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Wenn ein geliebtes Tier stirbt
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Wer sein Leben mit Tieren teilt, weiß, wie nahe einem der Tod der tierischen WegbegleiterInnen gehen kann. Ein Thema, das auch Anfragen an Theologie und Kirche stellt. Eine Seelsorgerin und ein Theologe haben sich dazu Gedanken gemacht:
Abschied von tierischen Begleitern
Egal ob Pferd, Hund, Katze oder Kaninchen – viele lernen schon im Kindesalter den Tod als Teil des Lebens kennen, wenn ein geliebtes Tier stirbt. Kleintiere finden oft in einer Schuhschachtel ihre letzte Ruhestätte im Garten. Mit der Möglichkeit des Einäscherns erhält man ein Andenken in Form einer Urne. Die Nachfrage nach längerfristigen Gedenkorten zur Bestattung der Urne des Tieres steigt. Bruno Almer hat sich über mögliche Angebote der Kirche Gedanken gemacht. Auch Rituale zum Abschied von einem langjährigen tierischen Wegbegleiter werden immer wieder gewünscht. Von so einer Erfahrung erzählt die Seelsorgerin Elisabeth Fritzl.
»Die Trauer ist da und verdient Respekt und Achtung.«
Elisabeth Fritzl
ist Theologin, Pastoralreferentin und Handlungsbevollmächtigte für Pastoral im SR Graz-Südwest.
Alle Gebilde der Schöpfung sind Kinder des einen Vaters – und daher Brüder und Schwestern.“ Diese Worte, die dem hl. Franz von Assisi zugeschrieben werden, deuten an, wie viele Menschen heute ihre Haustiere sehen: als WegbegleiterInnen, FreundInnen und oft Familienmitglieder. In meiner Kindheit im ländlichen Gebiet war das nicht so, doch mittlerweile haben die meisten Haustiere einen sehr hohen Stellenwert. Das zeigt sich auch dann, wenn ein Haustier stirbt. Als Seelsorgerin war ich bisher erst einmal damit konfrontiert: Ein Hund war nach längerer Krankheit verstorben, und das junge BesitzerInnenpaar wandte sich mit der Bitte um Hilfe an mich. Nach dem telefonischen Vorgespräch stellten sich beim Vorbereitungsgespräch dieselben Fragen, wie wenn ein Mensch verstirbt: Wo und wie können wir würdevoll Abschied nehmen? Wie die Feier gestalten? Wer soll dabei sein? Was ist uns in der Trauer wichtig?
Trauer ernst nehmen
Auch wenn vielerorts gesellschaftlich ein Unterschied zwischen dem Verlust eines Menschen und dem eines Tieres gemacht wird, ist es wichtig, den Schmerz um den Verlust eines Tieres ernst zu nehmen. Die Trauer ist da und verdient Respekt und Achtung. Gemeinsam mit den Trauernden können wir Rituale entwickeln, die das Abschiednehmen erleichtern und eine Hilfe für das dankbare Erinnern sind: Symbole des Loslassens, Gestalten einer Erinnerungsecke, einen Abschiedsbrief schreiben, ein individuell entwickeltes Trauer-Ritual feiern … Letztlich ist der Umgang mit der Trauer so verschieden, wie wir es als Menschen sind – das gilt für Menschen genauso wie für unsere Haustiere.
»Tiere sind Geschöpfe Gottes, und ihre Bedeutung für den Menschen verdient Anerkennung.«
Bruno Almer
ist Theologe und leitet den diözesanen Bereich Seelsorge und den Fachbereich Pastoral & Theologie.
Wenn ein geliebtes Haustier stirbt, hinterlässt es oft eine tiefe Lücke. Tiere begleiten uns treu, schenken Nähe, Struktur und Schutz vor Einsamkeit. Ihr Tod ist mehr als ein Verlust. Er ist für viele ein Abschied von einem vertrauten Wesen, das Teil des eigenen Lebens war.
Tiere sind Geschöpfe Gottes, und ihre Bedeutung für den Menschen verdient Anerkennung – besonders im Moment des Abschieds. Der heilige Franz von Assisi hat bereits im 13. Jahrhundert Tiere als seine Geschwister bezeichnet. Auch der verstorbene Papst Franziskus hat in seiner Umwelt- und Sozialenzyklika „Laudato Si’“ darauf hingewiesen, achtsam gegenüber Tieren zu sein. Darüber hinaus beschreibt er die Auferstehung von einem universalen Standpunkt aus: „Das ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz einnehmen (…) wird.“
Gemeinsam lernen
Die Liebe Gottes umfasst die ganze Schöpfung – ohne die besondere Würde des Menschen zu relativieren. Daher darf in der Seelsorge der Schmerz, wenn ein Haustier stirbt, nicht übersehen werden. Segensreiche Rituale können helfen, die Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit auszudrücken und Raum für Trauer und Trost zu geben. Auch über die Frage, ob Tiere in einem abgegrenzten Bereich eines humanen Friedhofs bestattet werden dürfen, kann man näher nachdenken. Trauernde zu trösten ist auch dann ein Werk der Barmherzigkeit, wenn ein geliebtes Haustier stirbt. Als Kirche werden wir gemeinsam lernen, wie wir in solchen Situationen seelsorglich begleiten und Rituale anbieten können.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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