Museum am Dom St. Pölten
Europäische Entdeckungen und Erfindungen

Christus als Apotheker – das Bildnis entstand um das Jahr 1657 und ist eine Leihgabe des Stadtmuseums St. Pölten. | Foto: Stadtmuseum St. Pölten
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  • Christus als Apotheker – das Bildnis entstand um das Jahr 1657 und ist eine Leihgabe des Stadtmuseums St. Pölten.
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Europa und seine vielfältige Geschichte steht im Zentrum der Jahresausstellung 2022 des Museums am Dom. Die Ausstellung wurde im Rahmen des European Digital Treasure-Projektes in Zusammenarbeit mit europäischen Nationalarchiven sowie dem Diözesanarchiv St. Pölten gestaltet. Im dritten und letzten Teil der Ausstellung stehen „Europäische Entdeckungen & Erfindungen“ im Mittelpunkt.

Hinter jeder Erfindung verbergen sich Geschichten: Der Erfindungsreichtum und die intellektuelle Brillanz vieler Entdecker gepaart mit Kühnheit und Entschlossenheit sind die Basis großer Errungenschaften. Die Objekte der Ausstellung erzählen diese Geschichten auf einzigartige Weise – von der Entdeckung der Neuen Welt im ausgehenden Mittelalter über wissenschaftliche Versuchsinstrumente aus dem 18. Jahrhundert bis hin zu dem Modell einer Dampfmaschine aus dem 19. Jahrhundert.

Drei Ausstellungspfeiler

Entdeckungen vereinen die Länder Europas seit Jahrhunderten in gemeinsamen Unternehmungen zum Wohle der Allgemeinheit: Die Geschichte der Entwicklung von Wissenschaft und technischem Fortschritt ist ein Paradebeispiel für internationale Zusammenarbeit. Neugier und der Wunsch nach einer Verbesserung der Lebensbedingungen sind die treibenden Kräfte, die zu Entdeckungen und Erfindungen führen. Unzählige Dokumente und Patente über alle Jahrhunderte hinweg zeugen vom Ideenreichtum der europäischen Forscher. His­torische Neuerungen schlagen sich besonders in den drei Bereichen Medizin, Energie/Indus­trie und Verkehr/Schifffahrt nieder. Dass der Fortschritt auf diesen Gebieten bis heute aktuell und wichtig ist, zeigen nicht zuletzt die medizinische Forschung rund um das Corona-Virus, das beständige Streben einer effizienteren Nutzung erneuerbarer Energien oder die Entwicklungen im Bereich des Elektroautos.

Himmelsglobus, Gerard Valk, um 1701, Congregatio Jesu St. Pölten | Foto: Museum am Dom
  • Himmelsglobus, Gerard Valk, um 1701, Congregatio Jesu St. Pölten
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Medizin. Medizinische Forschung hat in Europa eine entdeckungsreiche Geschichte. Wissenschaft und Glaube stehen sich dabei nicht im Weg: Vor allem Klöster waren oft Zentren der Kräuterheilkunde; so beschäftigte sich die Benediktinerin Hildegard von Bingen († 1179) intensiv mit der Heilung verschiedenster Krankheiten.
Die Betreuung von Kranken hatte im Chris­tentum als Akt der Nächstenliebe seit jeher einen hohen Stellenwert. Die Gesundheit und damit Arbeitsfähigkeit der Menschen waren immer eng an ihre Existenzgrundlage gebunden. War man krank, führte dies sehr rasch zu Verarmung und Not. Dieser Umstand nährte auch das Volksbrauchtum: Bitt- und Dankwallfahrten sind dafür ein eindrückliches Symbol. Eine Wallfahrt als letzter Ausweg bei einer unheilbaren Krankheit oder einem chronischen Leiden hängt eng mit der Medizingeschichte zusammen: Körperliche Gebrechen, Krankheiten und psychische Leiden wurden als Störung der Körperfunktion angesehen, die den Sündern als eine Bürde Gottes auferlegt oder als Werk des Teufels interpretiert wurde. Wer es sich leisten konnte, stiftete als Bitte oder Dank eine Votivgabe oder ein Votivbild.

Vor eben diesem Hintergrund der Dankbarkeit wurde das Gemälde „Christus als Apotheker“ gestiftet: Auf dem Tisch vor Christus stehen Arzneibüchsen mit Deckeln, die laut Signaturen verschiedene „Arzneimittel“ enthalten, wie etwa Liebe, Hoffnung, Geduld und Stärke. Ein goldener Kelch mit der Aufschrift „Glaube“ präsentiert die wohl wichtigste Zutat für das Seelenheil. Das Bildmotiv ist eine Allegorie für die göttliche Gnade und die Sündenvergebung und entspringt der religiösen Volkskunst.

Energie und Industrie.
Maschinen waren ein unverzichtbares Element der wirtschaftlichen Entwicklung Europas und der Welt, aber ihre Auswirkungen waren weit über den wirtschaftlichen Bereich hinaus spürbar. Man denke nur an den Einfluss des Fernsehens auf die moderne Welt oder an die Veränderung der Ess­gewohnheiten (Elektroherd, Kühlschrank) und die Art und Weise, wie sich Menschen kleiden (Nähmaschine, Waschmaschine).
Eine Vielzahl von Maschinen und industriellen Verfahren hat die Geschichte Europas vom 15. bis zum 20. Jahrhundert entscheidend geprägt. Der Plan einer Wassermühle und Einblicke in den Kohleabbau veranschaulichen verschiedene Formen der Energiegewinnung – die Diskussion um erneuerbare Energien und fossile Brennstoffe ist heute aktueller denn je.

Transportwesen und Schifffahrt. Als Christoph Kolumbus am 3. August 1492 unter spanischer Flagge in See stach, um westwärts einen Weg nach Asien zu finden, ahnte niemand, dass dieses Unterfangen die Welt verändern sollte. Seine erste Amerikareise war der Höhepunkt der zahlreichen Entdeckungsfahrten, die europäische Seeleute im 15. und 16. Jahrhundert unternahmen – dahinter standen immer wirtschaftliche Interessen der finanzierenden Herrscher. Die maritime Expansion Europas führte zur Kolonisierung vieler Teile der Erde; auch die weltweite Verbreitung des Christentums ist darauf zurückzuführen.

Bildchen der jungen Sisi aus dem Propsthof St. Andrä. | Foto: Propsthof St. Andrä
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Eine wichtige Grundlage für Seereisen waren Land- und Seekarten, aber auch Kenntnisse des Sternenhimmels. Durch die zahlreichen Entdeckungsfahrten wurden die geografischen Kenntnisse immer genauer. Neben Karten, die die neuesten Gebiete enthielten, stieg auch die Nachfrage nach Globen stark an – sie wurden zu einem Prestigesymbol und bildeten sowohl den Sternenhimmel als auch die Erde ab.

Die Schifffahrt entwickelte sich nicht nur auf dem Meer weiter – auch bei der Flussschifffahrt kam es stetig zu Weiterentwicklungen. So zeichnen einige Objekte in der Ausstellung die Entwicklung der Donauschifffahrt, auf einem der wichtigs­ten Flüsse Europas, nach. Die Frau von Kaiser Franz Josef, Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi, ist Zeit ihres Lebens viel gereist. In der Ausstellung werden ihr vermeintliches Reisebesteck sowie einige kleine Gemälde ausgestellt, die ihre Reisen dokumentieren.

Entdeckungen und Erfindungen vereinen die Länder Europas seit Jahrhunderten in gemeinsamen Unternehmungen zum Wohle der Allgemeinheit: Die Geschichte der Entwicklung von Wissenschaft und technischem Fortschritt ist ein Beispiel für internationale Zusammenarbeit. Neugier und der Wunsch nach einer Verbesserung der Lebensbedingungen sind die treibenden Kräfte, die zu Entdeckungen und Erfindungen führen und unser Leben stetig verändern. Der spanische Maler Pablo Picasso meinte einst: „Ich suche nicht – ich finde. Suchen ist das Ausgehen von alten Beständen. Finden – das ist das völlig Neue!“

Die Ausstellung

Im dritten Teil der Ausstellungstrilogie „Europa, wer bist du?“ geht es um „Europäische Entdeckungen und Erfindungen“. Die Ausstellung kann bis 30. Oktober besichtigt werden.

Öffnungszeiten:
Mi. und Fr. 10–17 Uhr
Do. 10–19 Uhr
Sa. 10–16 Uhr
So. und Feiertag 11–16 Uhr

Kosten bei allen Führungen:
Eintrittsticket (zwischen 2 und 6 €) plus 2 € für die Führung.

Führungen, Spezialführungen und Veranstaltungen:
Führungen finden jeden Donnerstag um 17 Uhr statt. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Treffpunkt ist um 16.50 Uhr vor dem Eingangsbereich des Museums.

Individuelle Führungen für Gruppen ab 10 Personen nur gegen Voranmeldung.

Anmeldung und Infos:
02742/324–333:
E-Mail: museum@kirche.at;
www.museumamdom.at.

Do.,15. September, 17 Uhr: Führung mit ICARUS-Mitarbeiter Dr. Karl Heinz.

Do., 29. September, 17 Uhr: Schwerpunkt-Führung: „Historische Donauschifffahrt“. Mit der Direktorin des Schifffahrtsmuseum Spitz Susanne Zanzinger.

Sa., 1. Oktober: Lange Nacht der Museen – abwechslungsreiches Programm bis 23 Uhr! Alle Details und Ticketinfo auf www.museumamdom.at

So., 2. Oktober, 11 – 16 Uhr: „ESCAPE Room im Museum! Mach dich auf die Suche nach einer gestohlenen Erfindung ...“. Timeslot reservieren unter www.sankt.online. Eintrittsticket: 4 €/6 €.

Do., 6. Oktober, 17 Uhr: Schwerpunkt-Führung: „Severinus Boethius und die Erfindung des Personenbegriffes“. Mit dem Leiter des Schulamtes
der Diözese Dr. Benedikt Michal.

Do., 13. Oktober, 17 Uhr: Schwerpunkt-Führung: „Von Amerika nach Seitenstetten: Wie ein Abt den Erdapfel entdeckte“. Mit den Kuratoren der Ausstellung „Die Erdäpfelpioniere“ Mag. Mathias Weis und
P. Benedikt Resch OSB. Verkosten Sie im Anschluss Erdäpfelsalat und Ausstellungswein.

Do., 20. Oktober, 17 Uhr: Schwerpunkt-Führung: „Vom wiedererlangten Verstand und christlichen Apothekern“ – Streifzug durch die Geschichte der Medizin und Psychologie. Mit Psychologin Elisabeth Taubinger.

So., 30. Oktober, 11 – 16 Uhr: Freier Eintritt am letzten Öffnungstag.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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