Pflegekampagne der Caritas
„Es geht um ein Alter in Würde“

Caritasdirektor Hannes Ziselsberger | Foto: Caritas Diözese St. Pölten
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Im Monat September startet die Caritas alljährlich die Pflegekampagne. Caritasdirektor Hannes Ziselsberger geht es heuer dabei um zwei wichtige Botschaften: 1. Interessierten Mut zu machen, einen Pflegeberuf zu ergreifen. 2. Betroffenen und pflegenden Angehörigen Mut zu machen, sich frühzeitig Hilfe zu holen.

Mir liegt das Thema Pflege sehr am Herzen, denn wie wir unsere Kinder in die Welt begleiten und wie wir unsere alten Menschen am Ende des Weges begleiten, sagt sehr viel über unsere Gesellschaft aus. Beides sind Zeiten, wo der Mensch ganz viel Zuwendung braucht und beides sind Zeiten, wo man auch als Angehöriger Unterstützung braucht“, sagt Caritasdirektor Hannes Ziselsberger zur Pflegekampagne der Caritas im September. Bei den Kindern sei es so selbstverständlich, dass man ihnen in den ersten Lebensjahren ganz viel Zuwendung schenkt, auch bei den alten Menschen sollte das eine Selbstverständlichkeit sein, so Ziselsberger.

Der Großteil der Pflege in Österreich geschieht durch Angehörige: 42 Prozent der Pflegegeldbezieher werden durch ihre Angehörigen begleitet, knapp 32 Prozent durch mobile Diens­te, rund sechs Prozent durch 24-Stunden-Hilfen und 17 Prozent der Pflegegeldbezieher sind in Pflegeheimen untergebracht. Am kosteninten­sivsten ist dabei die Pflege in den Pflegeheimen, denn dort fließen 75 Prozent der gesamten Pflegeausgaben hinein. Ziselsberger: „Das zeigt: Zu Hause bleiben ist nicht nur ein Wunsch vieler Menschen, sondern ist für die Gesellschaft tatsächlich auch günstiger. Es ist aber immer eine wichtige persönliche Entscheidung, welche Form der Pflege in Anspruch genommen wird. Da gibt es keine besser oder schlechter, sondern das ist individuell zu betrachten.“

Pflege zu Hause

Die Pflege zu Hause kann sehr fordernd werden. Deshalb macht der Caritasdirektor den betroffenen Senioren und den pflegenden Angehörigen Mut, sich rechtzeitig professionelle Hilfe zu holen. In 35 Orten der Diözese ist die Caritas mit Sozialstationen präsent. Hilfswerk, Volkshilfe und das Rote Kreuz ergänzen das flächendeckende Sys­tem und ermöglichen Wahlfreiheit und ein dichtes Netz für mobile Betreuung und Pflege. In den Sozialstationen oder über die NÖ Pflege-Hotline (siehe Infobox) können sich Interessierte über die vielfältigen Hilfsangebote und Unterstützungen informieren. Ergänzend gibt es die Demenzberatung, die von der Caritas entwickelt und über den NÖ Gesundheitsfonds unentgeltlich angeboten wird, und über die man zeitnah abklären kann, ob eine Demenzerkrankung vorliegt. Ziselsberger: „Eine solche Diagnose kann sehr entlas­tend sein, weil man dann weiß: Jemand hat diese Erkrankung und damit hängt auch das Verhalten der Person zusammen.“

Die Zahl der Hochbetagten wird in den nächsten Jahren drastisch steigen. Nach Angaben der Statistik Austria gibt es bis zum Jahr 2025 über 580.000 Menschen in Österreich, die über 80 Jahre alt sein werden; im Jahr 2050 gibt es fast 1,2 Millionen Über-80-Jährige. Waren im Jahr 2016 18 Prozent der Bevölkerung im Pensionsalter, werden es ab 2023 mehr als 20 Prozent sein und ab 2035 mehr als 25 Prozent. Im Gegensatz dazu sinkt der Anteil der Erwerbstätigen von derzeit 62 Prozent auf weniger als 55 Prozent ab dem Jahr 2037.

Ziselsberger: „Wir werden eine Gesellschaft mit hochaltrigen Menschen, das bedeutet, dass immer mehr Menschen Unterstützung brauchen. Jeder Einzelne kann selbst dazu beitragen, so lange wie möglich fit und selbstständig zu bleiben, als Gesellschaft geht es darum, sich auf diese Veränderungen vorzubereiten.“ Der Caritasdirektor: „Wir wissen, dass wir ganz viele Nachwuchskräfte im Bereich Betreuung und Pflege brauchen werden. Die Caritas hat hier schon Weichen für die Zukunft gestellt und die Ausbildungsangebote erweitert.“
So öffnet die Caritas St. Pölten mit dem neuen Schuljahr ihr neues Bildungszentrum in Gaming: Die Schule für Sozialbetreuungsberufe bietet, wie die Caritasschule in St. Pölten, Ausbildungen in den Bereichen Pflege und Sozialbetreuung. Hannes Ziselsberger betont im Hinblick auf das Ausbildungsziel: „Uns geht es nicht nur darum, dass richtig gepflegt wird, sondern auch darum, dass das soziale Netzwerk des alten Menschen gut weiterfunktioniert und dass sich jeder Mensch in seiner gesamten Persönlichkeit so lange wie möglich einbringen kann. Es geht um ein Alter in Würde.“

Auch Kurzentschlossene können jetzt im Herbst noch mit der Ausbildung zur/zum Sozialbetreuer/in – auch berufsbegleitend – starten. Der Caritasdirektor macht auch Menschen jenseits des 30. Lebensjahres Mut zu dieser Ausbildung. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Mitarbeiter/innen, die reifer in diesen Beruf einsteigen, denn sie bringen wertvolle Lebenserfahrung mit und das hat sich sehr bewährt.“

Der Beruf bringt nicht nur eine nahezu 100-prozentige Arbeitsplatzsicherheit mit sich, sondern auch Zufriedenheit. Die Caritas bemühe sich nicht nur um eine faire Bezahlung, sondern auch um Rahmenbedingungen, in denen die Mitarbeiter/innen gut arbeiten können, betont der Caritasdirektor. Dass das gelingt, zeigt eine interne, anonyme Umfrage in der Caritas St. Pölten im Vorjahr: Dabei gaben 98 Prozent an, in ihrer Arbeit motiviert zu sein; 82 Prozent sagten, dass die Arbeit gut zu ihren Fähigkeiten passt. Ziselsberger: Diese Ergebnisse haben mich gefreut, weil das zeigt, dass unsere Mitarbeiter/innen ihre Arbeit gern tun. Und was man gern tut, tut man auch gut.“

Kontakt

Die 35 Sozialstationen in der Diözese St. Pölten können direkt im jeweiligen Ort bzw. in der Region kontaktiert werden. Infos auf: https://www.caritas-stpoelten.at/pflege.

Die Pflege-Hotline des Landes NÖ gibt ebenfalls Auskünfte unter der Tel. 02742/9005 - 9095 (Mo. bis Fr. von 8 bis 16 Uhr); per E-Mail unter: post.pflegehotline@noel.gv.at.

Das Demenz-Service NÖ ist eine Drehscheibe für die Demenzversorgung in Niederösterreich und steht bei Fragen rund um das Thema Demenz unter der Hotline 0800/700 300 (Mo. bis Fr. von 8 bis 16 Uhr) oder per E-Mail unter demenzservicenoe@noegus.at zur Verfügung.

Infos zur Ausbildung an den Caritasschulen erhält man direkt bei der Caritas unter
Tel. 02742/844-0 oder auch über die Homepage www.caritas-bigs.at.

Autor:

Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt

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