Überleben in der Corona-Krise
Warum Humor gerade jetzt wichtig ist

Kabarettist Georg Bauernfeind | Foto: privat

„Wenn die Welt untergeht, bleib ich ganz gelassen, des schau ich mir im Fernsehen an, des möcht ich nicht verpassen…“, heißt es im aktuellen Bühnenkabarett „Ehrenamtlich“ von Georg Bauernfeind.
Dem SONNTAG sagte der Kabarettist auch, wie uns eine humorvolle Weltsicht in der aktuellen Krise hilft.

Georg Bauernfeind spiegelt in seinen Kabarettprogrammen wie kein anderer seines Faches das katholische Milieu, so auch in seinem aktuellen Bühnenerfolg „Ehrenamtlich“. Er weiß, wovon er spricht, wenn er sich auf der Bühne an seine Zeit als Zögling in einem katholischen Internat erinnert: Da gab es z. B das morgendliche Gebet vor der Schularbeit: „Herr schenke uns heute füreinander den aufmerksamen Blick, das rechte Wort, die helfende Tat...“, das die Schüler ganz anders verstanden als die Lehrer.

Man merkt: Er kennt das Leben in der Pfarre, wenn er das Publikum auf eine Fantasiereise in die pfarrliche Wärmestube mitnimmt, bei der er ehrenamtlich mithelfen wollte, letztlich aber als offenbar ausgehungerter Besucher rundum verköstigt wird. Seine Pointen sind kleine Befreiungsschläge, die guttun. Und da ist auch eine unübertreffliche Selbstironie, z. B. wenn sich der Kabarettist als Couchpotato präsentiert, der ausmisten will, aber vor lauter Entrümpelungsbüchern den Durchblick verliert.

Extrem erfrischend ist es, wenn Bauernfeind singt, zum Weinen aber beim (jetzt so aktuellen) Lied „Wenn die Welt untergeht“. Zitat: „Wenn der Wald zur Wüste wird – möchte er sich halt ändern. Wenn am Gletscher Palmen stehn – sind die gern in fremden Ländern. Wenn die Welt untergeht, bleib ich ganz gelassen, des schau ich mir im Fernsehen an, des möcht ich nicht verpassen…“

Georg Bauernfeind – für seine Kabarettprogramme bereits mehrfach ausgezeichnet – ist studierter Theologe und auch Religionslehrer. Wie sieht er die derzeitige Ausnahmesituation, wie können wir da noch den Humor bewahren?

Seine Stellungnahme an den SONNTAG: „Am Beginn meines künstlerischen Weges bin ich als Liedermacher aufgetreten und habe sehr ernste Lieder gesungen. Aber es war für mich nicht stimmig, das Publikum mit einer Betroffenheit zu hinterlassen. Als ich dann während meines Theologiestudiums das Kabarett entdeckte, wurde mir klar, dass Ernsthaftigkeit und Humor verbunden sind. Der beste Humor birgt oft einen schmerzhaften Kern, eine unangenehme Wahrheit.

Durch den Humor nehme ich ein bisschen Abstand von dem, was in dieser Welt belastend ist und bewahre mir eine geistige Beweglichkeit. Natürlich trifft mich – wie viele Kulturschaffende - die aktuelle Corona-Krise. Wenn man die Situation humorvoll betrachtet, könnte man sagen: Alle Auftritte abgesagt – Georg Bauernfeind verlost trotzdem 4 Freikarten (fürs "Kopfkino").“

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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