Auf den Spuren des Messweins
Tut dies zu meinem Gedächtnis

Das Tragen jener gewaltig schweren Traube ist ein uraltes christliches Symbol und eines der gebräuchlichsten typologischen Bilder zur Kreuzigung Jesu. | Foto: Stift Klosterneuburg
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  • Das Tragen jener gewaltig schweren Traube ist ein uraltes christliches Symbol und eines der gebräuchlichsten typologischen Bilder zur Kreuzigung Jesu.
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Stift Klosterneuburg gilt seit seiner Gründung im Jahr 1114 als das älteste Weingut Österreichs.

Ein Bericht von Walter Hanzmann.

Als die Israeliten an die Grenze des Gelobten Landes kommen, schickt Mose Männer aus den Stämmen Israels aus, die das Land erkunden sollen. Als sie in das Tal Eschkol kommen, schneiden sie eine Rebe mit einer Weintraube ab, die so schwer ist, dass zwei Männer sie an einer Stange tragen müssen.
Zurückgekehrt schildern sie die Fruchtbarkeit des verheißenen Landes.

Das Tragen jener gewaltig schweren Traube ist ein uraltes christliches Symbol und eines der gebräuchlichsten typologischen Bilder zur Kreuzigung Jesu. Die beiden Träger Josua und Kaleb, von denen der erste jung, der zweite alt ist, stehen für das Neue und Alte Testament. Sie tragen am Kreuzesbalken die Traube als Typus für Christus, als Typus für die Eucharistie und als Typus für das Blut Christi, welches vom Kreuz fließt.

Der aus den Trauben gewonnene Wein steht somit als Symbol für das Blut Christi. Die hohe Wertschätzung des Weines in der christlichen Kirche besitzt ihren Ursprung vor allem im Handeln Jesu Christi selbst.

Im Abendmahlssaal feiert Jesus im Kreise seiner Jünger ein Abschiedsmahl – viermal wird davon in der Bibel berichtet.

Feier der EucharistieEucharistiefeier

Dabei erfahren Brot und Wein durch die sogenannten Deuteworte „Dies ist mein Leib und dies ist mein Blut“ die Sinngebung, die die Grundlegung des Altarsakramentes bildet. Der jesuanische Auftrag „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ wird in der Kirche in jeder Heiligen Messe bis heute fortgeführt.

Diese Worte spricht der Priester bei der Gabenbereitung in der Heiligen Messe, während er ein paar Tropfen Wasser in den Kelch mit Wein gibt.

Dabei soll die christliche Lehre Ausdruck finden, dass Jesus Christus zwei Naturen besitzt, die göttliche und die menschliche. Somit wird der Wein Träger und gleichzeitig Verkünder der christlichen Glaubensbotschaft.

Wein aus dem Stift KlosterneuburgWein aus dem Stift Klosterneuburg.

Auch die Augustiner-Chorherren des Stiftes Klosterneuburg feiern täglich im Gottesdienst die Eucharistie in ihren 27 Stiftspfarren – 23 davon befinden sich in der Erzdiözese Wien. Dabei kommt der stiftseigene Messwein, ein Grüner Veltliner, zum Einsatz.

Das Weingut geht auf den Stiftsgründer und Landespatron Österreichs, den heiligen Leopold, zurück und gilt als ältestes Weingut Österreichs.

So verbindet sich die Stiftung der Weingärten durch den heiligen Leopold mit der Stiftung der Eucharistie durch Jesus Christus in schöner und eindrucksvoller Weise.

Stift KlosterneuburgDas Weingut gilt als ältestes Österreichs.

Nicht nur die Herstellung von Messwein erfolgt in der römisch-katholischen Kirche nach bestimmten, von der Kirche festgelegten Vorschriften, die allerdings heute von den gesetzlichen Regelungen und Bestimmungen des Weinrechtes erfüllt werden.

Auch der Kelch als Gefäß für den Wein, der nach katholischer Lehre nach der Wandlung zum Blut Christi wird, findet hohe Bedeutung. So muss zumindest die Kuppa, also die eigentliche Schale des Trinkgefäßes, aus Gold oder Edelmetall geschaffen sein. Üblich bis in unsere Tage ist die Schenkung eines Primizkelches an den neu geweihten Priester durch Familie und Freunde.

Beziehung zwischen Gott und Mensch

Aber auch zu besonderen Jubiläen werden neue Messkelche in Auftrag gegeben. So auch der Messkelch für Propst Gebhard Koberger, den er im Jahr 1979 zu seinem 25-jährigen Amtsjubiläum als Geschenk der Stadtgemeinde Klosterneuburg erhielt.

Messkelch für Propst Gebhard KobergerMesskelch für Propst Gebhard Koberger.

Er wurde durch den Wiener Goldschmied Georg Grandegger geschaffen und zeigt vier frei abstrahierte Wiedergaben von Tafeln des Verduner Altars: Kundschafter mit der Traube, Kreuzigung, Auferstehung und Opfer des Melchisedek.

Der „Koberger-Messkelch“ wird zu besonderen Hochämtern aus der Schatzkammer des Stiftes geholt und in der Eucharistie eingesetzt, so z. B. zum Hochfest des heiligen Ordensvaters Augustinus.

Auch hier begegnen wir wieder dem Motiv der „Traube auf der Stange“.

Dieses Motiv finden wir als eine der 51 feuervergoldeten Emailtafeln im Zentrum des mittelalterlichen Verduner Altars aus dem Jahr 1181. Der Altar befindet sich im Herzen des Stiftes Klosterneuburg, in der Leopoldkapelle.

Verduner AltarBlick den Verduner Altar

In den Bildtafeln des Verduner Altars wird die Geschichte der Bibel eindrucksvoll dargestellt. Dieses Buch der Bücher vereint unterschiedliche Lebenserfahrungen und verdeutlicht doch die immerwährende Sehnsucht der Menschen nach einem erfüllten Leben – heute wie damals.

Die Bibel, eine Einladung, darin zu blättern, um sich selbst und die ganze Welt besser zu verstehen. Und eine Einladung, die Feier des Gottesdienstes zu besuchen, sie ist der aktuelle Vollzug des Glaubens, nämlich das Ereignis der Beziehung zwischen Gott und Mensch, der erfahrbare Lebensaustausch zwischen ihm und uns in der Eucharistie.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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