2,2 Milliarden ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser
Weltweiter Kampf ums Wasser

Ein Mädchen bei Bamako in Mali transportiert frisches Trinkwasser von der Quelle nach Hause. In manchen afrikanischen Staaten hat sich die Trinkwassersituation in den vergangenen Jahren gefährlich zugespitzt. | Foto: Ricardo Niels Mayer - stock.adobe.com
  • Ein Mädchen bei Bamako in Mali transportiert frisches Trinkwasser von der Quelle nach Hause. In manchen afrikanischen Staaten hat sich die Trinkwassersituation in den vergangenen Jahren gefährlich zugespitzt.
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Wasser ist in diesem Sommer zu einem zentralen politischen Thema geworden. Weltweit. Überschwemmungen in Österreich oder Slowenien; Dürren und Rekordhitze in Ostafrika, Südeuropa und den USA; sinkende Grundwasserspiegel und Milliardenschäden durch den zerstörten Kachowka Staudamm in der Ukraine.
Die Rede ist von einer globalen Wasserkrise. Selbst in Europa macht sich Unsicherheit breit. Eine Studie des Deutschen GeoForschungsZentrums mahnt, in den letzten 20 Jahren seien allein in Deutschland 15,2 Milliarden Tonnen Wasser aus den natürlichen Speichern verloren gegangen. Schon 2008 warnte Harald Welzer in seinem Buch „Klimakriege“ vor dem Zusammenbruch sozialer Ordnungen durch Wasserkrisen. 2012 mahnte ein Papier der US-Geheimdienste, in vielen für die USA wichtigen Staaten werde es zeitnah großen Wassermangel oder zunehmende Überflutungen geben.
In seinem kürzlich erschienenen Buch „Der Kampf ums Wasser. Im Jahrhundert der Dürre“ analysiert der Journalist Jürgen Rahmig das Konfliktpotenzial. Zwar gebe es noch keine Kriege allein ums Wasser, betont der Autor, der regelmäßig von der Münchner Sicherheitskonferenz berichtet. Doch künftig werde Wasser ein zentraler Faktor sein bei zwischen oder innerstaatlichen Spannungen, bei Flucht und Terrorismus.

Wer über Wasser verfügt, hat auch Macht – und die wird inzwischen oft genug rücksichtslos ausgeübt.

Drei Treiber möglicher Konflikte macht Rahmig aus: Den Klimawandel, der Dürren und Extremwettereignisse verstärkt und Menschen in die Flucht treibt. Das schnelle Bevölkerungswachstum, die Verstädterung und das Wachstum der Industrieproduktion. Weltweit werde heute sechsmal mehr Wasser verbraucht als noch vor 100 Jahren, so der Autor. Und drittens hat, wer über das Wasser verfügt, Macht – und die wird inzwischen oft genug rücksichtslos ausgeübt.

Auch Wolfgang Ischinger, Präsident des Stiftungsrates der Münchner Sicherheitskonferenz, betont im Vorwort die Dringlichkeit des Themas: „Wer über Wasser verfügt, hat auch Macht über andere und kann sie erpressen.“ Eindrucksvoll zeichnet Rahmig Konfliktlinien am Beispiel des Nils nach. Ägypten kommt massiv unter Druck, seit Äthiopien seinen eigenen Riesenstaudamm baut. Kairo droht mit Krieg, wenn am Unterlauf des Flusses nicht mehr genug Wasser ankommt, um die wachsende Bevölkerung zu versorgen – Ägypten ist zu 90 Prozent vom Nilwasser abhängig.

Auch die Türkei liefert ein Beispiel: Sie hat durch Dämme und Stauseen des Südostanatolien Projekts Zugriff auf Euphrat und Tigris. Sie nutzt das Wasser, um Baumwollplantagen zu betreiben – Pflanzen, die große Wassermengen brauchen. Sie setzt das Wasser aber auch im Konflikt mit den Kurden ein und droht, den flussabwärts liegenden Staaten den Wasserhahn zuzudrehen.

Bedrückend auch das Geschehen in der Sahelzone, wo Konflikte und Dürren mehr und mehr Menschen in die Slums der ausufernden Megastädte treiben. Trinkwasser, Nahrung und Arbeit sind dort knapp, die Zukunft sieht düster aus. Islamistische Terrorgruppen haben dann leichtes Spiel, Menschen zu rekrutieren.
Auch Europa ist keine Insel der Seligen, wie Hitzewellen und Überflutungen zeigen. Hier sinken die Grundwasserstände, und die Verteilungskämpfe – etwa durch Privatisierung von Quellen – haben längst begonnen.

Das Buch schlägt unter anderem Frühwarnsysteme für Naturkatastrophen vor, eine abgestimmte Wasserpolitik mit dem Bau von Talsperren und dem Erhalt von Wäldern oder auch eine Vernetzung von Großstädten, um Wasserver- und entsorgung zu verbessern. Ein Stichwort sind Schwammstädte, in denen versiegelte Flächen aufgebrochen und Räume geschaffen werden, um Regenmengen aufzufangen und zu speichern. Christoph Ahrens/KNA/Red.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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