Wort zum Sonntag von Patrick Schöder OSB
Hab Geduld mit mir!

Durch Jesus erkennen, dass Vergebung die Tür ist, die zur Versöhnung führt. | Foto: tusumaru – stock.adobe.com
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Barmherzigkeit als Grundhaltung. Das Thema der Vergebung durchzieht das ganze Evangelium. Der Gedanke vom versöhnten Miteinander vom letzten Sonntag wird in den Schriftlesungen weiter entwickelt. Der Evangelist will der Gemeinde bewusst machen, dass der Mensch unversöhnt nicht vor Gott treten kann. Vergebung und Versöhnung sind Voraussetzung für eine gesunde Gottesbeziehung und treffen den eigentlichen Kern der Botschaft des Herrn: Muss ich nicht selber barmherzig sein, wenn ich erwarte, dass andere auch barmherzig mit mir sind?
Papst Franziskus betont immer wieder, dass das, was aus menschlicher Sicht unmöglich, manchmal vielleicht sogar undurchführbar erscheint, Jesus allein durch die Macht des Kreuzes möglich und frucht­bar machen kann. Im Kreuz zeigt Gott, dass jede Schuld getilgt, jede Wun­de geheilt und ein versöhntes Miteinander Realität werden kann.

Darin zeigt sich auch das christliche Menschenbild. Der Mensch, der als Abbild des Schöpfers das Göttliche in sich trägt, ist für das Gute bestimmt. Durch den Sündenfall neigt er jedoch zum Bösen und lässt sich immer wieder verführen. Trotz allem schenkt uns Gott die Gnade der Umkehr und der Vergebung, die wir einander weiter schenken dürfen.

Vergib uns unsere Schuld

Täglich bitten wir Gott im Vaterunser-Gebet, uns unsere Sünden zu vergeben, „wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Wenn der Mensch nicht bereit ist zu verzeihen, loszulassen, einem andern die Schuld zu streichen, wie können wir dann ehrlich um Frieden und Versöhnung beten?
Durch die Erzählungen im Evangelium nimmt uns Jesus an der Hand und hilft uns, die Welt mit anderen Augen zu betrachten, mit seinen Augen zu sehen. Wir erkennen, dass Vergebung die Tür ist, die zu Versöhnung führt. Indem der Herr uns aufträgt, einander uneingeschränkt zu vergeben, fordert er uns auf, etwas Radikales zu tun, doch wir dürfen auch nicht vergessen, dass er uns die Gnade schenkt, es auch zu vollbringen.

Wege der Versöhnung

Um dem gleichen Schicksal wie der unbarmherzige Knecht zu entgehen, muss der Mensch den Appell des Herrn ernst nehmen: „Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.“ Damit werden wir alle in die Pflicht genommen, nicht nur um Vergebung unserer Schuld zu bitten, sondern die Vergebung, die wir durch Gott zuerst erfahren haben, unseren Mitmenschen weiter zu schenken: das ver­söhnende Gespräch zu suchen, die sakramentale Lossprechung in der Beichte zu empfangen, gemeinsam oder alleine miteinander und füreinander zu beten, regelmäßig in der Heiligen Schrift zu lesen, mit einem offenen Herzen anderen Menschen zu begegnen.

Als erlöste Menschen tragen wir das Potential der Versöhnung in uns. Wir müssen einfach über unseren eigenen Schatten springen lernen, denn wir können barmherzig sein, weil Gott barmherzig ist. Wieder kommt es darauf an, dass wir uns auf Jesus Christus, auf den Auferstandenen ausrichten. Er ist der Maßstab für das unendliche Erbarmen Gottes. Die große Herausforderung liegt darin, achtsam die sich jeweils in der Gegenwart bietenden Möglichkeiten zu leben und ihnen in angemessener Weise in die Tat umzusetzen. Wenn wir Gott in und durch uns wirken lassen, dann wird unsere Bereitschaft, anderen Menschen zu vergeben, mehr und mehr die Züge von Gottes Güte und Liebe annehmen. Öffnen wir die Augen unseres Herzens für die Liebe Gottes, denn gerade in der Vergebung kennt Gott keine Grenzen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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