Christkönigssonntag | 26. November 2023
Meditation

Liebeserklärung an die Schöpfung

Wia i no Kind woar, mit 4, 5, 6 Joahr, a kluas, schüchternes Mäderl vom Land,
Ich, die Natur und mei Vorstellungskroft,
mia san gahngan Hand in Hand.

… und die Stoa ba die Stoahauf’m bam Rua
und as Gstaudabig* dazua, die Hirschbirnbam, die Wies’n, die Földa, …
Wenn’s a um mi herum nit immer ruhig und friedlich woar, oba do woar mei Wölt in
Ordnung, und i hobs gspiat, as Geborgensei in da Natur wiad nia goar.

Jetzt bin i 57 Joahr, und i hob’s mir erholt’n,
die Vorstellungskroft va meina Welt,
va da Natur, und i kau’s gestolt’n,
Ich, die Natur und mei Vorstellungskroft,
mia gehngan Hand in Hand.

… und uas is für mi gwiss,
dass da Mensch a Wunder is,
denn du und i und mia olle do
und olle Mensch’n auf der ganz’n Wölt san herausgebor’n aus dem Schoß da Mutter und einigebor’n in den groß’n Schoß da Mutter Erde, die olls für uns Mensch’n bereit stöllt.

… und doch gibt es so vieles, das vor
Ungerechtigkeit schreit, es ist die weltliche Angelegenheit! Die Hungersnot – das Wohlstandsbrot. Grund und Boden als Ware seh’n. Oder was heißt es, mit Respekt und Achtung mit der Natur zu geh’n? … Wer kann schon klein strukturierte Landwirtschaft gestalten und Symbiose erhalten? Mensch, Tier, Natur werden als Wirtschaftsfaktor geseh’n, wird die Erde die Menscheit überleb’n?

Wos kau i tua? Wo steh i?
Wos lieg in meiner Kroft?
I leb mit meiner Familie auf ana Landwirtschoft. I bin Bäurin, und i gspia des Bäurinnen-Sein in mia ...

Jo, i brauch mei Gstaudabig*, die Stoahaufn, die Bam, die versteckt’n Platzl’n, für mi is genau des as Zarte, as Feine in der Natur mit dem Blick durthin, wo die Bam aus’n Bod’n ausawochs’n, wo die Stoa vermoost lieg’n,
die Vögl zwitschern, die Krähen krächzen,
die Hos’n wusch’n, die Reh springan,
die Bienen summen, … wo i da Natur in Ruah lauschen kau, wo i den Wind säuseln hör und gspia, des is as Ineinanderweb’n von Mensch, Natur und Tier.
Ich, die Natur und mei Vorstellungskroft,
mia gehngan Hand in Hand

Und immer wieder hör i sog’n:
„Die Natur braucht den Menschen nicht.“

I oba sog: „Die Natur braucht uns Menschen zum Behüt’n und Beschütz’n, zum Lob’n und Preis’n, sie braucht unsa Licht.“
Aus mein tiafst’n Herz’n woas i,
es geht ums Gspian, um’s Berühr’n,
des tuat Mensch und Natur zusammenführ’n.

I gspias do in mia drinn,
dass i a Teil va da Natur bin.
Los du di a berühr’n, und nimm des woar,
denn, as Geborgensei in da Natur
wiad nia goar …

Maria Schaffler

*wilde Hecke

Auszüge aus einem Text, vorgetragen am 14.11. beim „Poetry Slam for Future“ der KFB und dem AAI Graz. Die Veranstaltung kann man ab Ende November auf kfb.graz-seckau.at nachsehen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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