Leserbriefe
Zum Tag des Ehrenamtes

Zu „Ein großes Vergelt‘s Gott“ Nr. 48
Als engagierte ehrenamtliche Mitarbeiterin in einer Grazer Pfarre muss ich in letzter Zeit mit zunehmendem Unverständnis und immer größer werdendem Unmut einen Wandel seitens der Amtskirche und vieler Hauptamtlicher in der Auffassung, was ehrenamtliche Tätigkeit bedeutet, feststellen.

Wenn ich lese, dass es „die Aufgabe der Priester und aller diözesanen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei, die freiwillig Engagierten so zu unterstützen, dass sie gut und mit Freude wirken können“ (Bischof Wilhelm Krautwaschl), dann frage ich mich, ob ich mein Ehrenamt bisher immer falsch verstanden habe, da ich der Auffassung bin, es sei umgekehrt: Ich könne durch meine Tätigkeiten die Priester in ihrer Arbeit unterstützen.
Und wenn in den Unterlagen zur kommenden PGR-Wahl auf einem Arbeitsblatt über „Aufgaben/Tätigkeitsprofil für ein konkretes Engagement“ geschrieben steht: „Wenn die erwünschte Zeitspende mehr als 15 Stunden/Woche beträgt, sollten Sie die Aufgabe überdenken und sich fragen, ob sie wirklich von einer einzigen Person geleistet werden muss“, dann frage ich mich, wer hier jeglichen Bezug zur Realität des Alltags zahlreicher Ehrenamtlicher verloren hat. Viele üben ihr Ehrenamt neben einer beruflichen Vollbeschäftigung sowie dem Dasein für ihre Familie aus und verzichten daher schon auf viel, wenn sie etwa „nur“ fünf Stunden in der Woche für eine Aufgabe spenden würden.

Auch kann ich es nicht mehr hören, dieses „aufgrund von Taufe und Firmung sind wir alle berufen“, solange es uns Frauen verwehrt bleibt, auch unserer Berufung zum Priestertum (und hier meine ich das Amt!) folgen zu dürfen. So werde ich weiterhin beim Gebet um geistliche Berufungen vor allem um Erleuchtung und das Wirken des Heiligen Geistes für die römisch-katholische Amtskirche beten, auf dass diese die Zeichen der Zeit endlich richtig verstehen und neue Wege beschreiten möge.

Ulrike M. C. Fiedler, Graz

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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