Sommeraakademie in Gaming und Tagung in Amstetten
KAB: wichtige gesellschaftspolitische Diskussionen

Vernetzungstreffen zwischen kirchlichen und nichtkirchichen Arbeitnehmer-Vertretern in Gaming. | Foto: Wolfgang Zarl
  • Vernetzungstreffen zwischen kirchlichen und nichtkirchichen Arbeitnehmer-Vertretern in Gaming.
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Beim Studientag „Die ökosoziale Marktwirtschaft – von der Vision zur Realität“ der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) der Diözese St. Pölten begrüßte deren Vorsitzender Josef Riegler seinen Namensvetter Josef Riegler, Vizekanzler i. R., im Pfarrsaal von Amstetten-St. Stephan als Referenten. Dabei stellte man sich die Frage, wie das Pariser Klimaziel erreicht werden kann. Der frühere Vizekanzler skizzierte seine Vorstellungen einer ökosozialen Marktwirtschaft – der ehemalige Spitzenpolitiker gilt als einer der Vordenker dieser Wirtschaftsform. Diese positionierte Josef Riegler schon 1989. Der langjährige ÖVP-Politiker setzt sich seit vielen Jahren für die Global-Marshall-Initiative ein, die sich als integrative Plattform für eine Welt in Balance versteht. Es gehe dabei um den Ausgleich verschiedener Interessen: Klima, Wirtschaft, die Armen usw. Ziel sei es, Bedingungen für ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Der Überbeanspruchung des Planeten müsse entgegengesteuert werden. Von 1800 bis 2100 verzehnfache sich die Menschheit. Die Herausforderungen und Gefahren betreffen nicht nur das Klima und die Ressourcen. Riegler, der von der Katholischen Aktion Steiermark geprägt ist, mahnte: „Wir müssen rasch unsere Verhaltensweisen ändern, damit wir auf Dauer Gast auf diesem Planeten sind.“ Nicht das Klima oder die Erde müssten gerettet werden, diese „gibt es auch nach uns“, sondern vielmehr die Menschheit. Riegler nahm auch die Religionsgemeinschaften in die Pflicht, diese müss­ten wieder mehr Grundlagen zur Nachhaltigkeit aufbereiten. Er erinnerte an das Klimaabkommen von Paris: Das Zwei-Grad-Ziel beschreibt das Ziel der Klimapolitik, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius bis 2100 gegenüber dem Niveau vor der Industrialisierung zu begrenzen. Laut UNO ist es jetzt eine entscheidende Phase für die Menschheit. Verantwortung müss­ten, so Riegler alle Ebenen übernehmen: vom einzelnen Haushalt über die Wirtschaft bis hin zur Politik. Acht Milliarden Menschen leben auf der Welt, jeder sei ein Mosaiksteinchen, auf den es ankomme, ist Riegler überzeugt.

Der steirische Vordenker der ökosozialen Marktwirtschaft gibt sich optimistisch, dass eine ökosoziale Steuerreform im nächsten Jahr kommen werde. Dabei brauche es einen Ausgleich für jene, die weniger verdienen. Weiters sieht Riegler, dass es jetzt schon wichtige globale Netzwerke sowie viele Jugendliche gebe, die sich für den Klimaschutz einsetzen; auch neue Innovationen würden ihn zuversichtlich stimmen.

Klimawandel braucht Technik

Zum zweiten Teil des KAB-Studientages in Amstetten wurde der renommierte Klima- und Umweltstratege Alexander Simader als Referent eingeladen. Als Praktiker hat er schon viele Umweltschutz-Projekte umgesetzt. Er ging dabei unter anderem auf Fragen zum Elektroauto, Li-Ionen- Batterien, Wasserstoff und Windenergie ein. „Wir müssen schnell von der Kohlenstoff-Wirtschaft wegkommen“, ist auch für Simader klar. Aber jede dieser zukünftigen Technologien habe ihre besonderen Vor- u. Nachteile. Für ihn mache es keinen Sinn, den Wasserstoff als Energieträger voranzutreiben, da die Herstellung sehr energieintensiv sei. Ein weiterer Schwachpunkt liege darin, dass die Herstellung von Wasserstoff derzeit zu 98 Prozent auf fossile Energieträger basiert sei. Die Li-Ionen-Akkus sind seiner Meinung besser als der Ruf. Auch wenn derzeit noch die Frage der Entsorgung diskutiert werde, so sieht das Simader gelassen. Die Werkstoffe dieser Batterien lasse sich zu fast 100 Prozent rückgewinnen und es werde bei steigendem Anfall aus betriebswirtschaftlichen Gründenauch die entsprechenden Investitionen geben,um dies umsetzen zu können.

Grüne Energieträger wie Windkraft und Solarenergie würden aber auch entsprechende Infrastruktur wie Energiespeicher und leistungsfähige Netze benötigen. Dies sei eine große Herausforderung an die Politik und werde "leider oft von den betroffenen Anrainern bekämpt".

KAB-Sommerstudientagung in Gaming

Ein weiterer gesellschaftspolitischer Termin für die KAB war die Sommerstudientagung vom 30. August bis 1. September in der Kartause Gaming. Seit über 25 Jahren vernetzen sich dort kirchliche Arbeitnehmerfunktionäre mit Betriebsräten, Gewerkschaftern und Arbeiterkammer. „Damit werden Brücken gebaut“, erinnert KAB-Vorsitzender Josef Riegler an das früher schwierige Verhältnis zwischen Kirche und Arbeitern. Diese Vernetzung sei demokratiepolitisch bedeutend, so Riegler. Außerdem profitiere die KAB vom Expertenwissen der nichtkirchlichen Arbeitnehmervertreter. Heuer ging es u. a. um die Arbeitsmarktsituation aufgrund von Corona und um Demokratie.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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