Wort zum Sonntag von P. Franz Gassner SVD
„… und gebt Gott, was Gott gehört!“

P. Franz Gassner SVD (3. Reihe, r.) mit Theologie-AbsolventInnen der St. Joseph Universität in Macao. Die Studenten kommen aus zahlreichen südostasiatischen und portugiesischsprachigen Staaten, studieren u. a. Philosophie, Theologie, Psychologie, Erziehungs- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft, Architektur und Umweltwissenschaften. Macao, seit 1999 eine Autonome Region Chinas (S.A.R.), ist als ehemalige portugiesische Kolonie ein Ort des Studierens und Brückenbauens zwischen China und Europa. 
 | Foto: zVg
  • P. Franz Gassner SVD (3. Reihe, r.) mit Theologie-AbsolventInnen der St. Joseph Universität in Macao. Die Studenten kommen aus zahlreichen südostasiatischen und portugiesischsprachigen Staaten, studieren u. a. Philosophie, Theologie, Psychologie, Erziehungs- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft, Architektur und Umweltwissenschaften. Macao, seit 1999 eine Autonome Region Chinas (S.A.R.), ist als ehemalige portugiesische Kolonie ein Ort des Studierens und Brückenbauens zwischen China und Europa.
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Weltmissionssonntag verweist darauf, dass wir die frohe Botschaft empfangen haben, persönlich-individuell, in unserer Familien- und Lerngeschichte, aber auch als Kultur oder Land. „Weltmissionssonntag“ meint auch, unser Glaube ist global, ist relevant für alle Menschen, Kulturen und Zeiten. Für die Weitergabe des Glaubens tragen wir Verantwortung, im Kleinen und im Großen. Dankbar denke ich hier an meine Familie, Nachbarn, Verwandten, Priester und Religionslehrer/innen im Mostviertel. Auch heute braucht die frohe Botschaft dringend Zeugen, gleich hier ums Eck oder in der weiten Welt.

Hier in Asien wächst das Interesse am Christentum auch unter jungen Menschen. Viele suchen nach Antworten und Sinn in zentralen Lebensfragen, schon vor der Pandemie. Im heutigen Evangelium gibt Jesus eine historische Antwort auf eine wichtige Lebensfrage, mit höchster praktischer Relevanz, auch hier in China. Jesus erweist sich – wieder einmal – als der wahre Befreier aller Völker und Kulturen, vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang.
Wir kennen die Szene. Einige Schüler der Pharisäer und Herodianer versuchen Jesus eine Falle zu stellen. Praktisch überrumpeln sie ihn öffentlich im Tempel, zwingen ihn, politisch Stellung zu beziehen bezüglich der sehr heiklen Frage der Erlaubtheit, dem Kaiser die Kopfsteuer zu zahlen. Alle Männer, Frauen und Sklaven von 12 bis 65 Jahren mussten diese Steuer abgeben seit der Bestellung eines römischen Statthalters für die Provinz Judäa im Jahr 6 n. Chr. Tagein, tagaus machte diese Kopfsteuer den Juden ihre politische Abhängigkeit bewusst. Die Steuer war auch ein religiöses Problem, da das romanische Geld eine menschliche Person zeigt, der göttliche Verehrung zugesprochen wurde.

Hinterhältige Fallensteller

Die Steuerfrage berührte die Frage nach der Erlaubtheit vor Gottes Gebot, z. B. dem biblischen Bilderverbot. Aber die eigentliche Absicht der Fragesteller war, Jesus zu „fangen“, ihn zu „legen“! Er bekommt ein Problem, egal wie er antwortet. Antwortet Jesus mit ja, dann ist er religiös unten durch bei den Juden. Antwortet er mit nein, dann droht ihm eine Anzeige als politischer Revoluzzer bei den Römern.

Jesus durchschaut diese Falle und erkennt die böse Absicht im Herzen, wie er alle unsere unlauteren Mogelpackungen erkennt und aufdeckt. Er nennt seine Fallensteller „Heuchler“ und wendet sich gegen boshafte Oberflächlichkeit gepaart mit Gottlosigkeit. Geschickt lässt er sich eine kaiserliche Münze zeigen, ein Symbol der Macht und des Wirkungsbereiches des römischen Kaisers, dessen Herrschaftsgebiet sich mit dem Gültigkeitsbereich der Münze deckt. Flugs haben sie eine kaiserliche Münze bei der Hand, mitten im Tempel. Nach jüdischem Empfinden verletzt das Bild des Kaisers und ihre Aufschrift die Würde des Ortes. Indem sie Jesus im Tempelareal einen römischen Denar vorweisen, überführen sie sich selbst ihrer utilitaristischen (nützlichkeitsorientierten, Anm. d. Red.) Moral, ihrer Gedankenlosigkeit und Doppel­mo­ral. Die Schlinge, die sie legten, umschließt sie selber.

Jesus gibt eine heilsame Lehre mit auf den Weg, mit höchster Relevanz, nicht nur hier in China. Das aufgeprägte Bild des Kaisers ist Anlass für ihn, festzustellen, dem „Kaiser zu geben, was dem Kaiser gehört“. Christen unterstützen Regierungen, wenn sie dem Gemeinwohl dienen, sprich: dem Menschen. Und sie beten für jene, die Regierungsverantwortung tragen. Vielleicht war das mit ein Grund für Papst Franziskus, im Jahr 2018 eine provisorische Vereinbarung mit der Regierung Chinas einzugehen.

Aber keine politische und weltliche Macht ist absolut. Sie bleibt bezogen und umfangen von der weitaus größeren Macht und Bedeutung Gottes. „Und gebt Gott, was Gott gehört!“ Mit dieser heilsamen Grenzziehung öffnet Jesus die Tür zur Bewahrung der Menschenwürde und echter Freiheit. Und Jesus wird selber zum Garanten dafür, als Eckstein unserer Heilsgeschichte.

Als „Kinder Gottes“ gehören wir alle zu Gott, sind jeden Tag gerufen, „ihm zu geben“, d. h. vollkommen zu werden, „wie der Vater im Himmel vollkommen ist“. Und im Zweifelsfall gilt natürlich, Gott mehr zu gehorchen als dem Menschen (Franz Jägerstätter). Nur das wird unsere Probleme lösen, auch in politischer Hinsicht! Und obendrein, jede weltliche Macht ist vergänglich, und gibt sie sich noch so imperial. Eine „Eintagsfliege“ vor Gottes Angesicht! Gottes Herrschaft jedoch ist stabil und endgültig. Ein ständiges Umdenken, eine tägliche Umkehr (metanoia) zum lebendigen Gott hat heilsamen Vorrang vor allen persönlichen, politischen und nationalen Interessen, so dass „sein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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