögliche Begegnungen, Lachen, Freude ,aber auch Trost in schweren Stunden. 50 Jahre Seniorenpastoral hätten viel Zeit für ein gutes Miteinander gebracht. Trotz vieler Veränderungen sei eines unberührt geblieben: die Suche nach dem Sinn des Lebens, um ein glückliches Leben zu führen. Vorsitzende Widrich weiter: „Daher sind es gerade heute wir, die Seniorinnen und Senioren, die Großeltern, die mit ihrer Lebenserfahrung in den Familien das religiöse Leben vermitteln und fördern wollen.“ Widrich gratulierte bei der Feier ihrer Vorgängerin Edith Habsburg-Lothringen zum 80. Geburtstag.

Pastoral bietet Deutungsrahmen

Den Festvortrag hielt Veronika Prüller-Jagenteufel, Theologische Referentin und Seelsorgerin der diözesanen Caritas, zum Thema „Was brauchen Seniorinnen und Senioren heute?“ Die Seniorenpastoral biete vielen Senioren Gemeinschaft und Bildung sowie einen Deutungsrahmen für ihr Leben. Die Pastoral könne dabei helfen, die jeweilige Lebenssituation als sinnvoll zu erleben und zu deuten, indem die älteren Menschen Anerkennung erfahren. Sie würden darin bestärkt, ihre Berufung zu leben und sich als wichtige Teile der kirchlichen Gemeinschaft wie der Gesellschaft zu erleben.

Prüller-Jagenteufel sagt: „Sie werden ermutigt, sich weiterhin ihren Möglichkeiten entsprechend in die Gestaltung des gemeinsamen Lebens einzubringen.“ Die Senioren könnten an kirchlichen Orten wie einer Pfarrgemeinde oder einem Bildungshaus zudem Unterstützung dabei bekommen, ihre Lebenssituation geistlich zu deuten und dadurch bis zuletzt auch in ihrem Christsein zu wachsen und sich zu entwickeln.

Seniorenpastoral habe auch die Aufgabe, die Bedeutung der Seniorinnen und Senioren für die Kirche insgesamt sowie für konkrete kirchliche Gemeinschaften immer wieder herauszustellen und bewusst zu machen und für einen anderen Blickwinkel zu werben, der alternde Menschen nicht nach dem beurteilt, was sie nicht mehr können oder nicht mehr machen. Seniorenpastoral solle vielmehr fragen und sagen, was sie, so wie sie sind, in die Gemeinschaft an Wertvollem einbringen, was also ihre spezielle Berufung unter uns jetzt sein könnte: das, wozu Gott sie in unsere Mitte gestellt hat.

Schrittgeschwindigkeit Jesu

Zur achtsamen Langsamkeit gibt Prüller-Jagenteufel eine Dimension von Gottes Zeit bzw. sogar vom Wesen Gottes wieder und malt dafür ein schönes Bild: die „fünf Kilometer pro Stunde Gott“. Jesus sei viel mit seinen Jüngern zu Fuß unterwegs gewesen. Fünf Kilometer sind die Strecke, die geübte Geher in einer Stunde zurücklegen. Jesus zeige uns also einen „5 km/h Gott“. Wer schon einmal längere Strecken gewandert sei, habe erfahren, dass gerade das Gehen tiefe Begegnung mit sich selbst, mit Gott, mit der Natur, mit anderen ermögliche.

Sich auf die Gehgeschwindigkeit Jesu einzustellen, sei eine gute Übung. Das Mitgehen mit Hochaltrigen sei oft noch viel langsamer. Dass diese nicht mehr so schnell können, sei dabei nur eine Möglichkeit der Deutung. „Er oder sie beschenkt mich mit Gottes Zeit“, sei eine andere. Wir bräuchten mehr Menschen, die sich auf die Langsamkeit alter Menschen oder wenigstens auf die Schrittgeschwindigkeit Jesu einlassen und Gespür entwickeln für die Qualität von Beziehungen jenseits der getakteten geldwerten Zeit. Dann wäre wahrscheinlich mehr Platz für gutes Leben, für das Aufkeimen von Gottes Reich, so Prüller-Jagenteufel.

Meilensteine der Seniorenpastoral

1969 fand die erste Besprechung statt, in der die Arbeit für ältere Menschen Thema war. 1972 wurde die Gründung des Ausschusses „Altenpastoral“ als Teil des Pastoralamtes beschlossen. Erste Vorsitzende wurde Hildegard Holzer, 1983 folgte Theresia Prüller – ab 1989 gemeinsam mit ihrem Mann Leo. 2001 übernahm Leopoldine Kalteis den Vorsitz. Von 2012 bis 2022 leitete Edith Habsburg-Lothringen die Seniorenpastoral. 2022 übernahm Angelika Widrich den Vorsitz.

Viele Initiativen wurden von der Seniorenpastoral ins Leben gerufen: Segensfeiern rund um den Welttag der älteren Generation am 1. Oktober, hochkarätige Enqueten im niederösterreichischen Landtag oder das Projekt GEHbet. Dabei gingen die hunderten Teilnehmenden symbolisch mit exakt 85.836.616 Schritten rund um die Welt. Auch viele Bildungsreisen und Wallfahrten sowie ein bunter Mix an Weiterbildungen für ältere Menschen zählen zu den Angeboten. Diese erreichen viele Menschen in den Pfarrgemeinden. Auch das Thema der geistigen und körperlichen Fitness ist der Seniorenpastoral wichtig.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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