Goldhauben- und Trachtengruppen
"Goldene" Wallfahrt der Trachtengruppen

Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtengruppe des Mostviertels. | Foto: Wolfgang Simlinger
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Seit mehr als 60 Jahren findet am 15. August die Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels statt. Die heurige Wallfahrt nach Neuhofen an der Ybbs ist ein besonderes Ereignis, zu dem über 500 Trachtenträger und zahlreiche Ehrengäste erwartet werden, denn im Vorjahr wurde die Trachtenwallfahrt in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Im Jahr 1957 gaben die Mostviertler Trachtengruppen das Versprechen ab, jedes Jahr zu Mariä Himmelfahrt eine Wallfahrt durchzuführen, um für das Ende der Besatzungszeit zu danken und für den Frieden zu bitten. Seither lädt jeweils eine der vielen Goldhauben- oder Trachtengruppen des Mostviertels zu Mariä Himmelfahrt – dem sogenannten großen Frauentag – zur Wallfahrt ein. Als Brauch mit einer über 60-jährigen Geschichte ist die Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels der Höhepunkt der daran beteiligten Gruppen und Vereine im Jahreslauf, die – bedingt durch die Coronapandemie – nur einmal nicht stattfinden konnte.

30 Jahre Goldhauben- und Hammerherrengruppe Ostarrichi

Die Wallfahrt führt heuer anlässlich des dreißigjährigen Bestehens der Goldhauben- und Hammerherrengruppe Ostarrichi nach Neuhofen an der Ybbs. Der prachtvolle Festzug formiert sich ab 8 Uhr beim Feuerwehrhaus und zieht dann – begleitet vom Musikverein Neuhofen unter der Leitung von Robert Aigner – in die Pfarrkirche ein. Nach dem Festgottesdienst, der von Diözesanbischof Alois Schwarz geleitet wird, geht es zum Festakt in den „Neuhof“ . Dort wird nicht nur auf die Vereinsgeschichte zurückgeblickt, sondern auch die Aufnahme der Trachten-Wallfahrt in das Immaterielle Kulturerbe der UNESCO wird ein Thema sein.

Immaterielles Kulturerbe

Mit der Aufnahme der Trachtenwallfahrt in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes wurde ihrer Bedeutung für die kulturelle Vielfalt und für die nachhaltige Entwicklung in der Region Rechnung getragen und u. a. ihr Beitrag zu Annäherung, Austausch und Verständnis zwischen den Menschen anerkannt. Im Mittelpunkt der jährlichen Wallfahrt in eine der vielen Wallfahrtsorte im Mostviertel stehen vor allem die 25 Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels. Höhepunkt ist der feierliche Einzug in die Kirche und der Festgottesdienst, bei dem Marienlieder wie „Segne du, Maria“ gesungen werden. Die mitgebrachten Kräuter und Wallfahrtskerzen werden im Rahmen der Messe gesegnet.

Zur Vorbereitung der jährlichen Wallfahrt finden viermal im Jahr, meist an einem Samstagnachmittag, gemeinsame Sitzungen statt. Dabei werden die organisatorischen Details und der inhaltliche Schwerpunkt für die nächste Wallfahrt erörtert und es gibt einen fachlichen Austausch über Bräuche, Trachten und Handwerkstechniken.

Im Mittelpunkt der Trachtenwallfahrt stehen die zahlreichen Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels.
Die Goldhauben- und Trachtengruppen verfügen oft über handwerklich kompetente Haubenstickerinnen aus den eigenen Reihen. Handwerkstechniken wie Zuschneiden, Häkeln oder Passepoilieren werden bei diesen Zusammenkünften, aber auch in Workshops oder in Kursen vermittelt. Die Teilnahme an der Erlernung des Handwerks sowie an der Wallfahrt selbst steht mittlerweile allen interessierten Personen offen.
Die Gruppen und Vereine arbeiten nicht nur im Rahmen der jährlichen Wallfahrt zusammen, sondern engagieren sich darüber hinaus ganzjährig für das soziale Zusammenleben in ihren Herkunftsgemeinden, so Edgar Niemeczek, ehemaliger Vorsitzender des Vereins Volkskultur Niederösterreich, in seinem Empfehlungsschreiben an die UNESCO.

Niemeczek unterstreicht in seinem Schreiben auch die besonderen Tugenden, auf die bei der Vorbereitung und Durchführung der Wallfahrt geachtet wird: „Dazu zählen gegenseitige Wertschätzung, Achtsamkeit allen Menschen gegenüber, ein gepflegtes Auftreten oder ein behutsamer Umgang mit Gegenständen und natürlichen Ressourcen. Besonderes Anliegen ist den Obfrauen und Gruppenmitgliedern unter dem Begriff „Weitergabe“ die – wohl mit entsprechender Sensibilität angelegte – Einbindung von Kindern und Jugendlichen.“

Dank und Bitte für Friede und Wohlstand in Österreich

Das gelöbnisartige Versprechen im Rahmen der ersten Wallfahrt ist nicht nur ein Motiv für die alljährliche Wiederholung, sondern trägt eine tiefe Bedeutung in sich: Den Dank für das Wiedererstehen eines freien und unabhängigen Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg, das Ende des Grauens des NS-Regimes und der nachfolgenden Besatzungszeit. Friede und Wohlstand in Österreich sind keine Selbstverständlichkeiten – darum wird gebeten und dafür wird gedankt bei der Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels.

Autor:

Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt

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