Sommerserie: Pfarrkirche Waidhofen an der Ybbs
Kulturjuwel und Glaubensoase
- hochgeladen von Wolfgang Zarl
Ja, etwas überraschend sei es doch gewesen, dass die Stadtpfarrkirche Waidhofen/Ybbs zu einer der 13 diözesanen Kirchen der Hoffnung erwählt wurde – positiv überraschend natürlich. Pfarrer Christian Poschenrieder, der die Waidhofner Pfarren sowie Böhlerwerk seit einem Jahr leitet und zudem Missio-Diözesandirektor ist, freut sich über diese Erwählung. Geweiht ist die Kirche den heiligen Maria Magdalena und Lambert von Lüttich.
Poschenrieder hat die Pfarre von Msgr. Herbert Döller übernommen, der sie stark geprägt und viele Initiativen gesetzt hat. Der neue Pfarrer empfindet „seine“ Kirche als stimmungsvoll, vor allem die Marienkapelle habe eine besondere Atmosphäre. Dort ist tagsüber immer Anbetung. Für Gläubige aus der Region ist das Gotteshaus auch als „Fatima-Kirche“ von Bedeutung.
Gebetstour zu den 13 Kirchen
Auch mehrere Pilgergruppen, die anlässlich des Heiligen Jahres auf dem Weg nach Rom waren, besuchten die Pfarre bereits. Eine besonders schöne Initiative hat der Leiter des Pfarrverbands Maria Hilf im Perschlingtal, Pfarrer Josef Balteanu, ergriffen, erzählt Poschenrieder. Balteanu besuchte mit Pfarrangehörigen alle 13 diözesanen „Kirchen der Hoffnung“ – und feierte überall heilige Messen.
Für das diözesane Pilgerarmband kann man sich in der Pfarrkirche den Buchstaben G holen – und dieser müsse oftmals nachgeliefert werden, so Poschenrieder. Hat man alle „Buchstaben-Perlen“ für das Armband zusammen, ergibt sich das Wort „Heiliges Jahr 2025“; auch das Beichtheftchen von Missio erfreue sich am Heilig-Jahr-Tischchen, das gleich beim Eingang in die Kirche aufgestellt ist, großer Beliebtheit.
Für Pfarrer Poschenrieder zählt neben der Wallfahrt der Legion Mariens die Wallfahrt von Missio St. Pölten und Missio Linz am 3. Oktober nach Waidhofen/Ybbs zu den Höhepunkten des Jubiläumsjahres.
Wunderschöne Ybbstal-„Metropole“
Waidhofen an der Ybbs gilt wegen seiner einzigartigen Verbindung von historischer Substanz und modernem Leben, eingebettet in eine idyllische Naturlandschaft, als besonders. Wer durch die malerischen Gassen von Waidhofen an der Ybbs schlendert, hört schon von weitem das Läuten der Turmglocken. Sie gehören zur Stadtpfarrkirche, die sich weithin sichtbar über die Dächer erhebt. Wie ein stiller Wächter begleitet sie seit Jahrhunderten die Geschichte der Stadt – und wird im Heiligen Jahr der Diözese St. Pölten als eine der 13 „Kirchen der Hoffnung“ neu in den Blick gerückt.
Geschichte aus Stein und Glas
Die Anfänge des Gotteshauses reichen ins Hochmittelalter zurück. 1186 wird die Kirche erstmals als Kapelle in einer Seitenstettner Urkunde genannt, 1267 wird sie Pfarrkirche unter dem Patronat des Bistums Freising. Die Kirche präsentiert sich als einheitlicher Neubau des ausgehenden 15. Jahrhunderts.
Die mächtige Hallenkirche mit dem barockisierten Turm prägt das Erscheinungsbild der „Stadt der Türme“ und präsentiert im Inneren einen spätgotischen Flügelaltar, mystische Glasfenster in gotischem Rahmen sowie zwei Seitenaltäre mit gotischen Elementen und eine zentrale Altarinsel in zeitgenössischen Formen. Die Orgel baute1 976 Bruno Riedl in das barocken Gehäuse von 1762 ein.
Jede Generation hat hier etwas hinterlassen – und so erzählt jeder Stein auch vom Leben der Menschen.
Ein Ort, der lebt
Doch die Kirche ist kein Museum. Wer werktags vorbeikommt, findet offene Türen. Menschen zünden Kerzen an, setzen sich in die Bänke, suchen Stille im Alltag. Eine ältere Frau erzählt: „Wenn ich hier sitze, spüre ich Ruhe und Kraft. Das gibt mir Hoffnung, egal wie schwer die Woche ist.“
Belebt wird die Kirche durch das Engagement verschiedenster Gruppen: der Lamberti-Chor gestaltet Gottesdienste musikalisch; engagierte Frauen und Männer setzen sich für eine lebendige und kindgerechte Gestaltung von Messen und anderen Feiern für Kinder und Familien ein; die Pfarrcaritas-Gruppe sorgt sich aus Nächstenliebe um Menschen in Not ein; das Nachhaltigkeitsteam sorgt sich um die Schöpfung; die Katholische Jugend trifft sich regelmäßig zu diversen Aktivitäten; sehr engagiert ist auch das Katholische Bildungswerk.
Die Aufnahme in das Projekt „Kirchen der Hoffnung“ gibt der Stadtpfarrkirche im Heiligen Jahr eine besondere Rolle. Ziel der Initiative ist es, Menschen in den Kirchen Räumen für neue Perspektiven zu öffnen. In Waidhofen geschieht das auch durch Themenführungen zur Schöpfung, durch Segensfeiern für Familien oder durch Aktionen, die Spiritualität und Nachhaltigkeit verbinden.
Ein Licht für die Stadt
Wenn abends die Sonne durch die hohen Fenster der Pfarrkirche fällt, dann taucht sie das Kirchenschiff in ein warmes, goldenes Licht. Viele Besucher bleiben dann kurz stehen, blicken hinauf und atmen durch. Vielleicht ist es genau dieser Moment, in dem die Botschaft spürbar wird, die die Kirche im Heiligen Jahr vermitteln möchte:
Hoffnung ist mitten im Leben zu finden – in einem offenen Raum, in einem stillen Gebet, in einer Gemeinschaft, die trägt.
Die Stadtpfarrkirche Waidhofen/Ybbs – sie ist Geschichte, Glaubensort und Kulturdenkmal. Doch im Heiligen Jahr wird sie noch mehr: eine Kirche der Hoffnung im Herzen der Stadt. Ähnlich betonte Bischof Alois Schwarz die Bedeutung des Heiligen Jahres bei einem Gottesdienst in Waidhofen: Das Jubiläumsjahr sei eine Zeit des Aufbruchs, der Umkehr und der geistlichen Vertiefung. Besonders hob er die Rolle jedes Einzelnen als „Pilger der Hoffnung“ hervor, die mit Vertrauen, Mut und Glauben ihren Weg gehen.
Autor:Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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