Edith Stein
Jüdin, Christin - Heilige

Edith Stein bei einem Besuch in Breslau (Aufnahmedatum unbekannt).
 | Foto: KNA
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Vor 80 Jahren ermordeten die Nazis die geborene Jüdin und Karmelitin Edith Stein in Auschwitz.
Es ist im Grunde immer eine kleine einfache Wahrheit, die ich zu sagen habe: Wie man es anfangen kann, an der Hand des Herrn zu leben. Wer sich den Händen des Herrn ganz übergibt, kann vertrauen, dass er sicher geleitet wird.“ Die Frau, von der dieser Satz stammt, hat diese Erkenntnis bis zum bitteren Ende ihres Lebens durchgetragen: Edith Stein starb vor 80 Jahren, vermutlich am 9. August 1942, in der Gaskammer von Auschwitz-Birkenau.

Edith Stein, am 12. Oktober 1891 als Tochter eines jüdischen Holzhändlers in Breslau geboren, strebte eine akademische Laufbahn an und wurde Assistentin von Edmund Husserl, dessen philosophische Lehre des Phänomenalismus sie vertrat. Zeitweise bezeichnete sie sich als Atheistin. In Köln beeindruckten sie Frauen, die schweigend in der Kirche vor dem Allerheiligsten beteten. Die Lektüre der Autobiografie der heiligen Teresa von Avila brachte sie auf eine neue Spur. Schließlich empfing sie am 1. Jänner 1922 in Bergzabern die Taufe. In der Folge unterrichtete sie an den Schulen der Dominikanerinnen in Speyer und hatte immer stärker das Verlangen, in einen Karmel einzutreten. Zugleich trat sie in der Öffentlichkeit mit Vorträgen zur Frauenfrage hervor.

Bleibende Verbundenheit mit dem jüdischen Volk

Im April 1933, nach der Machtergreifung Hitlers und dem Aufruf zum „Judenboykott“, schrieb sie Papst Pius XI. in der Hoffnung, die Kirche Christi möge „diesem Mißbrauch des Namens Christi“ Einhalt gebieten. Eine Antwort erhielt sie nicht. Auf Druck des Regimes gab sie als Jüdin ihre damalige Stelle am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster auf. In dieser unruhigen Zeit trat sie am 14. Oktober 1933 als Postulantin in den Karmel Maria vom Frieden in Köln ein. Ein halbes Jahr später erhielt sie bei der Einkleidung den Ordensnamen, mit dem dem sie heute auch im Heiligenkalender steht: Teresia Benedicta a Cruce.

1938 wurde die jüdische Herkunft der Karmelitin bekannt. Nach den Novemberpogromen entschloss sie sich zur Übersiedlung in den Karmel von Echt in den Niederlanden. Es gelang ihr, ihre Schwester Rosa, die sich inzwischen ebenfalls taufen lassen hatte, dorthin nachzuholen; sie war an der Klosterpforte tätig. Doch schon 1940 brachte die deutsche Besetzung der Niederlande neue Bedrängnis. Bemühungen zur Flucht der Schwestern blieben erfolglos.

Ab Juli 1942 kam es zu Massendeportationen von Juden aus den Niederlanden. Getaufte Juden waren vorerst ausgenommen. Doch als christliche Kirchen gegen die Deportationen protestierten, wurden als Reaktion darauf am 2. August 1942 244 zum Katholizismus konvertierte ehemalige Juden, darunter auch Rosa und Edith Stein, von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Die Konversion Edith Steins hatte zu einem schweren Zerwürfnis mit ihrer Mutter geführt. Sie verstand sich aber weiterhin auch als zum jüdischen Volk gehörend und fasste das geradzu als ihre Bestimmung auf. In einem Brief an ihre Mutter hatte sie an Ester erinnert, die „aus ihrem Volk genommen wurde, um für das Volk vor dem König zu stehen“. In diesem Bewusstsein ging sie auch in den Tod. Ihre letzten Worte sollen, an
ihre Schwester Rosa gewandt gewesen sein: „Komm, wir gehen für unser Volk!“

Papst Johannes Paul II. hat Edith Stein 1987 selig- und 1988 heiligge­sprochen. 1999 erhob er sie – und mit ihr die heilige Birgitta sowie die heilige Katharina von Siena – zu Patroninnen Europas. schl-

Autor:

Leopold Schlager aus Niederösterreich | Kirche bunt

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