Meinung
Besser unverwechselbar

Stefan Beig ist Redakteur im Online-Medium exxpress. | Foto: privat
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Wenn Priester mit „Fridays for Future“ gegen den Klimawandel protestieren, wenn Ordensleute zu Mitstreitern beim Lobau-Protestcamp werden, wenn ein Kardinal die Renaissance des Marxismus beschwört und viel Gutes bei Karl Marx findet – tja, dann tut die katholische Kirche alles in ihrer Macht Stehende, um öffentlich so bedeutungslos wie nur möglich zu werden. Keiner wird sie ernst nehmen, ob Freund oder Feind.

Hier geht es nicht um theologische Fragen oder Seelsorge, sondern um professionelles Marketing und Public Relations. Die Kirche wird nicht relevanter, wenn sie bei jedem Thema ihren Senf dazugibt. Marketingtechnisch unerlässlich ist vielmehr Unverwechselbarkeit. Aufspringen kann die Kirche nur auf Trends, die zum Kerngehalt ihrer Verkündigung passen, alle anderen Trends ignoriert sie am besten – oder bietet ihnen in gewissen Fällen die Stirn. Nur so kann sie eine Stimme von Gewicht bleiben.

Natürlich wird die Kirche damit „anecken“, aber wer keine Feindschaft auf sich ziehen will, sollte den öffentlichen Raum erst gar nicht betreten. „Alle werden euch lieben“, ist keine Verheißung Christi. Eher das Gegenteil (zum Beispiel: „Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen“, Mt 5,11).

Viel schlimmer als Hass auf sich zu ziehen, ist es, nicht ernst genommen zu werden. Es ist der Untergang jedes Politikers.

Die Kirche kann im Wettkampf um die besten Ideen punkten durch Professionalität, Fairness und Furchtlosigkeit – ob für den kompromisslosen Schutz des Lebens, der Familie oder des Bürgers vor staatlicher Bevormundung.
Vergessen Sie Pastoraltheologen, die raten, bei trendigen Jugendgruppen „anzudocken“. Oft trauern sie den 1950er-Jahren nach, als Zeitgeist und Kirche Hand in Hand gingen. Vergessen Sie Consulting-Unternehmen, die den Katechismus für überholt halten. Dieselben Experten haben schon Medienhäuser und Parteien ruiniert.

PS: Hätte sich Henry Ford auf Umfragen verlassen, wäre er nie Autoproduzent geworden, sondern Verkäufer von Kutschen.

Autor:

Sophie Lauringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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