Religion heute | Teil 3
Glauben im 21. Jahrhundert

„Wohl dem Menschen, der Freude hat an der Weisung des Herrn, / über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. (nach Psalm 1,1a–2) | Foto: Grafik: Ivan Steiger
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  • „Wohl dem Menschen, der Freude hat an der Weisung des Herrn, / über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. (nach Psalm 1,1a–2)
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Die geistige Situation unserer Zeit ist für die Kirche und den Glauben eine echte Herausforderung.

Mit dem Synodalen Weg „aufeinander und auf den Heiligen Geist hören“ soll die katholische Weltkirche auf ihrer Bischofssynode im Herbst, so Papst Franziskus. Auch, wie im 21. Jahrhundert das Evangelium verkündet werden kann und wie die Gestalt der Kirche dafür aussehen muss.
Auf diesem Weg ist bereits vieles zur Sprache gekommen: die Mitsprache der Laien
im Leben der Kirche, die Frage der Weiheämter und des Zölibats, die Rolle der Frau, die Sexualmoral, und all dies vor dem Hintergrund der Missbrauchsskandale, die aufgearbeitet werden müssen.

Ein ebenso notwendiges wie anspruchsvolles Programm, mit dem der Papst das zentrale Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils und dessen Aufbruchsbewegung der „Vergegenwärtigung“ des Glaubens verwirklichen möchte. Ein Erfolg des Synodalen Weges als Reformprozess könnte darin bestehen, den Wesenskern des christlichen Glaubens in einer neuen Gestalt der Kirche künftig sogar besser bezeugen zu können.

Denn die geistige Situation unserer Zeit ist für die Kirche und den Glauben eine ernsthafte Herausforderung. Für das Christentum ist es schwer geworden, mit seiner Glaubensbotschaft in der Welt von heute wahrgenommen zu werden. Angesichts des Rückgangs von Glaubens- und Kirchenbindung, des Mangels an Geistlichen und des inhaltlichen Relevanzverlustes könnten diese Entwicklungen jedenfalls eine historische Chance für ein „neues Pfingsten“ sein, um eine Kirche gemäß der „Volk Gottes“-Idee der gemeinsamen Berufung aller getauften Christen zu schaffen. Das heißt: ein Miteinander von Geistlichen und Laien in allen Angelegenheiten von Pfarren und Diözesen, denn es geht letztlich darum, die vielfältigen Charismen für die pastoralen Bedürfnisse in unserer Zeit einzusetzen.

Auch Gemeinschaften von Laien könnten Teil der lebendigen Vielfalt der Kirche werden, wie ja schon die neuen geistlichen Bewegungen in den letzten Jahren viel zum Wiederaufbau des spirituellen Lebens der Kirche beigetragen haben. Und es heißt nicht zuletzt auch, den Zugang zu Leitungsaufgaben und (geweihten) Ämtern für bewährte Christen beiderlei Geschlechts zu ermöglichen.
Die Kirche der Zukunft sollte sich jedenfalls nicht über die Hierarchie, Strukturen und Traditionen definieren, sondern vor allem durch pastorales Engagement, das die Herzen und den Glauben seelisch aufgeschlossener Menschen berührt. Ein derartiger neuer Geist könnte einen zeitgemäß erlebten Glauben für Christen wie auch für Fernstehende zu einem ganzheitlichen Lebens-Sinn werden lassen.

3 FRAGEN AN
Andreas Kresbach ist in Graz aufgewachsen, in Wien als Jurist im Bereich Kinderrechte und als Autor (kirchen-)politischer Themen tätig.

Was ist mit Volkskirche neuer Art gemeint?
Nicht die Quantität der Mitglieder zählt, sondern dass die Kirche wesentlich von Laien mitgeprägt wird, nahe bei den Anliegen der Menschen ist und die Frauen in der Kirche gleichberechtigt sind.

Zugang für Frauen zu geistlichen Ämtern?
Mit einer Öffnung aller Funktionen und letztlich auch der Weiheämter für Frauen könnte die Kirche ihre liturgischen und pastoralen Dienste besser erfüllen. Man wird es sich in Zukunft nicht leisten können, auf die Charismen von theologisch gebildeten Frauen zu verzichten.

Die Kirche der Zukunft muss …
in neuen Erscheinungsformen tätig werden, weil ihre zeitlosen Glaubensinhalte selbst immer wieder neu sind. Organisatorische Fragen sind nicht die wichtigsten, schaffen den Rahmen, damit ein neuer Geist für eine sinnstiftende Botschaft glaub-würdig wirksam werden kann.

BUCHTIPP
Andreas Kresbach: Ein neuer Geist für den Glauben in der Welt von heute. Religion in Zeiten von Pluralismus und Individualismus.
LiT Verlag 2023, ISBN: 978-3-643-51146-1, 218 Seiten, broschiert,
29,90 Euro.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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