Wort zum Sonntag - von P. Leopold Muttenthaler SDB
Jesus verkündet mit Vollmacht

In vielen Ländern setzen sich Salesianer für junge Menschen ein, um ihre Talente zu fördern und ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen. Im Bild P. Rudolf Osanger mit Jugendlichen im Don Bosco Haus in Wien.
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  • In vielen Ländern setzen sich Salesianer für junge Menschen ein, um ihre Talente zu fördern und ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen. Im Bild P. Rudolf Osanger mit Jugendlichen im Don Bosco Haus in Wien.
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Wer beim Besuch einer Kirche die Atmosphäre des Kirchenraumes auf sich wirken lässt, spürt eine Ruhe, die den Beter umfängt. In manchen gotischen Kirchen sind wunderbare Flügelaltäre zu sehen, die biblische Szenen zeigen. Das Markus-Evangelium stellt uns in Form einer dreiteiligen Bildertafel das Wirken Jesu dar. In der Bildmitte ist Jesus dargestellt, der im Gebet versunken ist, auf dem linken Bild Jesus, der den Besessenen heilt und rechts Jesus, der den Menschen die Botschaft vom Reich Gottes verkündet. Dieses dreifache Jesusbild eröffnet einen Zugang zum Geheimnis des Messias und seiner Sendung.

Das heutige Evangelium zeigt uns die beiden äußeren Bilder. Wir erfahren vom Evangelisten Markus nicht den Inhalt der Verkündigung Jesu; er beschreibt vielmehr die Wirkung, die Jesus bei den Zuhörern hervorrief. Die Menschen sind betroffen, sie fühlen sich durchschaut bis auf den Grund ihrer Seele. Seine Botschaft ruft verschiedene Reaktionen hervor: Die einen erfahren die Liebe Gottes, die tröstet und aufrichtet, andere hören kritisch zu, für einen Zuhörer aber ist diese Rede unerträglich, er schreit die Frage hinaus: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Was willst du eigentlich von mir/uns? Lass mich/uns in Frieden!“

Markus bezeichnet den Menschen, der die Rede Jesu nicht angenommen hat, als einen „von einem unreinem Geist Besessenen“. Der Bibelkenner Fridolin Stier übersetzt das griechische Wort unrein (à-kathártos) für uns verständlicher: Er spricht von „Abergeistern“ oder Widerspruchsgeistern. Uns wohl bekannt sind Aussagen, in denen wir ein „aber“ einfügen, wenn wir sagen: „Aber das geht zu weit“ oder „ich mache mit, aber nur unter einer Bedingung“ usw. Damit stellen wir das Gesagte infrage, stellen Bedingungen und behindern die Entfaltung des Lebens. Im Grunde steckt hinter allem Widersprüchlichen, Zerrissenen und Abgespaltenen der Abergeist.

Jesus heilt und befreit

„Er verkündete wie einer, der Vollmacht hat“, heißt es bei Mk 1,22. Dies deutet schon darauf hin, dass er mit der Autorität Gottes spricht, mit Worten, die bleiben (vgl. Mk 13,31). In der Synagoge wird also Jesus von den unreinen Geistern angeschrien und angefleht, sie nicht zugrunde zu richten. Sie spüren in ihm den Heiligen Geist, sie sagen dies auch: „Du bist der Heilige Gottes!“

Jesus weicht vor den Abergeistern nicht zurück, vielmehr weist er mit Vollmacht den unreinen Geist in Schranken. „Schweig, verlass ihn.“ Für den Mann kann dies heißen: „Lass doch los, was dich gefangen hält, lass los, was in dir zerbrochen ist!“ Dann zerrte ihn der unreine Geist hin und her – und es löste sich die Verkrampfung.

Wenn Altes – z. B. schmerzhafte Erfahrungen aus der Kindheit, negative angstvolle Erlebnisse – bewusst werden und aufbrechen, kann dies schmerzen, aber schließlich zur Heilung führen.
 
Jesus ist nicht nur der Befreier, er ist auch die Medizin, indem er beim anderen Vertrauen weckt. Die Heilung geschieht, wenn wir uns ihm anvertrauen und ihm unser Leben hinhalten – und sei es nur mit einem kurzen Gebet: „Herr, heile, was verwundet ist.“

In Jesu Reden und Tun wird den Zuhörern ein Gott der Liebe vermittelt, der aufruft, diese Liebe in ihrem Leben zu verwirklichen. Sein Auftreten in Vollmacht ist erfüllt von der Liebe zu allen Geschöpfen auf der Erde.
Diese Vollmacht der Liebe meint aber nicht: stark sein, keine Schwäche zeigen, sich durchsetzen, sondern sie lässt auch die Schwäche zu. Es geht nicht darum, immer den geraden Weg zu gehen, Jesus selbst macht sogar Umwege, um den Menschen nahe zu sein. Er sucht diejenigen, die nichts gelten, die aber eine Sehnsucht in sich tragen, auf der Suche sind, aber noch nicht am Ziel. Jesus zeigt einen Vater, der geduldig ist und warten kann, der barmherzig ist und verzeiht.

Liebe verwandelt

Auch in unserer Zeit gibt es Menschen, die den Menschen Gottes Liebe spüren lassen. Ebenso geben uns die Heiligen ein Beispiel – sei es Papst Johannes Paul II., Pater Pio von Pietrel­cina oder Hildegard Burjan, die Gründerin von Caritas Sozialis und natürlich Don Bosco, dessen Gedenktag die Kirche am 31. Jänner begeht. Er war ein Modell für die Liebe, die Gott den Jugendlichen geben möchte.

Er lebte im 19. Jhdt. und sah er die Not der Jugendlichen in Turin. Als Neupriester (1841) verbrachte er die Freizeit mit ihnen, errichtete Schulen, Wohnheime und Lehrwerkstätten.
Don Bosco vermittelte seinen Jugendlichen drei wichtige Erfahrungen:
1. Sie erhielten eine gute Ausbildung, die sie befähigte, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Dafür erstellte er auch erste Lehrverträge, die eine Qualifizierung gewährleisteten.
2. Er schuf für sie ein Zuhause, wo jeder einzelne anerkannt wurde und seine Talente in der Gruppe entfalten konnte.
3. Don Bosco unterwies die Jugendlichen im Glauben und lehrte sie vertrauensvoll zu beten; er lud sie zur Beichte und zum Gottesdienst ein. Er lebte selbst aus dem Vertrauen auf Gott und besonders auf Maria, die er als Hilfe der Christen verehrte und ihr alle großen Vorhaben anvertraute. Wie Jesus ging er liebevoll mit den Jugendlichen um und ließ sie sein Wohlwollen spüren, indem er ihnen sagte: Du bist von Gott geliebt.
Er wollte tüchtige Staatsbürger und vom Geist Christi geprägte Menschen heranbilden. Sein Ziel war es, an einer Welt mitzubauen, in der Menschen in Frieden zusammenleben.
Heute wirken verschiedene Ordens- und Säku­larinstitute in der Nachfolger Jesu und im Geiste Don Boscos an vielen Brennpunkten der Welt. Auch junge Volontäre/innen sind als Botschafter der Freude im salesianischen Geist unterwegs in Ländern Südamerikas, Afrikas und Asiens.
Der Jesuit Papst Franziskus hat selbst Einrichtungen der Salesianer in Südamerika kennengelernt und weiß, wie wichtig und „not-wendend“ die spürbare Nähe zu den Menschen ist, und möchte auch uns wie Jesus damals zurufen: „Kommt und folgt mir. Nehmt euch mit besonderer Sorge und Liebe der Armen, der Kinder und Jugendlichen an, besonders der Kranken.“

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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